Sträfliche Neugier
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Aufklärungsgespräche
A lle
erschienen pünktlich. Als Erster traf Tim ein, der die Schatulle in einer
Korbtasche trug. Kurz darauf kamen auch Claudia und Max. Im Wohnzimmer setzten
sie sich um den runden Esstisch. Auch Tom und Beate kamen dazu, denn samstags
war keine Schule. Mit einiger Neugier betrachteten sie Max und Claudia und
erinnerten sich wieder an die Zeit, als sie zu viert oft in dem damals noch
deren Eltern gehörenden Garten herumgetollt waren.
»Ich habe euch hierher gebeten, um Klarheit in eine etwas
mysteriöse Angelegenheit zu bringen. Tim, stellen Sie bitte die Schatulle auf
den Tisch!«
Tim hatte die Korbtasche neben sich abgestellt, nahm nun
die Schatulle heraus und stellte sie mitten auf den Tisch. Mit weit
aufgerissenen Augen sahen Max und Claudia das Objekt ihrer Begierde vor sich
stehen.
»Großer Gott!«, rief Max. Mehr konnte er nicht sagen, es
hatte ihm die Sprache verschlagen.
Tim schaute seinen Freund an: »Ja, Max, das ist die
Schatulle, die du bei dem Überfall letzten Mittwoch verlorst. Ich fand sie
zufällig bei der Suche nach deiner Brille, sie lag nicht weit davon im
Straßengraben, und wenn sie nicht das Sonnenlicht reflektiert hätte, dann hätte
ich sie gar nicht entdeckt. Ich wollte sie dir bringen, aber damit noch warten,
bis du wieder zu Hause bist. Es kam leider einiges dazwischen.«
Dann berichtete Tim von seinem
Einbruch in das Herzogsche Haus und seiner Verhaftung. Ludwig und Julia hörten
schweigend zu, und auch die beiden Jugendlichen verfolgten Tims Bericht mit
großer Anspannung. Tim öffnete nun den Deckel der Schatulle. Zunächst hielt er
den gelben Notizzettel hoch, damit alle ihn sehen konnten.
»Da steht anscheinend viel Unsinn drauf, ich werde daraus
nicht schlau. Seht mal:
13Z-22X-19U-24T-26P-14N-13K-18I-22F-15C-16A
Danach entfernte er den doppelten Boden der Schatulle,
woran ein kleines Bändchen flatterte als wollte es rufen › Da bin ich, da bin
ich!‹
»Habt ihr das schon gelesen?« Tim drehte den Boden
so, damit Max und Julia den darunter geklebten Zettel sehen konnten. »Da steht
alles drauf, hier, schaut mal!«
Max setzte die Brille auf und gemeinsam mit Claudia
studierte er den Text des Zettels, den Tim kürzlich entdeckt hatte.
»Diese Notizen hatten wir nie gesehen, ein wirklich
sonderbarer Text«, sagte Claudia. »Aber die Bedeutung des gelben Zettels ist
uns bereits bekannt. Wir hatten schon damals diesen Wisch entdeckt. Christian
Seiffert, den ihr ja kennt, hatte diese Hieroglyphen für uns entschlüsselt. Ich
habe die Dechiffrierung sogar dabei.« Claudia kramte in ihrer Umhängetasche und
entfaltete ein großes Blatt Papier. »Das hier ist der Klartext des gelben
Zettels.« Sie reichte das Schriftstück herum.
Eine Weile herrschte betroffenes Schweigen, dann meldete
sich Ludwig Herzog zu Wort:
»Wir wissen ja inzwischen, dass du, Max, der Einbrecher
warst, der unseren Kindern Mittwochabend Angst und Schrecken eingejagt hatte.
Aber Schwamm drüber, es ist ja nichts passiert, und bei dir hätte es schlimmer
ausgehen können.«
»Ja, du hattest uns ganz schön erschreckt«, rief Tom und
schaute Max vorwurfsvoll an, »und wir hatten geglaubt, dass du der Typ warst,
den wir später verfolgten!«,.
Julia hatte bisher die verschiedenen Äußerungen schweigend
verfolgt. Sie sah Claudia und Max an, die ihr gegenübersaßen: »Ich weiß nicht,
ob ihr euch noch an mich erinnert?«, fragte sie mit skeptischem Lächeln.
Max sah sie prüfend an und gab dann zu: »Tim hat neulich
bereits angedeutet, dass Sie die Frau Millert sind, die bei Doktor Curtius den
Haushalt führte, aber ich hätte Sie nicht wiedererkannt, ist ja auch schon eine
ganze Weile her.«
Jetzt mischte sich Ludwig Herzog ein: »Ja, und sie war es
auch, die als fünfzehnjährige zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Robert und
Doktor Curtius auf dem Münchner Oktoberfest mit der Achterbahn fuhr, wobei
Robert beinahe tödlich verunglückte.«
Tom und Beate starrten ihre Stiefmutter an, als käme sie
von einem anderen Stern. Claudia fasste sich schließlich ein Herz und sagte:
»Das ist ja unglaublich! Und wo steckt denn jetzt Ihr
Bruder Robert?«
»Der hat inzwischen seinen Namen geändert. Er heißt jetzt
Markus Mayrhöfer und lebt als Arzt in der Nähe von Passau. Das mit der
Namensänderung ist aber eine lange Geschichte, die kann ich euch später mal
erzählen. Und ich hieß früher Franziska Abel und hatte einen Kunstmaler namens
Paul
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