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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Geldtasche saß, war jetzt nur noch ein Stück Kaugummi.
    Die Bilder liefen in seinem Kopf ab wie ein Film. Der Riesengorilla, wie Hanna um Hilfe schrie und ihren Kopf in seine Lederjacke barg.
    ‚Dieses Luder, dieses verdammte kleine Luder!’

Dienstleister

    „Warum muss ich eigentlich alles selbst machen“, fragte sich Heidi. Vier Tage und Nächte hatte sie durchgearbeitet.
    „Sie müssen verstehen, Frau Dr. Briese, der Vorstand braucht die Vorlage am Montagfrüh.“
    Gestern Abend waren zwölf gebundene Vorlagen per Kurier nach Frankfurt gegangen, was ein Wunder war, denn ihr Computer hatte sich in Rauch aufgelöst, der Kopierer den Geist aufgegeben und die Bindemaschine hatte sich bei Vorlage zehn für immer verabschiedet. Ihre Sekretärin weilte auf einer Schönheitsfarm im Harz, ihre Partnerin golfte in Portugal und ihre Assistentin lag mit einer Grippe oder ihrem neuen Lover im Bett. Trotzdem hatte sich Heidi ins Büro geschleppt, vor allem um zu hören, was der Vorstand entschieden habe.
    „Ach so, Ihre Vorlage, Frau Dr. Briese. Ja, die habe ich gar nicht mehr hereingereicht, die Herren hatten zu viel auf dem Programm. In den nächsten sechs Wochen ist kaum mit einer Entscheidung zu rechnen.“
    „Oh, das macht gar nichts, Herr Schinkel, das hat Zeit“, flötete sie. Dann legte sie sanft den Hörer auf, nahm ihre Tasse, schmiss sie an die Wand und beobachtete, wie der Milchkaffee sich auf der Glasfasertapete ausbreitete.
    „Arschlöcher“, schrie sie. Die Glasfasertapete nahm es gelassen.
    ‚Schluss für heute’, entschied Heidi und stellte den Anrufbeantworter an. Im Auto rechnete sie nach. Sie hatte achtzig Stunden in vier Tagen gearbeitet und das alles, weil irgendein Sesselpupser in vorauseilendem Gehorsam ihr die Pistole auf die Brust gesetzt hatte. Sie würde jetzt ein Bad nehmen.
    Als sie in der Wanne lag, eingehüllt in duftig weiße, verführerisch knisternde Wolken, entspannte sie sich ein wenig. ‚Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit’, entschied sie. Aber woraus bestand ihr Leben sonst? Die Firma war ihr Leben, ihr Baby, ihre Leidenschaft. Leidenschaft? Da war doch noch was? Wie war doch gleich der Name ihres letzten Lovers?
    Heidi strich sich über den Bauch, fuhr sich über die Innenseite der Schenkel und seufzte. Wenn sie ein Mann wäre, würde sie jetzt in den Puff gehen. Aber als Frau? Der batteriebetriebene Noppen-Dildo, der sich in ihrer Nachtischschublade hinter Patricia Highsmith, uralten Sahnebonbons und einem vollgekritzelten Notizblock vor ihrer Putzfrau versteckte, machte sie nicht wirklich an.
    Heidi wickelte sich in ihr Handtuch, nahm ein Glas Prosecco und sank auf ihre Couch. Ihr Blick fiel auf den „Tip“. Ob es da wohl Callboys gab? Sie blätterte zu „Lonley hearts“ und war erstaunt, dass dort einige Herren ihre Dienste anboten. ‚Was sagt man eigentlich?’ fragte sie sich, als sie nach ihrem Telefon angelte und musste lachen. Da überzeugte sie Vorstände und wusste nicht mal, wie man mit einem Callboy verhandelte. Entschlossen tippte sie die erste Nummer.
    „Guten Tag, hier ist Henry. Wenn Du mich sprechen willst, dann sag mir Deinen Namen und Deine Nummer, ich rufe zurück.“ Entsetzt legte Heidi auf. Nee, batteriebetrieben hatte sie selbst. Bei der nächsten Nummer sprach ein elektronischer Oliver. Die dritte Nummer meldete sich in Echtzeit mit „Hallo“.
    „Hallo, äh, hier ist Rita.“
    „Was kann ich für Dich tun Rita?“
    „Tja, also, äh, was können Sie denn für mich tun?“
    „Kommt drauf an. Gib mir Deine Telefonnummer, dann rufe ich Dich zurück.“
    „Wieso?“
    „Ist so üblich, Rita.“
    Aha. Widerstrebend gab Heidi ihm ihre Nummer. Er rief sofort zurück.
    „Bist Du einsam?“
    „Na, ja, ein bisschen Entspannung könnte ich brauchen.“
    „Dafür bin ich Spezialist. Wie hast Du es denn am liebsten.“
    Oh je, darüber hatte Heidi gar nicht nachgedacht.
    „Ganz normal, schätze ich.“
    „Ganz normal kostet hundert. Sonderwünsche extra.“
    „Und, äh, wie funktioniert das?“
    „Du gibst mir Deine Adresse und dann komme ich zu Dir.“
    Heidis Gedanken rasten. Sie konnte unmöglich einem Schmuddelboy ihre Adresse nennen. Wenn sie den nun nicht mochte. Oder wenn er sie ausrauben würde, oder gar umbringen.
    „Du brauchst keine Angst zu haben, ich lebe von Stammkundinnen.“
    Heidi nannte ihm ihre Adresse.
    „In einer halben Stunde geht es Dir besser“, versicherte Hallo, der sich inzwischen als Michael geoutet

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