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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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um Anne mit den Kindern zu helfen, bevor er mit dem DART -Zug nach Dublin zur Arbeit fuhr. Gleich würde er leise an ihre Tür klopfen. Ihr ein Tässchen Tee bringen. Sie fragen, ob sie eine Scheibe Toast wolle. Obwohl sie immer ablehnte. Sie hatte keinen Hunger. In letzter Zeit hatte sie nie Hunger. Aber Patrick fragte sie trotzdem jedes Mal. So ein lieber Junge. Wie unterschiedlich sie doch waren, ihre Kinder. Sie rollte sich auf die Seite – leicht wie sie war, sank sie dabei kaum in die Matratze. Und während sie das Foto von Kennedy auf dem roten Teppich vor dem Chinese Theatre betrachtete, wo all diese schicken Premieren stattfanden, schlief sie noch einmal ein.

achtzehn
    Mit einem Filmstar essen zu gehen, gehörte zu diesen lästigen Ritualen, die umsichtige Planung erforderten. Selbst mit jemandem wie Michael Curzon, der, obwohl noch kein Superstar, schon populär genug war, um für ausreichend Stress zu sorgen. Am Tag nach dem Vorfall im Buchladen hatte Curzons Büro Spenglers Büro angerufen, das wiederum das Büro von Braden angerufen hatte, der Kennedy ganze dreimal angerufen hatte – und immer ging es dabei um das gemeinsame Dinner. Einmal, um den Ort zu wechseln, da es sich wohl im Internet herumgesprochen hatte, dass Michael dort essen würde und er einen Fan-Auflauf vor dem Lokal befürchtete. Ein zweites Mal, um das Essen ganz abzusagen, da Michael kurzfristig von einem Freund eingeladen worden war, in dessen Privatjet nach Las Vegas zu fliegen. Und ein drittes Mal, um mitzuteilen, dass das Dinner doch zur geplanten Zeit am geplanten Ort stattfinden würde.
    Also saß Kennedy nun an der Bar des Chav, trank einen doppelten Wodka auf Eis und musterte das Publikum. Während ihm klar wurde, dass notorisches Zuspätkommen auch eines dieser geheiligten Rituale des Filmgeschäfts war, regte er sich über den ausnehmend dämlichen Namen des Restaurants auf. Begriffen diese Clowns denn nicht, wie entwürdigend das war? Nein, sie hielten das einfach für witzig und typisch englisch. Sie hätten den Laden genauso gut »Zum zahnlosen Sozialhilfeempfänger« nennen können.
    Sein Tag war nicht eben ereignislos verlaufen. Zuerst hatte er Saskia Kram angerufen, um sich dafür zu entschuldigen, dass er sich am Abend zuvor aus dem Staub gemacht hatte, ohne sich vernünftig von ihr zu verabschieden, und dass sich sein Beitrag zu ihrer Fragerunde weitestgehend auf Kläffen, Grunzen und Jaulen beschränkt hatte. Während Kennedy verkatert und breitbeinig auf dem Bett ausgestreckt mit ihr telefonierte, konnte er im offenen Nassbereich des Zimmers die Badewanne sehen, in der einer Wasserleiche gleich sein schwarzer Anzug trieb.
    Anschließend hatten nacheinander Connie und Braden angerufen, die offenbar übereingekommen waren, ihn abwechselnd zu bearbeiten, um so den Druck auf ihn zu erhöhen, diesen bescheuerten Preis anzunehmen. Als er schon dachte, schlimmer könne es nicht mehr kommen, war etwas passiert, das eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit war, wo doch so wenige Menschen überhaupt seine Nummer hatten und der Zeitunterschied zu Irland so groß war. Aber gegen sechs – er war gerade dabei, sich ausgehfertig zu machen, indem er Eiswürfel in ein Longdrinkglas füllte – klingelte das Telefon. Und als er widerwillig ranging, war tatsächlich sein Bruder in der Leitung.
    »Gottverdammt, Kennedy.«
    »Patrick. Na so was. Wie geht’s dir?«
    »Oh, mir geht’s prima, Kennedy. Allerdings mach ich mir langsam Sorgen um dich. Ich versuche seit zwei Tagen, dich zu erreichen.«
    »Ich … wirklich? Mein Telefon war …«
    »Liest du denn keine E-Mails?«
    »Wieso? Ach, die sind vermutlich im Spam-Ordner gelandet.«
    Am anderen Ende der Leitung hörte Kennedy seinen jüngeren Bruder seufzen. Er stellte sich vor, wie sich der Seufzer die ganze lange Strecke von Irland durch ein Kabel auf dem Grund des Atlantiks quälte.
    »Freut mich, von dir zu hören«, gab Kennedy sich alle Mühe, von seiner plumpen Notlüge abzulenken. Er schaute auf die Uhr, um den Zeitunterschied zu berechnen. »Wie spät ist es bei euch?«
    »Es ist zwei Uhr nachts.«
    »Warum bist du um diese Zeit noch auf den Beinen? Warte, ihr habt doch nicht schon wieder ein Baby bekommen?«
    »Nein. Ich bin bloß so lange aufgeblieben, weil ich darauf spekuliert habe, dich um diese Zeit endlich mal an die Strippe zu kriegen.«
    »Du wirst doch wohl einen kleinen Spaß verstehen … Hör mal, ich bin gerade auf dem Sprung zu einem Termin und hab nicht

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