Sträfliche Neugier
deutete mit dem Zeigefinger auf eine
Eintagsfliege, die sich auf dem Henkel seiner Kaffeetasse niedergelassen hatte.
»Das wäre kaum auszudenken!«
»Vergiss es, Tim! Das alles ist doch schon so lange her und
ich mag auch nicht mehr daran erinnert werden! Das war ohnehin reiner
Schwachsinn, vermutlich hat uns Doktor Curtius nur an der Nase herumgeführt.
So, und nun muss ich weiter, der Haushalt ruft!«
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55
Die
Verhaftung
T im
hatte noch ein paar Stunden frei, sein Dienst begann erst am frühen Abend. Er
griff sich wieder die Schatulle aus dem Safe und betrachtete lange und
nachdenklich deren Inhalt. Besonders intensiv befasste er sich mit dem Zettel
auf der Unterseite des Zwischenbodens. Wenn er die Aufzeichnungen richtig
verstand, dann benötigte er zu allererst diese seltsame Viscurt-Paste. Tim
klappte sein Laptop auf und suchte über Google nach dem Stichwort Viscurt. Hier
gab es lediglich folgenden Eintrag:
VISCURT - Eingetragenes Warenzeichen für eine Emulsion mit extrem
hoher Viskosität, die 1960 von Doktor Martin Curtius in den USA entwickelt
wurde. VISCURT wurde ein Jahrzehnt lang in großen Mengen speziell von der
Mineralölindustrie verwendet, die Produktion wegen der technologischen Weiterentwicklung
jedoch bereits im Jahre 1970 eingestellt. Der Erfinder verstarb 1994 in
Burgstadt/Württ.
Das war eine riesige Enttäuschung. Die Paste, auf die er so
viel Hoffnung gesetzt hatte, war also nicht mehr erhältlich. Tim nahm eine
Ampulle nach der andern in die Hand. Ebenso betrachtete er die in der kleinen
Dose befindlichen, goldfarbenen Gelatinekapseln. Er scheute sich aber davor,
eine davon zu schlucken. Jetzt sah er keine Chance mehr für die Umsetzung
seiner Pläne. Er hatte vorgehabt, sich in die Burgstädter Sparkasse
einzuschleichen; durch den schmalen Spalt unterhalb der Eingangstür würde ihm
das leicht gelingen. Doch plötzlich wurde ihm bewusst, dass er einer total
verrückten Idee verfallen war. Als Miniaturwesen hätte er weder in einer Sparkasse
noch sonst wo etwas ausrichten können. Und überhaupt! Das mit den
Verkleinerungen war wirklich absoluter Schwachsinn! Wie dämlich war er doch
gewesen, an so etwas zu glauben.
Im Grunde genommen war er von seiner Tätigkeit bei den
Maltesern begeistert. Die Arbeit war interessant und verantwortungsvoll. Und
wenn er in den Wintermonaten hin und wieder als Skilehrer arbeitete, dann
reichte das Geld zum Leben. Er brauchte keine teure Wohnungsmiete zu bezahlen,
der Wohnwagen würde noch einige Jahre seinen Dienst tun und die Pacht für den
Stellplatz kostete nur wenig. Nein, er war froh, dass alles so gekommen war.
Und die Schatulle würde er Max überlassen, der konnte damit machen was er will.
Zwei Tage waren seit dem Überfall auf Max vergangen. Tim
war gerade dabei, die Schatulle zu schließen und wieder wegzuräumen, da klopfte
es an der Tür seines Wohnwagens. Als er öffnete, standen draußen zwei
Polizisten: »Sind sie Herr Timotheus Lorenz?«, fragte der eine Beamte.
»Ja, das bin ich, was gibt’s?« Tim hatte ein absolut reines
Gewissen.
»Wir müssen Sie leider festnehmen. Ihre Fingerabdrücke
wurden nach einem Einbruch in das Haus der Familie Herzog gefunden«, sagte der
andere Polizist und sah Tim mit Verachtung an.
Julia Herzog war nach dem Mittagessen in der Küche
beschäftigt, als es an der Tür klingelte. Als sie öffnete, begrüßte sie ein
Polizeibeamter.
»Guten Tag, könnte ich Herrn oder Frau Herzog sprechen?«
fragte der Beamte höflich.
»Ja, ich bin Frau Herzog, worum geht es denn?«
»Ich muss Sie bitten, mit mir aufs Polizeirevier kommen.
Wir glauben nämlich, den kürzlichen Einbruch bei Ihnen aufgeklärt zu haben. Es
handelt sich um einen jungen Mann, der behauptet, Sie zu kennen. Wir brauchen
Sie für eine Gegenüberstellung, das dauert höchstens eine halbe Stunde.«
»Ja, ich komme mit, bitte warten Sie einen Augenblick!«
Julia zog sich rasch einen Mantel über und fuhr mit dem Beamten zu der nur zwei
Autominuten entfernt gelegenen Polizeiinspektion.
Ein Polizist begrüßte sie freundlich und wies ihr den Stuhl
vor seinem Schreibtisch zu.
»Bitte nehmen Sie einen Moment Platz, ich komme sofort
wieder.«
Julia war ziemlich aufgeregt und fühlte sich hier äußerst
unwohl. Sie erinnerte sich wieder an das Jahr, in dem ihr Bruder Robby
verschollen war und sie heulend vor einem solchen Schreibtisch saß und
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