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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Hände vors Gesicht. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Er konnte spüren, wie sich Connies und Bradens Lächeln durch seine Handrücken brannte.
    »Na, Kennedy«, fragte Spengler, »wie gefällt dir das? Es geht zurück nach Hause.«
    »Ja, wirklich toll«, antwortete Kennedy. Connie konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen.
    »Gute Arbeit bisher, Leute. Wenn wir so weitermachen, wird das ein großartiger Film. Wir beide sehen uns morgen, Kennedy.«
    Ein digitales Piepen, und der Produzent war weg.
    Kennedy starrte die anderen an.
    »Tja«, sagte Connie.
    »Jetzt seid ihr zufrieden, was? Ihr seid mir echte Freunde«, sagte Kennedy.
    Braden tippte bereits auf seinem Taschenrechner herum. »Mit dem Scheck für diesen Dreh und dem Bingham-Geld bist du aus dem Schneider, mein Bester. Wir können die komplette Steuerschuld abzahlen, und du darfst weiterhin in Saus und Braus leben.«
    »Nun sieh es doch ein, Darling«, sagte Connie, »die Würfel sind gefallen. Das Schicksal will, dass du nach Hause kommst.«
    »Aber was …«, ruderte Kennedy herum, verzweifelt auf der Suche nach einem letzten Trumpf, den er ausspielen konnte. »Was ist mit meinen Terminen bei Dr. Brendle? Der gerichtlichen Verfügung?«
    »Wenn du das Land nun einmal verlassen musst, um zu arbeiten, wird sich schon eine Lösung finden lassen«, erwiderte Braden. »Entweder wir vertagen die Sitzungen bis zu deiner Rückkehr, oder wir arrangieren etwas in England.« Kennedy löste die Rückenlehne des Stuhls, ließ sich nach hinten fallen und starrte zur Decke hinauf. Er sah aus wie ein Boxer, der sich bis zuletzt an den Seilen festgeklammert, gegen jede Chance weitergekämpft und es irgendwie geschafft hatte, sich auf den Beinen zu halten, und dann von einem letzten Killerhaken auf die Bretter geschickt worden war. Er seufzte. »Ich rufe wohl besser mal Millie an.«
    »Jawollja!«, rief Connie und klatschte wie ein kleines Mädchen in die Hände. »Und ich gebe den Bingham-Leuten Bescheid.«
    »Danny?«, sagte Braden. »Wärst du bitte so nett, uns eine Flasche Champagner und ein paar Gläser zu holen? Ach was, hol gleich den Cristal aus Bobs Büro.« Er hievte die Karaffe mit dem Orangensaft in die Tischmitte. »Ich schätze, wir gönnen uns ein paar von diesen Mimosas.«
    Kennedy stöhnte. Immerhin: Trotz all seiner Verzweiflung konnte er der Sache zumindest einen winzigen Vorteil abgewinnen: kein Dr. Brendle mehr.

einundzwanzig
    Das große Cottage schmiegte sich außerhalb von Deeping in die Landschaft – ein wenig zu weit nördlich, um noch wirklich in den Cotswolds zu liegen. Es stammte aus dem sechzehnten Jahrhundert, auch wenn es seitdem etwas gewachsen war. Dank Kennedy und eines dreiwöchigen Dialog-Polishs an einem Film mit Angelina Jolie, der es nie auf die Leinwand geschafft hatte, ragte eine große, von modernen Panoramafenstern umgebene Küche aus der Rückseite des Hauses.
    Millie kraxelte die enge, schiefe Tudorstiege hinauf und klopfte an die Zimmertür ihrer Tochter. Von drinnen ertönte kaum hörbar Musik, irgendetwas Hartes und Atonales. Sie klopfte erneut, diesmal fester, und trat schließlich ein.
    Robin Marr lag in Jeans und einem Breeders-T-Shirt auf dem Bett. Sie hatte Kopfhörer auf, die Augen geschlossen, ein Plektrum zwischen den Zähnen und zupfte mit den Fingern auf ihrem nicht angeschlossenen E-Bass – einem alten Fender Mustang, den ihr Vater ihr geschenkt hatte. Millie zog sie an ihrem nackten Fuß, und Robin schreckte auf. »Mum! Du hast mich zu Tode …«
    »Wir müssen reden.«
    Robin nahm die Kopfhörer ab und setzte sich auf. Für ein paar Sekunden gellte die Musik schrill aus den winzigen Lautsprechern, bevor sie die Pausentaste auf ihrem iPod drückte.
    »Du machst dir noch die Ohren kaputt«, hörte Millie sich sagen, wobei sie sich selbst kaum wiedererkannte. Sie saß am Fußende von Robins Bett und betrachtete die überall verstreuten Klamotten, die aufgeschlagenen Schulbücher und Ordner, die schmutzigen Teller, Tassen und Gläser, die Poster – Hole, Manic Street Preachers, Sonic Youth – und den Monitor des Laptops. Darauf waren sowohl der Twitter- als auch der Facebook-Account geöffnet. Ihre Tochter zupfte eine kleine Tonfolge auf dem Bass. »Bitte, Robin«, sagte Millie. Robin seufzte und legte das Instrument zur Seite. Sie pustete ihren Pony aus den Augen, das kurz geschnittene Haar war dicht und schwarz wie das ihres Vaters. Mit sechzehn zeichnete sich die außergewöhnlich schöne Frau,

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