Sträfliche Neugier
paar Tage an den Gardasee.
Herr Herzog muss mal ausspannen, und ich kann ihn mit den beiden Halbwüchsigen
doch nicht allein lassen, da muss ich schon mitkommen.«
Bei sich dachte Tim: ›Das wäre eine gute Gelegenheit.
Mal sehen, wie ich dann in das Haus gelange‹.
Später auf dem Nachhauseweg fragte Julia: »Magst du mir
nicht doch schon erzählen, wofür du eine Bewährungsstrafe bekommen hast?«
»Na gut. Also, das war eine Mordsdummheit. Ich hatte eine
Lehre als Elektromechaniker hinter mir und wurde dann zur Bundeswehr
einberufen. Als wir auf dem Kasernengelände zum nächtlichen Patrouillendienst
eingeteilt waren, brach ich mit einigen Kameraden ins Waffenmagazin ein. Wir
ließen ein paar Maschinenpistolen mitgehen, haben sie über den Zaun geworfen
und später abgeholt. Diese Schusswaffen konnten wir dann zu Superpreisen an
einen Waffenhändler verkaufen, der sich an einen meiner Kameraden herangemacht
hatte und durch den das alles zustande kam. Erst ein paar Wochen später wurde
das Fehlen der MP ’s bemerkt. Dummerweise hatten wir Fingerabdrücke
hinterlassen, und so konnte man uns bald darauf überführen. Es kam zu einer
Gerichtsverhandlung, wonach wir unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen
wurden. Weil ich mir vorher noch nichts hatte zu Schulden kommen lassen, wurde
ich zu einem Jahr Jugendhaftstrafe auf Bewährung verurteilt. Die Frist ist aber
längst abgelaufen, jetzt kann man mir nichts mehr anhaben.«
»Na, dann hoffe ich, dass du nie wieder so einen Blödsinn
machst.« Sie gaben sich die Hand.
»Vielleicht sehen wir uns ein andermal wieder! Jedenfalls
wünsche ich dir eine gute Reise«, rief Tim Julia noch im Weggehen nach.
Auf dem Heimweg dachte Julia bei sich: ›Irgendwas
gefällt mir an dem Mann nicht. Der scheint ein ganz persönliches Interesse an
dieser Schatulle zu haben . Warum nur?‹
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46
Der Einbruch
T im
hatte also in Erfahrung gebracht, dass das Herzogsche Haus während des Urlaubs
tatsächlich unbewohnt war und nutzte diesen Umstand spätabends zu einem
Einbruch. Als Handwerker hatte er kein Problem damit, die schwere Eingangstür
zu entriegeln. Im Licht seiner Taschenlampe betrat er das Wohnzimmer in der
Erwartung, dort die silberne Schatulle vorzufinden. Weil er den Verdacht eines
gewaltsamen Einbruchs und der Suche nach Wertgegenständen wecken wollte,
verteilte er den Inhalt von Schränken und Schubladen auf dem Boden. Aber alles
Suchen war vergeblich, so gründlich er auch alles durchwühlte.
Plötzlich hörte er, wie die Haustür aufgeschlossen wurde.
Schnell knipste er seine Taschenlampe aus und versteckte sich hinter einem
bodenlangen, dicken Fenstervorhang.
Jemand betrat das Zimmer und schaltete das Licht an. Tim
traute sich nicht, den Vorhang zu bewegen um zu sehen, wer es war. Eine
männliche Stimme rief ›O Gott!‹. Dann vernahm Tim laute Tritte auf der
ins Dachgeschoss führenden Treppe. Er verharrte weiter atemlos und mit
Herzklopfen hinter dem schweren Store. Nach wenigen Minuten erfolgte wieder
lautes Stapfen auf der Treppe, wonach die Haustür ins Schloss fiel.
Nun bekam es Tim doch mit der Angst zu tun. Vielleicht
hatte der Fremde seine Anwesenheit bemerkt? Schließlich hatten ja seine Schuhe
unter dem Vorhang herausgeragt. Und wenn der Mann gleich die Polizei
verständigte? Nicht auszudenken, denn schließlich war er vorbestraft! Rasch
schob er den Vorhang beiseite und verließ das Haus.
Die Herzogs kehrten bereits am nächsten Morgen vom Urlaub
zurück, einen Tag früher als beabsichtigt. Auf dem Weg zum Bäcker radelte Tim
an der Apotheke vorbei; davor stand ein Polizeiauto. Jetzt bestand für ihn
keine Chance mehr, doch noch an die Mixturen des Doktor Curtius zu gelangen.
Trotzdem kreisten seine Gedanken ständig um die Schatulle, die er sich
unbedingt besorgen musste, bevor sie sich Max holte: ›Wenn ich doch nur an
die Substanzen dieses Doktors drankäme , sagte er sich, was für
Möglichkeiten hätte ich! In Ameisengröße könnte ich unter der Tür hindurch in
unsere Bank kriechen und mir jede Menge Geld beschaffen!‹ Aufgrund seiner
Borniertheit bedachte er jedoch nicht, dass er als ameisengroßer Winzling nicht
einmal ein Centstück hätte von der Stelle bewegen können. Erst später sollte
ihm bewusst werden, wie irrsinnig diese Idee war.
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47
Die
Urlaubsreise
A ls
sie durch
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