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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Pflicht erhoben werden. ›So einfach zu bekommen wie ein Kasten Bier‹? Und was ist mit einer Magnum? Einer SIG Sauer? Einer verfickten Glock? In Amerika gibt es Orte, an denen tödliche Waffen deutlich einfacher zu kriegen sind als eine Abtreibung, Sie fetter, verblödeter Idiot.« Wenn man die Drinks in der First-Class-Lounge mitrechnete, dann war Kennedy eigentlich sogar schon bei seinem achten Cocktail. Er war richtig voll. Limerickmäßig besoffen. »Natürlich kann ich nachvollziehen, dass das Konzept, von jedem Dollar ein paar Cent abzudrücken, um Leuten zu helfen, die selbst mit weniger als nichts dastehen, jemandem wie Ihnen zutiefst zuwider sein muss. Möge Gott verhindern, dass es Ihnen und Ihrer adipösen Familie auch nur einen einzigen Tag lang an genügend Kohle mangelt, um sich damit sämtliche Körperöffnungen zuzustopfen. Und noch etwas, wo wir schon mal dabei sind: War Ihren degenerierten Eltern ein verdammter Vorname eigentlich nicht genug?«
    »Hören Sie mir gut zu«, hatte Peter Arthur gesagt, an dessen Hals sich jetzt deutlich die Adern abzeichneten, und sich zu Kennedy hinübergereckt. »Wenn Sie meine Familie nicht aus dem Spiel lassen, dann gibt es Ärger. Haben Sie das verstanden?«
    Diese bescheuerten Amis und ihre geheiligte Familie. Kennedy hatte sich geräuspert, sich ebenfalls zu seinem Opponenten hinübergebeugt und langsam und deutlich gesagt: »Nehmen Sie doch Ihre verfickten Steuergelder und schieben Sie sie Ihrer Frau in ihre fette, faulige …«
    Peter Arthur war über den Gang gehechtet – erstaunlich schnell und aggressiv für jemanden von seiner Statur. Aber Kennedy war bereit gewesen. Er hatte dem Kerl eine Kopfnuss ins Gesicht verpasst, und die Nase des Tycoons platzte auf wie eine überreife Tomate. Die anderen Passagiere hatten geschrien, während die beiden mit schwingenden Fäusten über den Gang rollten, bis Kennedy das Knie des Stewards in seinem Rücken spürte. Unnötig zu sagen, dass der Rest des Fluges für ihn nicht sonderlich angenehm verlaufen war.
    Er schaltete sein Handy an, und es begann sofort, wie wild zu piepen und zu vibrieren. Achtunddreißig Anrufe in Abwesenheit. Fünfundzwanzig neue Textmitteilungen. Sein Twitter-Account schien regelrecht explodiert zu sein.
    Die Türen öffneten sich, und für den Bruchteil einer Sekunde dachte er, er wäre durch eine Art Wurmloch gegangen und statt auf der Ankunftsebene des Flughafens auf einer Filmpremiere herausgekommen: Blitzlichter flackerten auf, Menschen schrien seinen Namen und hielten ihm Mikrofone unter die Nase. Er sah sogar Fernsehteams. Kopf runter. Sonnenbrille auf.
    »Kennedy!«
    »Mr. Marr!«
    »Was ist passiert?«
    »Kommt es zu einem Prozess?«
    »Kennedy!«
    »Wie geht’s dem Kopf?«
    »Haben Sie getrunken?«
    »Mr. Marr?«
    Der letzte Rufer klang irgendwie anders, fast als würde in seinen Worten ein Hauch von Besorgnis mitschwingen. Kennedy blickte auf und sah einen übergewichtigen Kerl Anfang dreißig mit der Ausstrahlung eines Clubtürstehers, der ein Blatt Papier mit seinem Namen in die Höhe hielt. »Ich bin Ihr Fahrer.«
    »Gott sei Dank«, sagte Kennedy, wobei er fast schreien musste, um den Lärm der Reporter zu übertönen. »Wo ist der Wagen?«
    Ein paar Minuten später – nachdem der Mob ihn trotz seines im Sekundentakt hervorgestoßenen »Verpisst euch!« quer durch den Terminal und die ganze Strecke bis zur Kurzparkerzone verfolgt hatte – lag Kennedy flach auf der Rückbank eines großen Mercedes. »O mein Gott«, stöhnte er erschöpft und verkatert.
    »Was für ein Empfang«, sagte der Fahrer. »Ich hab ja schon hin und wieder mal länger gewartet, aber zwölf Stunden …«
    »Tut mir wirklich leid.«
    »Kommt alles auf die Rechnung. Da hinten sind Kopfschmerztabletten und etwas Wasser für Sie. Ich war so frei, ein paar Besorgungen zu machen. Und vielleicht interessiert Sie das hier …«
    Mit einem lauten Klatschen landete etwas Schweres auf Kennedys Schoß. Er blickte nach unten: ein ganzer Stapel Morgenzeitungen. Er schob die Sonnenbrille in die Stirn und begann zu blättern. Ach du Scheiße …
    Etwa zur selben Zeit, rund hundert Meilen nördlich, machte sich Millie in ihrer Küche in Warwickshire einen Kaffee und checkte ihren Twitter-Feed. Ein Kennedy-Hashtag sprang ihr ins Auge, und sie klickte es an. Dann noch eins und einen Link zur BBC-Nachrichtenseite. Die Schlagzeile dort lautete: »Autor in Heathrow verhaftet«. Darunter ein Bild von Kennedy, den Kopf gesenkt

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