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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Ritual, das zu unseren Geheimnissen gehört. Danach zwängen wir uns unter einem Handtuch aus den Helanca-Badeanzügen.
    "Rauchen wir noch eine, Ulli?"
    "Wenn Du eine hast."
    "Klar, gehen wir in die Trümmer", sagt Elmar.
    Ich nicke, auch wenn ich dort immer ein wenig Angst habe.
    Unsere Eltern haben uns aus Furcht vor nicht entschärften Bomben verboten, in den Trümmern zu spielen. Die Ruinen sind gesprengt, aber nicht alle Grundstücke sind von den Steinbrocken befreit. Selbst sechzehn Jahre nach Kriegsende hat die Stadt noch Narben, überwuchert von wilden Pflanzen, zugestellt mit Reklamewänden, auf denen "Persil wäscht so weiß, weißer geht's nicht" steht. Unsere Trümmer liegt von
    außen nicht einsehbar zwischen zwei Neubauten. In
    herumliegenden Mauerbrocken hat sich ein kleiner Tümpel
    gebildet, an dessen Ufer es gelb und lila blüht und
    manchmal sogar quakt. Ein Teil des ehemaligen Kellers ist noch vorhanden, in den man über eine bröcklige Treppe gelangt. Verkohlte Deckenbalken liegen dort rum, aber auch Dosen und Flaschen, Papierreste und stinkende Haufen, die auf regelmäßigen, menschlichen Besuch schließen lassen.
    In den Keller steigen ist unsere Mutprobe, wenn wir mit der "Prinz-Friedrich-Karl-Bande" unterwegs sind. Wer in unsere Bande will, der muss in den Keller. Wenn danach noch ein Regenwurm verspeist wird, steht einer Aufnahme nichts mehr im Weg.
    Außer Elmar ahnt keiner, dass ich keine Angst vor Bomben oder bröckelnden Steinen habe. Ich habe Angst vor dem schwarzen Mann. Der schwarze Mann ist überall, er liegt auf den Kohlehaufen im Keller, in den Hintereingängen der dunklen Gassen und ich bin mir
    sicher, dass dort unten in unserer Trümmer ebenfalls der schwarze Mann ist.

    Wir zwängen uns neben der Plakatwand in unsere Trümmer.
    "Nicht so schnell", rufe ich, meine spitzen Sandalen sind für unwegsames Gelände nicht geeignet. Ich bleibe mit meinem Petticoat an einem dornigen Strauch hängen.
    "Mädchen", lästert Elmar und ich strecke ihm die Zunge
    raus. Wir setzen uns auf einen Mauerbrocken am Tümpel
    und Elmar wickelt aus Butterbrotpapier die Zigarette aus, die er seinem Vater geklaut hat.
    "Darf ich sie anzünden?"
    Elmar gibt mir Feuer. Ich nehme einen Zug, behalte den
    Rauch im Mund und puste ihn dann laut aus.
    "Gut", sage ich.
    "Psst" macht Elmar.
    "Was ist?"
    "Da ist jemand, hast Du nichts gehört?"
    "Nein". Ich reiche ihm die Zigarette.
    "Doch, da klopft was."
    "Quatsch, wo soll es hier denn klopfen?"
    Wir lauschen angestrengt, aber außer dem Zirpen der
    Grillen und dem leisen Rascheln der Blätter im Wind hören wir nichts.
    "Da, schon wieder. Da klopft doch jemand."
    "Das kommt aus dem Neubau."
    "Nee, das kommt von unten, aus dem Keller."
    Bumm, bumm, bumm.
    Jetzt habe ich es auch gehört. Und noch einmal, ganz
    deutlich: Bumm, bumm, bumm.
    "Lass uns abhauen", sage ich.
    "Komm, wir schauen mal nach."
    "Nee, ich will nicht."
    "Du hast wohl Angst?"
    "Quatsch, ich muss nach Hause, mein Vater kommt gleich."
    "Los, du Angsthase, wir gucken einfach mal nach."
    "Wer, Angsthase, ich? Blödsinn, ich zeig's dir", rufe ich und schon bin ich auf den Beinen. Ich schleiche die Treppe voran. Der Boden unter meinen Füßen bröckelt, kleine Mörtelklumpen rieseln über die Stufen. Elmar ist dicht hinter mir.
    Es kann nicht länger als ein paar Sekunden gedauert haben, dennoch dehnt sich der Anblick in meiner Erinnerung zu einer kleinen Ewigkeit. Er ist gefangen unter einem herabgestürzten Deckenbalken: der schwarze Mann.
    Ich starre in zwei irre blickende Augen, die mir aus einem Ruß verschmierten Gesicht entgegenleuchten. Er lallt etwas, das ich nicht verstehen kann. Ich weiche zurück. Der schwarze Mann hebt seinen Arm, aus dreckigen Lumpen blitzt Metall. Ich schreie und drehe mich um, reiße Elmar mit. Wir stolpern die Treppe hinauf, der Keller ist erfüllt von einem dumpfen Dröhnen. Die Treppe gibt nach, wir schaffen es, die letzten Stufen nach oben zu kommen, dann sehen wir nur noch Staub und Schutt. Die Erde scheint sich zu öffnen, um die Steine zu verschlingen. Da, wo eben noch eine Treppe war, ist nichts als Schutt.
    Wir stolpern, fallen hin, rappeln uns wieder auf, finden den rettenden Ausgang am Plakatpfeiler. Und dann rennen wir um unser Leben. Erst als wir den Friedhof erreicht haben, bleiben wir stehen. Wir schauen uns um. Hat uns jemand gesehen? Verfolgt uns jemand? Nein. Wir schwingen uns auf die Friedhofsmauer unter das schützende Dach einer Kastanie.
    "Was

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