Straight White Male: Roman (German Edition)
erfahren, dass die Suche nach einem Heim für seinen dritten Roman endgültig beendet war. Und zwar mit den grausamen Worten: »Ich denke, wir haben alles in unserer Macht Stehende für dieses Buch getan.« Währenddessen hatte Kennedy nur ein paar Schritte entfernt, im Groucho Club auf der Dean Street, bis zu den Achseln in Titten und Bollinger gebadet.
Schließlich fand Drummond das Gesuchte in einem Interview, das vor fünf Jahren, also anlässlich der Veröffentlichung von Kennedys letztem Roman, in der Times erschienen war. Das Zitat begann mit den Worten: »Ich weiß beim besten Willen nicht, wie man jemandem das Schreiben beibringen kann.« Drummond übertrug es in sein Notizbuch, und dabei nagte noch etwas anderes gehörig an seinem Ego. Wann immer ihm Kennedy Marr aus den fotokopierten Zeitschriftenseiten der Pressemappe entgegenblickte, egal ob das entsprechende Foto Mitte der Neunziger, zur Jahrtausendwende oder erst vor Kurzem aufgenommen worden war: Auf seinem Kopf glänzte immer derselbe dichte, schwarze Schopf wie schon vor zwanzig Jahren.
Das Licht der alten Federzugleuchte wärmte Drummond beim Schreiben den kahlen Schädel, während der Warwickshire-Regen gegen das Fenster trommelte.
zwanzig
Zur Telefonkonferenz mit Scott Spengler waren alle in Bradens Büro zusammengekommen, wo sie sich nun um das mattschwarze, pyramidenförmige Telefon versammelten: Connie, Braden, Kennedy und Danny, Bradens Assistent, der Protokoll führte. Auf einem Beistelltisch standen eine silberne Thermoskanne mit Kaffee, eine Karaffe mit Orangensaft und ein Korb voller frisch gebackener Croissants. Doch nur Kennedys Hand wagte sich hin und wieder in dieses Nest giftiger Kohlehydrate hinein. Eine unterschwellige nervöse Beklemmung erfüllte den Raum – wie üblich, wenn eine Audienz mit einem der großen Tiere des Filmgeschäfts bevorstand, unter denen Scott Spengler ganz oben rangierte. Während Spenglers Assistent die Versammelten einmal mehr ins Summen und Brummen der Satellitenverbindungen zwischen L. A. und dem australischen Outback schickte, unternahm Connie einen erneuten Anlauf.
»Ich bin jetzt seit drei Tagen hier, Kennedy. Ich kann sie nicht ewig hinhalten.«
»Du sollst sie auch nicht hinhalten. Sag ihnen einfach ab.«
Braden schob ein Blatt Papier über die gläserne Tischplatte zu ihm rüber. Kennedy hatte es bereits gesehen. Zweimal sogar. Die Buchstaben IRS, das Kürzel der Steuerbehörde. Viel roter Text. Eine siebenstellige Summe. Kennedy schob es zurück.
Plötzlich tönte die Ankündigung des Assistenten aus dem Lautsprecher: »Ich habe Scott für euch.«
Dann war der große Mann höchstselbst am Apparat: »Hallo. Mit wem spreche ich?«
»Hallo, Scott. Hier ist Braden, neben mir sitzt Kennedy und außerdem Connie, Kennedys englische Agentin.«
»Guten Morgen zusammen.«
»Guten Morgen«, entgegneten alle im Chor.
»Also: Wir haben offiziell grünes Licht.«
Braden hob zum obligatorischen Jubel und Hurrageschrei an, in das Connie und Danny enthusiastisch einstimmten. Kennedy hielt sich wie gewohnt zurück.
»Das Studio will den Film Weihnachten fertig haben, entsprechend schnell müssen wir mit der Produktion loslegen. Wir starten in sechs Wochen mit einigen Innenaufnahmen auf dem Studiogelände in Burbank. Kennedy, wie ich gehört habe, hast du dich bereits mit Michael getroffen. Vielen Dank, Michael war wirklich sehr angetan von dir.«
»Gern geschehen. Netter Junge.«
»Julie hat ebenfalls ein paar Ideen, mit ihr solltest du zu gegebener Zeit auch noch mal sprechen. Außerdem gibt es einige aufregende neue Entwicklungen bezüglich Finanzierung und Location, die sich auch aufs Drehbuch auswirken werden. Ich fliege heute Abend in die USA zurück und habe für morgen bei mir ein gemeinsames Frühstück anberaumt. Kevin wird auch da sein.« Kevin McConnell war der Regisseur des Films.
»Neue Entwicklungen? Inwiefern …«, setzte Kennedy an, doch Spengler befand sich im Mitteilungsmodus.
»Für den Dreh in Burbank sind zwei Monate eingeplant, Ende Oktober geht es dann weiter nach England.«
»England?«, fragte Braden, hob ruckartig den Kopf und blickte Kennedy an. Auch Connie hatte den Blick vom Telefon gelöst und sich ihm zugewandt.
»Richtig. Pinewood. Nervig für alle Beteiligten, aber zum entsprechenden Zeitpunkt ist es das einzige verfügbare Studio, das groß genug für unser Unterfangen ist. Dort werden wir bis Weihnachten unser Basislager aufschlagen.«
Kennedy schlug die
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