Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
Vom Netzwerk:
Haaren.
    „Wie alt bist du denn?“
    „Neun und du?“
    Viermal so alt.“
    „Sechsunddreißig?“
    „Ganz schön alt, was?“
    „Prähistorisch“.
    Martin lachte.
    „Sag mal, erlauben denn deine Eltern, dass du so ganz allein auf die Kirmes gehst?“
    „Psst, das dürfen die doch nicht wissen. Meine Freundin hat Stubenarrest gekriegt.“
    „Willst du ein Eis?“
    „Nö, lieber ne Cola.“
    Die Kleine nahm vertrauensvoll seine Hand. Es zog ihm das Herz zusammen. Warum machten sie es ihm so leicht? Das sollte einfach verboten sein! Unauffällig schaute er sich um. Die Mutter dort drüben mit ihren zwei Kindern schien ihn zu beobachten.
    Gegenüber der Geisterbahn fand er einen Colastand. Diese Mutter war ihm tatsächlich gefolgt. Er bezahlte zwei Cola und reichte eine davon Hanna. Zwischen ihrem Mickey Mouse-T-Shirt und den hautengen Jeans blitzte ein Streifen zarter Kinderhaut. ‚Wie Porzellan’, dachte Martin und fröstelte.
    „Hast Du denn gar keine Angst vor dem Kirmesmörder, so ganz allein?“
    „Nö, wieso?“
    „Na der wird doch jetzt überall gesucht“, sagte Martin.
    „Der wird mir schon nix tun“, sagte die Kleine und Martins Magen verkrampfte sich.
    „Fährst du mit mir Geisterbahn?“ fragte sie ihn.
    ‚Wer könnte diesen glänzenden Kinderaugen widerstehen. Unglaublich, die fordert es ja geradezu heraus.’
    „Und in der Geisterbahn hast Du natürlich auch keine Angst.“
    „Ey, ich liebe Geisterbahnfahren. Buuuuh!“
    Martin schreckte zusammen. Waren sie jetzt schon auf ihn aufmerksam geworden? Er schaute sich um. Die Mutter mit den zwei Kindern war nirgends zu sehen. Hinter der Colabude hörte man Würgegeräusche. Keiner schien sich hier um den anderen zu kümmern, die Jugendlichen strichen rauchend und flirtend umeinander, ein Pärchen knutschte sittenwidrig zwischen dem Roundabout und einem Lotteriefahrgeschäft, Väter mit Rucksäcken ließen ihre Kinder Lose kaufen. Grelles Neonflimmern, das Lauteste aus den sechziger, siebziger und achtziger Jahren und die Stimme des Conferenciers, der einmalige Gewinne und das große Glück versprach, benebelten die Sinne.
    „Okay, lass uns Geisterbahnfahren“, entschied er und Hanna jubelte. Sie zog ihn an der Hand zu dem mit Monstern geschmückten Fahrgeschäft, drippelte auf ihren Turnschuhen aufgeregt neben ihm.
    „Du kannst es wohl kaum erwarten?“
    „Hui, ich liebe diesen gruftigen Geruch, echt krass“, freute sich Hanna.
    Martin reichte dem Mann am Schalter einen Schein während er sein Gesicht abwandte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er einen Mann, der rauchend in der Ecke stand. ‚Sollte das vielleicht..’
    Der Wagen kam und Hanna sprang vor ihm hinein. Ächzend ließ er sich neben sie fallen. Sie legte ihre kleine Hand, an der ein Fingernagel knallrosa lackiert war, in seine. Verwirrt registrierte er einen Hauch von Apfelshampoo, den ihre seidigen Haare verströmten. Als ein Skelett den Wagen streifte, schrie sie auf und kuschelte sich ganz eng an ihn. Wie warm sie war und so weich.
    „Du hast ja doch Angst!“
    „Hab ich nicht!“ sagte sie und strafte sich Sekunden später Lügen als ein Riesengorilla mit blinkenden Augen auf sie losstürmte.
    „Hilfe!“ schrie sie und verbarg ihr kleines Gesicht in seiner Lederjacke. Zögernd legte er einen Arm um sie, streichelte sanft ihren Rücken. ‚Das kann doch wohl nicht wahr sein, so ein süßes Wesen. Ist ja kein Wunder, wenn da einer durchdreht.’
    Sie hielt die Porzellanpuppe fest an sich gedrückt. ‚Wie Porzellan, so zart, so zerbrechlich’, dachte er wieder, während Spinnweben ihre Gesichter streiften.
    „Iiiihhh“, quiekte sie.
    „Ist doch bloß Plastik“, versuchte er sie zu beruhigen. Nur sich selbst konnte er kaum beruhigen, er war aufgeregt, wütend und hilflos.
    Als sie aus dem Wagen stiegen hörte er von fern das Tatütata von Polizeiwagen. Schnell blickte er sich um.
    „Ich muss jetzt gehen, pass auf Dich auf Hanna, lauf schnell nach Hause“, sagte er und stürmte davon.
    Die Polizeiwagen schienen auf den hinteren Eingang des Rummelplatzes zu fahren. Martin folgte ihren Geräuschen und war fast vor ihnen da. Eine dichte Menschenmenge hatte sich dort zusammengerottet.
    „Was ist passiert“, fragte er die Schaulustigen.
    „Sie haben ihn, den Kirmesmörder, eine Frau hat ihn gefasst!“
    „Lassen sie mich durch, Kriminalpolizei“, sagte Martin und fasste in seine Tasche um seinen Kripoausweis herauszuziehen.
    ‚Oh verdammt!’
    Da wo sonst seine

Weitere Kostenlose Bücher