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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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direkt auf den Parkplatz vor dem Flughafengebäude, wo ihr Kontaktmann sie erwarten sollte.
    Langsam näherten sie sich einem Mann mit dem typischen südländischen Touch. Er war groß, schlank, trotzdem muskulös und hatte lange schwarze Haare, die er im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden trug. Seine modische Sommerkleidung, bestehend aus einer blauen Jeans und einem cremefarbenen, kurzärmligen Hemd ließen ihn recht jung erscheinen, obwohl er laut Lawren längst die Vierzig überschritten hatte und damit so alt war wie er selbst. Sein gesamtes Erscheinungsbild verlieh ihm ein leicht verwegenes Aussehen. Als er Lawren erkannte, lächelte er freudestrahlend.
    „Lawren!“, rief er enthusiastisch und kam ihm die restlichen Meter entgegen. „Mein alter Freund.“
    „Raoul!“, antwortete Lawren laut und versuchte, sich trotz der Krücken zu beeilen.
    „Lawren, mein Freund, endlich sehen wir uns wieder! Ich hatte niemals mehr damit gerechnet.“ Während er sprach, war deutlich sein spanischer Akzent herauszuhören.
    Beide Männer schlossen sich fest in die Arme, und ihre Wiedersehensfreude war richtig ansteckend, dabei kannten die vier Freunde diesen Spanier überhaupt nicht. Doch er schien einen offenen und herzlichen Charakter sein Eigen zu nennen. Langsam näherten sie sich den beiden, die sich kurz über die Reise und Lawrens Verstümmelung unterhielten, als Gillean plötzlich, wie vom Blitz getroffen, stehen blieb.
    Sein Herz schlug plötzlich rasante Purzelbäume, Schweiß trat ihm auf die Stirn und es lief ihm heiß und kalt den Rücken herunter. Das konnte nicht sein! Das war unmöglich! Und doch sah Raoul ihm nicht nur verdammt ähnlich, er war schlichtweg die ältere Ausgabe des Mannes, den seine verstorbene Mutter ihm immer und immer wieder auf einem Foto gezeigt hatte. Auf dem Bild stand jener Mann mit der schwangeren Cecilia Jaramago eng umschlungen an einem Strand und beide lächelten glücklich und verliebt in die Kamera. Der Schock saß so tief, dass er nicht einmal bemerkte, dass er Kimberlys Hand quetschte, die an seiner Seite stand und seine Veränderung skeptisch beobachtete.
    „Gillean! Du tust mir weh“, fluchte sie und kämpfte ihre Hand frei, die schon ganz weiß war. „Was ist bloß mit dir los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“
    Kimberlys lauter und ernster Ton brachte alle zum Aufhorchen und sie musterten Gillean verunsichert. Doch dieser reagierte nicht, er nahm um sich herum gar nichts mehr wahr außer diesen Spanier, den Lawren eben Raoul genannt hatte. Vielleicht hatte er sich ja auch nur verhört? Allerdings war Raoul auch ein typischer spanischer Vorname. Aber diese unheimliche Ähnlichkeit mit dem Mann auf dem alten Foto war nicht zu leugnen. Umso eindringlicher starrte Gillean ihn an, wobei der Mann ihn verlegen anlächelte. Damit waren alle Zweifel ausgeschlossen. Plötzlich wurden seine Beine weich wie Butter und er spürte eine nahende Ohnmacht. Der Boden gab unter ihm nach, und schockiert verlor er jeden Halt. Gerade noch rechtzeitig konnten Ryan und Aidan ihn halten, bevor er gestürzt wäre.
    „Hey, was ist mit dir?“, fragte Ryan beunruhigt.
    „Bringt ihn hier her“, sagte Raoul und zeigte auf einen schwarzen Mitsubishi Pajero, der nur ein paar Meter weiter weg parkte. „Das ist mein Wagen. Er soll sich setzen. Im Kofferraum ist etwas Wasser, ich denke er könnte davon etwas gebrauchen.“
    Gillean wurde mit vereinten Kräften zum Geländewagen gebracht, nahm blass und sprachlos auf der Rückbank Platz und bekam von Kimberly sofort eine Flasche Wasser gereicht, die er in einem Zug bis zur Hälfte austrank.
    Seine Freunde, Lawren und Raoul beobachteten ihn dabei besorgt. Ryan und Kimberly mutmaßten, dass es wohl am Wetter oder am Schlafmangel – oder an beidem – liegen musste, während Aidan bereits eine leise Ahnung hatte, sich aber nicht sicher war und deswegen lieber schwieg. Indes tauschten die beiden älteren Männer wissende Blicke aus und suchten nach Worten der Erklärung.
    „Eigentlich hatte ich dieses Treffen immer anders geplant“, sprach Raoul schließlich und blickte Gillean ernst an, der ihn mit aufgerissenen Augen anstierte. „Aber als Lawren mich heute Nacht anrief, konnte ich nichts mehr vorbereiten. Glaub mir, ich würde gerne etwas anderes sagen und dir die Wahrheit schonend beibringen, aber das würde sie auch nicht mehr verschönern.“
    Diese Rechtfertigung verwirrte die Freunde noch mehr. Was hatte das

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