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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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runden Brillengläser an.
    »Worum geht’s?«
    »Um Coleridges Gebrauch der unpersönlichen Fürwörter.«
    »Oha. Das ist … he, hättest du nicht Lust auf einen Drink? Ich lad dich ein.«
    »Wie nett. Das wäre wirklich … aber ich sollte besser …« Mit einem zitternden Finger zeigte sie auf den flackernden Monitor. »Du weißt schon.«
    »Klar. Na gut, wir sehen uns …«
    »Am Montag?«
    »Genau, am Montag. Schönen Abend noch.«
    Der Parkplatz war leer bis auf seinen gemieteten Aston Martin, Melissas grasgrüne Ente und Drummonds Prius. Den Wind im Gesicht, blickte Kennedy über den Campus zu den Lichtern und dem gedämpften Lärm der Uni-Kneipe hinüber. Sollte er sich noch auf ein Bier und ein Schwätzchen unter die Studenten mischen? Wie nannte sich so eine Studi-Pinte wohl heutzutage, jetzt da Mandela und Biko nicht mehr der heiße Scheiß waren? Die Julian-Assange-Bar? In Anbetracht dieser Vergewaltigungsgeschichte wohl kaum. Nein, dachte er. Besser nicht. Sich so ganz allein an einem Freitagabend unter die Erstsemester zu begeben, mit Achtzehn- und Neunzehnjährigen abzuhängen, das roch verdammt nach Eau de Sittenstrolch. Er startete den Wagen und sah auf die Digitalanzeige. 18:24 Uhr. Was für eine Scheiße. An einem Freitagabend in L. A. wäre er jetzt schon im Soho House. Würde draußen auf der Raucherterrasse mit seinen Jungs und Mädels die Kinoeinspielergebnisse des Wochenendes tippen und zusehen, wie im Norden über den Hollywood Hills die Dämmerung hereinbrach – mit einem Martini in der Hand, der so stark war, dass er einen Zwerg erblinden lassen könnte. Apropos Hände: Was hatten die ihm schon für einen Ärger eingebrockt. Diese Wichsgriffel, die zitternd vor Geilheit Telefonnummern gewählt, unverantwortliche Textnachrichten und E-Mails rausgehauen und sich um zahllose Weingläser und Kognakschwenker gewickelt hatten. Die in den Sitznischen überteuerter Schickimicki-Restaurants sanft Frauenrücken hinaufgefahren waren oder sich auf den Rücksitzen von Taxis hastig zwischen Schenkel und unter Blusen gedrängt hatten. Grässliche Werkzeuge, verabscheuungswürdige Körperglieder.
    Wie wäre es zur Abwechslung mal damit: Triff dich mit Robin. Lade sie zum Essen ein.
    Vater und Tochter, die an einem Freitagabend gemeinsam ausgingen – daran war nun wirklich nichts Ungewöhnliches. Normale Leute machten so etwas doch vermutlich ständig. Wenn er auf die Tube drückte, könnten sie es tatsächlich bis um acht ins Le Manoir schaffen. Henri würde sie schon irgendwie dazwischenschieben.

vierunddreißig
    »Ich kann nicht, Dad. Ich bin verabredet. Du weißt schon … ausgehen, Leute treffen und so. Wo ist mein …?«
    Kennedy stand im Türrahmen zu Robins Zimmer. Sie saß auf dem Boden, durchwühlte das Chaos, kramte unter dem Bett herum.
    »Ausgehen? Leute treffen? Wohin? Und wen? Du bist sechzehn – was kannst du schon Besseres vorhaben, als dich von deinem eigenen Vater in ein Sterne -Restaurant ausführen zu lassen?«
    »Pfff.« Sie zog einen Doc-Martens-Stiefel unter dem Bett hervor und fädelte den Schnürsenkel durch die Ösen. »Das ist wirklich zu komisch. Du hast allen Ernstes geglaubt, mir würde das Spaß machen.«
    »Was hab ich geglaubt, würde dir Spaß machen? Und wie sieht das hier überhaupt aus?«
    »Lass gut sein, Dad. Und was deine erste Frage betrifft: deine kleine Tochter in schicke Restaurants zu schleppen. Ich gehe lieber zu McDonald’s oder in den Park.«
    »Den Park? Himmelherrgott, Robin, wer geht schon in den Park? Rentner und Pädophile gehen in Parks.«
    Sie lachte, stand auf und zog sich ihre Kapitänsjacke an. »Und Kids. Das ist schließlich der Grund, warum Pädos dorthingehen. Wir können gerne nächste Woche zusammen essen. Aber heute ist Freitagabend. Ollie holt mich gleich ab.«
    »Ollie? Wer zur Hölle ist Ollie?«
    »Ein Freund. Mach’s gut, Dad.« Sie roch nach Zitrone und Jugend, als sie ihm einen Kuss auf die Wange hauchte. Dann stürmte sie die Treppe hinunter. Kennedy folgte ihr.
    »Und wo gehst du hin?«
    Sie lachte. »Auf eine Party.«
    »Und wird da … gibt es da …« Verdammt, was stammelte er da? Er war nicht gut in solchen Dingen. Was würden normale Leute in so einem Fall wissen wollen? »Gibt’s auf der Party Drogen und Alkohol und so?«
    »Das hoffe ich doch«, erwiderte Robin und warf vor dem Spiegel im Flur einen letzten prüfenden Blick auf ihren Lippenstift. Gut gekontert.
    »Sehr witzig.«
    »Mach’s gut, Dad«, sagte sie

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