Sträflingskarneval
aufgefallen ist, ich bin momentan ein wenig verhindert und kann mich schlecht mit meiner Frau über das Versteck austauschen. Also, woher sollte ich wissen, wo sich der Ring befindet?“
„Hör auf, mich zu reizen“, schnaubte Hinthrone verärgert und erhob sich. „Auch wenn ich dieses verfluchte Pergament besitze, so fehlt mir trotzdem immer noch der Schlüssel. Das weißt du ganz genau. Ich denke, es wird wohl höchste Zeit, Mr. McBright wieder mal um eine Sonderbehandlung zu bitten. Vielleicht lockert das deine Zunge ja ein wenig. Immerhin will hier niemand, dass es den Gästen langweilig wird.“
„Folter mich nur“, spie Lawren und spürte, wie die nackte Angst um Rossalyn und Aidan von ihm Besitz ergriff. Trotzdem wollte er seinem Gegenüber keinerlei Genugtuung darüber verschaffen; deswegen zwang er sich dazu, Gleichgültigkeit auszustrahlen. „Von mir bekommst du keine Informationen, da musst du dich schon selbst bemühen.“
Erbost wandte sich Bartholemeus Hinthrone um und eilte aus der Zelle. Doch bevor er durch die Tür entschwand, sagte er eiskalt über seine Schulter hinweg: „Ganz wie du willst. An deiner Stelle würde ich mich gedanklich schon mal von deiner geliebten Rossalyn verabschieden.“
„Nicht Rossalyn!“, schrie Lawren entsetzt mit schmerzverzerrter Stimme auf und plötzlich brannten Tränen in seinen Augen. „Lass sie in Ruhe!“ Dann versagte ihm die Stimme, und er konnte nur noch flüstern. „Schmor auf ewig in der verfluchten Hölle, Bartholemeus, du elender Verräter deiner eigenen Seele!“
Lawren war klar: Er durfte nicht aufgeben! Er hatte gegenüber Colin Donnan den Blutschwur des Ordens geleistet. Das Geheimnis des Rings und die damit verbundenen Mysterien waren wichtiger als das Leben seiner Familie. Brach er den Eid, würde er damit der gesamten Menschheit schaden, die von alledem niemals etwas erfahren durfte. Damit wäre das Chaos vorprogrammiert. Soweit durfte es niemals kommen.
Draußen im Gang instruierte der Großmeister Duncan McBright indes, seinen kostbaren Gefangenen zu foltern, ihn jedoch unter allen Umständen am Leben zu erhalten. Dann machte er sich alleine auf den Rückweg. Während er die schier endlose Treppe hinaufstieg, überlegte er fieberhaft, wie er an diesen vermaledeiten Ring gelangen könne. Es musste doch einen Weg geben – und wenn es letztendlich hieß, seine eben nicht ernst gemeinte Drohung doch wahr werden zu lassen.
*
Einen Tag nach Peter Smiths Besuch im Haus der vier Freunde und der versuchten Vergewaltigung ging es Aidan den Umständen entsprechend besser. Auch die Gemüter hatten sich ein wenig abgekühlt. Ryan und Gillean wären nur zu gerne am gleichen Abend zu Smith gestürmt und hätten in windelweich verprügelt, um ihn anschließend bei der Polizei anzuzeigen. Doch es waren Aidan und Kimberly, die sie von ihrem verwegenen Plan gerade noch rechtzeitig abbrachten. Es kostete eine Menge Überzeugungskraft, bis die beiden jungen Männer einsahen, dass sie damit die Situation innerhalb des Ordens und besonders gegenüber dem Großmeister nur verschlimmern würden. Geknickt gingen sie schlafen, und am heutigen Morgen hatten sie pessimistisch das Haus verlassen. Ryan wäre am liebsten gar nicht zur Arbeit gegangen, doch Aidan hatte ihn so lange bedrängt, bis er nachgab und sich auf den Weg zum Antiquitätenladen gemacht hatte.
Jetzt war Aidan alleine. Er hatte sich mit einem Buch in sein Bett zurückgezogen, sein ganzer Körper schmerzte immer noch, und er war erschöpft. Die vergangene Nacht hatte er keinen Schlaf gefunden, jedes Mal, wenn er die Augen schloss, hatte er das Gesicht seines Peinigers vor sich gesehen und war hochgeschreckt. So war es auch kein Wunder, das er nach nur wenigen Seiten über seinem Buch einnickte.
„Aufwachen! Los, steh auf!“, rief es plötzlich, und Aidan wurde aus dem Halbschlaf gerissen. Doch er war so müde, dass er die Lider geschlossen hielt und abwesend murmelte: „Ryan … lass mich schlafen … ich will noch nicht aufstehen“, und er zog die Bettdecke bis zum Kinn.
„Das ist mir egal, du fauler Bastard“, gellte erneut die Stimme und träge sickerte die Erkenntnis in Aidans Verstand. Schlagartig begriff er, dass er nicht träumte, und riss alarmiert die Augen auf. Das hämisch grinsende Gesicht von Peter Smith starrte ihn an, dabei war es seinem eigenen so nah, dass er dessen schlechten Atem roch. Sofort verkrampfte er sich, sein Herzschlag begann zu rasen und die ihm
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