Sträflingskarneval
ihr in Irland geblieben. Es war alles so wunderschön, so perfekt, doch dann kam Bartholemeus und hat alles zerstört.“
Er machte eine Pause und konzentrierte sich auf die Straße, während die anderen schweigend abwarteten. Schließlich nahm er den Faden wieder auf und erzählte weiter.
„Von Colin und Lawren habe ich zum ersten Mal von Bartholemeus und seinem Verrat erfahren. Er sucht schon seit Jahrzehnten; und ihm ist jedes Mittel recht. Ich sage euch, für ihn ist die Suche wie eine Sucht. Aber darüber will ich gar nicht reden. Ich erfuhr also von ihm und auch davon, dass er von der Existenz der Djed wusste. Genau das hätte niemals passieren dürfen. Jeder, der von den Djed weiß, muss einen Blutschwur leisten und ist danach zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet. Daher gehe ich auch davon aus, dass Lawren euch nichts von uns erzählt hat. Auch ihr müsst später diesen Schwur leisten, wenn ihr erfahren habt wer wir wirklich sind. Das aber nur am Rande, zurück zu Bartholemeus. Er war damals schon sehr halsstarrig und es war schnell klar, dass er nach den ersten Hinweisen auf das Versteck noch nach weiteren suchen würde. Ihm ist es irgendwie gelungen eine Kopie der Schlüsselkarte anzufertigen; und damit war das Unheil geboren. Zum Glück ist er nie in den Besitz des Entschlüsselungscodes gelangt, sonst hätten wir uns wahrscheinlich nie kennengelernt. Nachdem das bekannt wurde, hieß das für uns, das Wissen musste sofort an einen anderen Ort gebracht werden … und wir mussten untertauchen. Aus diesem Grund hat mich mein Vater damals persönlich aus Irland nach Spanien zurückbeordert und von diesem Moment an durfte ich Cecilia nicht mehr wiedersehen. Während Colin das Versteck von Island nach Irland verlegte, ist mein Clan ins Exil nach Italien gegangen, dort mussten wir warten, bis Colin uns die Entwarnung zukommen ließ, dass keine Spur mehr zu uns führen würde. Aber was niemand verhindern konnte waren die heimlichen Treffen zwischen Cecilia und mir. Immer, wenn es möglich war, trafen wir uns, auch nach deiner Geburt, Gillean. Doch nach zwei Jahren des Versteckspielens haben wir uns schweren Herzens entschlossen, für das Wohl der Djed und dem des geheimen Wissens, getrennte Wege zu gehen. Das ist der eigentliche Grund, wieso Cecilia danach immer behauptete, ich wäre bei einem Unfall gestorben. Aber wir haben es nicht allein wegen des Clans, des Ordens oder des Wissens getan, sondern auch für dich, Gillean. Wir wollten dich vor möglichen Gefahren schützen, denn Bartholemeus war immer noch allgegenwärtig und hat nie aufgehört zu suchen. Es tut mir so unendlich leid, obwohl es eigentlich gar nicht zu entschuldigen ist. Nie hatte ich mir gewünscht, dass du mit dieser Lüge aufwachsen musstest und es jetzt auf diese Art erfährst. Hätten wir eine andere Möglichkeit gesehen, wir hätten es nicht so weit kommen lassen. Das musst du mir glauben. Gillean, ich habe dich immer geliebt und ich werde dich immer lieben. Immerhin bist du mein Fleisch und Blut.“
Kaum waren die letzten Worte ausgesprochen, wurde es plötzlich noch stiller im Auto als ohnehin schon. Keiner wagte etwas zu sagen oder auch nur laut zu atmen. Gillean Jaramago saß da und schaute aus dem Fenster und doch nahm er nichts wahr. Er versuchte die ausgesprochene Wahrheit zu verarbeiten, versuchte zu verstehen, wieso er ohne seinen Vater aufgewachsen war und warum seine geliebte, verstorbene Mutter ihn sein Leben lang angelogen hatte. Auf der einen Seite war er überglücklich seinen Vater gefunden zu haben und ihn kennenlernen zu dürfen, aber auf der anderen Seite nagte die Wut an ihm. Wut wegen der Lügen. Wut, weil sein Vater sich niemals, und sei es auch nur heimlich gewesen, bei ihm gemeldet hatte. Wenn er ihn tatsächlich liebte, wie er behauptete, warum hatte er dann seinen Sohn aus seinem Leben ausgeschlossen? Und dann das ganze Gerede: vom Clan der Djed und ihrem geheimen Wissen … langsam begann ihn das alles zu nerven. Was in drei Teufelsnahmen und bei der Urmutter Erde war so verdammt wichtig, dass es niemals ein Mensch, außer den Eingeweihten, sehen durfte? Und was sollte dieser Unsinn mit dem Blutschwur?
Das und eine Menge anderer Fragen spukten Gillean im Kopf herum und ihm war schon ganz schwindlig davon. Zum Glück saß seine Freundin neben ihm und hielt seine zitternde Hand. Sie verstand ihn ohne Worte, und gleichzeitig verlieh sie ihm die notwendige Kraft sich zusammenzureißen. Ihm war zum Heulen
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