Straight White Male: Roman (German Edition)
und in Handschellen. »O Gott«, sagte Millie. Oben konnte sie Robin hören, die gerade vom Bad in ihr Zimmer schlurfte. »Oh, du verdammter Idiot.«
In Clapham griff Connie Blatt derweil in den Brotkorb, nachdem sie ihr treues Kofferradio eingeschaltet hatte. Ein Nachrichtensprecher las die neuesten Meldungen vor. »Der Autor, der es 1997 mit seinem Romandebüt Undenkbar als jüngster Schriftsteller aller Zeiten auf die Shortlist des Booker Prize geschafft hat …« – Connies Mundwinkel zuckten nach oben, bevor der Sprecher fortfuhr – »… wurde nach einem Tumult an Bord eines British-Airways-Fluges gestern Abend am Flughafen Heathrow verhaftet.« Connies Mundwinkel senkten sich wieder. Sie eilte zur Haustür, um den Guardian von der Fußmatte zu angeln. Tatsächlich, da war es, auf Seite fünf.
In Hampstead starrte Professor David Bell auf das Titelblatt des Telegraph , wo Kennedy eine ganze Spalte für sich hatte: »DOA: Drunk On Arrival«.
»Oje«, sagte Bell und las den Artikel. »Oje, oje, oje.« Ihm wurde bewusst, dass das Telefon klingelte. Dann stand auch schon seine Frau in der Tür und sagte: »Da ist jemand von der Presse dran.«
Kennedy ließ den Independent – »… der nach Großbritannien zurückkehrte, um im Rahmen seiner Auszeichnung mit dem renommierten F.-W.-Bingham-Preis eine einjährige Anstellung als Dozent an der Universität von Deeping in Warwickshire anzutreten« – auf den Boden des Wagens fallen und setzte sich auf. »Wie heißen Sie?«
»Keith.« Der Fahrer streckte seinen Arm nach hinten, und Kennedy schüttelte ihm die Hand.
»Also, Keith, was schätzen Sie, wie lange wir unterwegs sein werden?«
»Bei dem Verkehr auf der M40? Zwei Stunden minimum.«
»Alles klar.« Kennedy spülte vier Nurofen und zwei Valium mit einem Schluck aus der Evian-Flasche herunter. Dann rollte er sein Sakko zu einem Kissen zusammen. »Wecken Sie mich, wenn wir da sind.«
siebenundzwanzig
Der Dekan griff nach der Times . »Gute Güte«, sagte er, während er sich die Meldung auf Seite 3 mehrfach durchlas. Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte.
»Dr. Drummond ist hier, um Sie zu sehen.«
»Oh, verd…, also gut. Schicken Sie ihn bitte rein.«
Ein scharfes Klopfen ertönte, und Dennis Drummond stolzierte herein, einen dicken Stapel Zeitungen unter dem Arm. Er ließ sie auf den Schreibtisch des Dekans plumpsen. »Haben Sie …«
»Ja, Dennis, ich habe es gelesen.«
Drummond schlug die Mail auf und rezitierte: »›Ein notorischer Trinker … soll der Preisträger des mit einer halben Million Pfund ausgelobten Awards nach einem Streit einen anderen Passagier körperlich attackiert haben. Der Schriftsteller, 44, der als Dozent an der Universität von Deeping in Warwickshire …‹« Drummond ließ die Zeitung fallen. »In gut der Hälfte dieser Artikel taucht der Name unserer Universität auf.«
»Nun ja. Das ist in der Tat nicht der allerbeste Start. Dennoch, ich …«
»Nicht der beste Start?«
»Ich finde, wir müssen Mr. Marr die Chance geben, seine Version der Geschichte zu schildern. Sie wissen doch, wie verzerrt die Presse die Dinge manchmal darstellt.«
»Hier handelt es sich um grobes Fehlverhalten, das werden doch wohl auch Sie …«
»Nun, der Mann steht im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Da kann es schon mal vorkommen, dass Dinge in den Fokus rücken, die sonst vermutlich kaum von Belang wären.«
»Ich habe Sie gewarnt. Kennedy Marrs Obsessionen sind nun weiß Gott kein Geheimnis.«
»Dennis, wir haben das bereits zur Genüge durchgekaut, und Ihre Vorbehalte wurden zur Kenntnis genommen.«
»Ich will diesen Mann nicht in meinem Fachbereich haben.«
»Was genau wollen Sie mir damit sagen, Dr. Drummond?« Der Dekan wurde entschieden förmlicher, als er sich nun in seinen Stuhl zurücklehnte und die Finger verschränkte.
Drummond sah ihn an. Sollte ihm tatsächlich keine andere Wahl bleiben? Würde er die Entweder-er-oder-ich-Karte ziehen müssen? Eine innere Stimme riet ihm, diesen Bluff lieber nicht zu wagen. »Ich … es ist nur so, dass mir seine Anwesenheit hier außerordentliches Unbehagen bereitet. So wie ich das sehe, hat der Mann kein Interesse am Unterrichten. Er wird den guten Ruf des Fachbereichs und der Universität nachhaltig schädigen.«
»In Ordnung. Zur Kenntnis genommen. Aber ich kann mich nur wiederholen. Mr. Marr wird eine ganze Weile bei uns sein, und ich erwarte, dass Sie ihn während seines Aufenthaltes mit professioneller Höflichkeit
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