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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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höher angesehen ist, weil sie seinen Platz als Schulleiterin übernommen hat. Dann geht sie ständig gegen Smith vor und damit auch gegen den Großmeister und seine Methoden. Quasi sagt sie öffentlich ihre Meinung gegen Hinthrone. Also wird es ihm recht sein, wenn sein Spion uns alle gleichzeitig im Auge behalten kann, um ihm dann in aller Ruhe Bericht zu erstatten. Ich glaube sogar, dass er Kendra und Rossalyn überwachen lässt. Das habe ich so im Gefühl.“
    Erneut nickte Kimberly. „Und vergiss das alte Gesetz nicht.“
    „Hmmmmm“, brummelte er zustimmend.
    „Es steckt so viel mehr dahinter, falls ich mich nicht irre“, dachte Kimberly laut nach. „Ich könnte mir denken, Hinthrone sucht nach einer ganz bestimmten Lücke in den Paragraphen, um den Orden so umzugestalten, dass er am Ende allein das Sagen hat. Er könnte den Rat auflösen und sich dann konkurrenzlos ausruhen oder was weiß ich nicht noch alles. Daran will ich eigentlich gar nicht denken. Und die Mitglieder wird er sicherlich auch um seinen kleinen Finger wickeln. Er hat sich garantiert einen verdammt guten Plan zurechtgelegt.“
    „Außer jemand anderer wäre so dumm und würde jetzt zu einem offenen Feind mutieren, so wie die Datla Temelos und Ramon McDermot?“, überlegte Ryan; und allein die Vorstellung jagte ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken.
    „Das könnte passieren." Kimberly nickte und verdrängte dabei alle schrecklichen Erinnerungen an den Überfall. „Zwar nicht jetzt und auch nicht in nächster Zeit, aber wenn uns die Geschichte eines gelehrt hat, dann, dass es schon immer Gut und Böse gegeben hat. Das Böse will die Herrschaft mit allen Mitteln erzwingen und das vermeintliche Gute kämpft dagegen an.“
    „Ja, und das Gute setzt dazu unfaire Mittel ein und versteckt sie hinter den guten Absichten", schnaubte Ryan.
    „Dabei sind die Guten nicht besser als die Bösen, nur dass die Bösen ihre Absichten ankündigen und nichts vor den Anderen verheimlichen“, fügte Kimberly hinzu.
    Daraufhin schwiegen beide und ließen die gesagten Dinge nochmals Revue passieren. Selbst wenn sie inzwischen die bittere Wahrheit erkannten und sich ihr Verdacht nicht nur als einfallsreiches Hirngespinst mit zu viel Phantasie herausstellen sollte, so standen sie momentan alleine auf verlorenem Posten. Falls sie handeln wollten, dann nur mit perfekter Vorbereitung.
    „Worauf ich eigentlich hinauswollte: Ich bin jetzt Mrs. Buckleys Botin", riss Kimberly Ryan aus seinen Gedanken, der über den abrupten Themenwechsel leicht verwirrt dreinschaute. „Ab sofort bringe ich Gillean jeden Samstag unseren behandelten Unterrichtsstoff ins Krankenhaus."
    „Geht es ihm schon besser?“ Er wusste nicht, was er sonst hätte Fragen können.
    „Seine Wunden verheilen gut, aber er ist zu schwach, um alleine aufzustehen. Außerdem macht ihm der Tod seiner Mutter wirklich schwer zu schaffen.“
    „Das heißt, du hast den ganzen Samstag in Galway verbracht“, stellte Ryan fest. Einerseits fuchste es ihn, dass das die Schulleiterin nur Kimberly eingeweiht hatte, andererseits war er froh, weil Kimberly ihn ins Vertrauen gezogen hatte.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen, schweifte ihr Blick beschämt zur Seite. Sie stand auf und lief zum Fenster. „Kannst du verstehen, warum ich mit niemandem darüber reden darf?“ Sie schaute ins Freie und sah doch nichts, während ein ungutes Gefühl sie beschlich.
    „Nein. Klär mich auf.“
    „Nur wenige wissen überhaupt, dass Gillean noch lebt und dass seine Mutter gestorben ist, obwohl es ja eigentlich kein Geheimnis ist, aber NUR , wenn man nicht der Großmeister ist.“ Sie schauderte kurz und heftig. „Rossalyn und Gilleans Mutter sind im selben Alter und sind damals zusammen hier auf Omey Island zur Schule gegangen. Sie waren quasi beste Freundinnen, hat mir Mrs. Buckley erzählt, aber das weiß so gut wie niemand; und es wurde geheim gehalten. Die Familie Jaramago war auch mit der Familie McGrath sehr gut befreundet. Was ich damit überhaupt sagen will, ist, der Großmeister hat womöglich den Tod von Gilleans Mutter auf dem Gewissen. Das alte Gesetz hat ihm sozusagen einen Freifahrtschein dafür gegeben.“
    Ryan fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen; schon wieder ging es um dieses vermaledeite Gesetz. Allmählich reichte es ihm. Er sprang von seinem Stuhl auf, stellte sich neben Kimberly und musterte aus den Augenwinkeln ihr Profil, welches vom hereinfallenden Licht sanft beleuchtet

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