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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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die Robin einmal sein würde, bereits deutlich unter dem Babyspeck ab, von dem sie täglich mehr ablegte. »Ich habe gerade mit deinem Dad telefoniert. Er wird dich bald anrufen.«
    »Gibt’s Probleme?«
    »Nein, nicht direkt Probleme . Eher … unerwartete Entwicklungen. Ich wusste ja von dieser Geschichte, hab es aber nie erwähnt, weil ich dachte, dass er nie im Leben … Er hat diesen Preis gewonnen, und, tja, eine der Bedingungen ist wohl, dass er herkommen und ein akademisches Jahr in Deeping verbringen muss.«
    »Ernsthaft? Um was zu tun?«
    Millie fiel es schwer, sich das Grinsen zu verkneifen. »Unterrichten.«
    »Dad? Unterrichten?«
    Mutter und Tochter brachen gleichzeitig in Gelächter aus. »Krasse Scheiße«, sagte Robin schließlich.
    »Ich weiß«, erwiderte Millie.
    »Warte mal, er kommt und wird hier wohnen?«
    »Um Gottes willen, nein. Die Universität mietet ein Haus für ihn, in Campusnähe. Aber er wird wohl öfter mal vorbeischauen. Er hat regelmäßig in Pinewood zu tun. Dort wird wohl irgend so ein Film gedreht, für den er das Drehbuch geschrieben hat. Diese Schauspielerin ist auch dabei. Die, auf die du so stehst. Diese Kleine. Ach, du weißt schon …«
    Robin machte diese ungeduldige, flatternde Geste mit den Fingerspitzen: Nun sag schon. Eine Marotte, die sie von Kennedy hatte.
    »Ach, verdammt. Er hat es mir doch eben erst erzählt.« Nie fühlte Millie sich älter als in solchen Momenten. »Sie hat in diesem einen Film mitgespielt, diesem Roadmovie. Die mit dem braunen Haar und dem kleinen Muttermal. Sie hat so lustig getanzt.«
    »Julie Teal?«
    »Genau.«
    »Wow.«
    Ein »Wow« wie dieses hörte man von Robin eher selten, so gänzlich frei von Ironie und Sarkasmus. Sie hatte mit ihrem Vater schon häufiger Filmsets besucht und auch persönliche Führungen bekommen, wenn sie in den Ferien in L. A. gewesen war. Aber dass sie irgendetwas von dem, was Kennedy tat, auch nur annähernd beeindruckend fand, war ein recht neues Phänomen. Letztes Jahr, als sie und ihre Freundin Gwen für zwei Wochen drüben gewesen waren, hatten sie mit Kennedy ein Restaurant besucht, wo der Oberkellner sie an der langen Warteschlange vorbeigeführt und zu einer der besten Sitznischen gebracht hatte. Kevin Spacey kam an ihrem Tisch entlang, sagte »Hallo« und gab Kennedy die Hand. »Dein Dad ist ja sooo cool«, hatte Gwen ihrer Freundin hinter vorgehaltener Speisekarte zugeflüstert, während Kennedy beim Kellner eine komplizierte Bestellung aufgab. Robin wusste noch, wie überrascht sie gewesen war, als ihr plötzlich aufging, dass Gwen vermutlich recht hatte.
    »Kriegt er für diesen Preis sehr viel Geld?«
    »Eine halbe Million Pfund.«
    »O mein Gott. Werden wir …«
    »O ja, wir kommen schon nicht zu kurz.«
    »Aber Dad und unterrichten …«, wiederholte Robin.
    »Tja, die armen Studenten. Aber da ist nichts mehr zu machen. Es wird gerade bekannt gegeben, und vermutlich steht es morgen schon in der Zeitung. Was hältst du davon?«
    »Dass Dad hierherkommt? Na ja, er wird ja nicht mein Lehrer sein.«
    Im Alter von sieben Jahren, kurz bevor Kennedy nach Los Angeles gezogen war, sollte Robin in einem Schulaufsatz ihre Eltern beschreiben. Sie schrieb, dass ihr Vater so viel Geduld »wie ein hungriger Weißer Hai« habe. Kennedy war mächtig beeindruckt gewesen, dass sie in diesem Alter bereits zu solch einer Metapher fähig war.
    »Vielleicht ist es ja ganz nett, ihn mal öfter zu sehen«, sagte Robin und zog den Bass wieder zu sich heran.
    »Vielleicht«, erwiderte Millie so enthusiastisch, wie es ihr eben möglich war.
    Robin griff eine hohe Note und schlug die Saite mit dem rechten Daumen an, während sie mit der linken Hand den Hals herunterrutschte. Es klang wie ein albernes Geräusch aus einem Zeichentrickfilm: B-doinnnggg.

zweiundzwanzig
    »Einige interessante Entwicklungen«, murmelte Kennedy. Dass diese Typen ihre schlechten Neuigkeiten immer so rätselhaft verpacken müssen.
    Auf dem Weg zu Scott Spenglers bescheuertem Frühstücks-Drehbuch-Meeting nahm er den Sunset und fuhr links am Soho House vorbei – The Soho House, wie alle Welt so gern betonte –, da umgab ihn auch schon das üppige Grün von Beverly Hills. Kennedy fragte sich, was wohl passieren würde, wenn all die Zeit, die L. A.s Drehbuchautoren auf der Fahrt zu derartigen Besprechungen in ihren Autos vergeudeten, ins Schreiben investiert würde? Es gäbe wohl deutlich mehr Drehbücher, viele davon vermutlich keinen Deut

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