Strandglut 27 Short(s) Stories
hatte.
Als Heidi aufgelegt hatte, wurde ihr heiß vor Scham. ‚So tief bin ich also gesunken, dass ich jetzt schon Männer bezahlen muss?’ Aber zwischen Frust und Angst schlich sich die Aufregung. Das würde eine neue Erfahrung werden. Sie überlegte, was man denn für einen Mietmann anziehe. Seidener Kimono, beschloss sie. Je weiter der Uhrzeiger vorrückte, desto aufgeregter wurde sie. Sie stellte die Flasche Prosecco in einen Sektkühler, gab Eis hinein und trug ein zweites Glas auf den Tisch, als es auch schon klingelte.
Heidi bat Michael herein: braune Lederjacke, ausgebeulte, schwarze Jeans, dunkelblonde Haare und ein offenes Gesicht, das sie jetzt fröhlich anlächelte. Er folgte ihr ins Wohnzimmer, fragte höflich, wohin er sich denn setzen dürfe. Sie wies auf den Sessel und drapierte sich selbst auf dem Sofa.
„Tolle Wohnung hast Du“, sagte er und prostete ihr zu.
„Wie alt bist Du“, fragte Heidi.
„Achtundzwanzig.“
„Und wie kommst Du in dieses komische Gewerbe?“
„Ich bin arbeitslos. Von irgendwas muss man leben und ich mag Frauen.“
„Was machst Du, wenn Dir eine Frau nicht gefällt?“
„Ist noch nie vorgekommen“, sagte er, „aber ich schätze, ich würde gehen.“
„Wie, Du hast noch nie eine Frau gehabt, die Dir nicht gefallen hat?“
„Nee, wirklich nicht.“
„Was sind denn das für Frauen, die bei Dir anrufen?“
„Nette Frauen, so wie Du.“
„Und wie läuft das nun ab?“
„Also erst mal ein bisschen reden, und dann so wie Du willst.“
„Warum musste ich Dir meine Telefonnummer geben?“
„Zur Sicherheit, kann ja jeder anrufen, zum Beispiel das Finanzamt.
„Ach so, Schwarzvögeln, was?“
Michael lächelte schief.
„Muss ich vorher bezahlen?“
„Wenn es Dir nichts ausmacht?“ Heidi hatte die hundert Euro griffbereit unter ein Kissen gelegt.
„Das heißt, wenn Du jeden Tag eine Kundin hast, dann sind das im Monat dreitausend Euro netto.“
„Ohne Extras.“
„Aber theoretisch könntest Du auch zwei Kundinnen haben. Das wären dann sechstausend netto. Wenn dann noch das ein oder andere Extra hinzukommt, gehst Du mit acht Mille nach Hause.“
„Mhm.“
„Hast Du viele Stammkundinnen?“
„Also, äh, ehrlich gesagt, Du bist meine erste Kundin.“
Heidi prustete den Prosecco über den Tisch.
„Waas?“
Jetzt musste auch Michael lachen.
„Heißt das, Du weißt auch nicht, wie man das so richtig professionell macht?“
„Wenn Du mir jetzt nicht hilfst, dann weiß ich nicht weiter.“
„Also ich denke, Du solltest jetzt versuchen, mich zu verführen.“
„Wie möchtest Du denn verführt werden?“
„Zum Beispiel könntest Du mir sagen, dass meine Titten Dich anmachen.“
„Hhm, das ist vielleicht ein bisschen ordinär, oder?“
„Oder Du sagst, dass Du es kaum noch aushältst, Dir Deine Hose gleich platzt.“
„Meinst Du, dass das wirkt?“
„Wenn’s nicht stimmt, wahrscheinlich nicht. Oder Du setzt Dich jetzt neben mich und fängst an, meinen Hals zu streicheln.“
„Wirkt das nicht zu aufdringlich, so als ob ich ganz schnell mein Geld verdienen will?“
„Nö, komm, wir probieren das mal.“
Michael setzte sich zu Heidi und fing an, ihren Hals zu befummeln.
„Ne, also so geht das nicht, zieh erst mal Deine Lederjacke aus, die ist kalt. Und dann musst Du das einleiten.“
„Wie einleiten?“
„Nicht gleich losstreicheln. Vielleicht erst mal ein wenig mit den Haaren spielen.“
„Du hast schöne Haare.“
„Siehst Du, das war schon besser. Ein Kompliment wirkt immer.“
Michael hatte die Hände wieder auf seine Jeans gelegt. „Wenn Du jetzt aufhörst, ist die Stimmung flöten, Du darfst nicht aufhören.“
Heidi nahm Michaels Hand und zeigte ihm, wie sie sich das vorstellte.
„Du solltest was für Deine Hände tun, die sind zu rau“, bemerkte sie.
„Du meinst Handcreme?
„Genau.“
„Und Du müsstest vielleicht ein bisschen forscher vorgehen, so, dass ich das Gefühl habe, dass Du mich unbedingt willst.“
„Das würde Dich nicht erschrecken?“
„Wir probieren das jetzt aus. Komm, schmeiß mich doch einfach über die Sofalehne, Hand unter den Kimono und glühender Zungenkuß.“
„Darf ich mal kurz ins Bad?“
„Willst Du Dir die Zähne putzen.“
„Äh, genau.“
„Mensch, Du bist erotisch wie ein Schluck Wasser. Du kannst doch jetzt nicht verschwinden, wo es gerade spannend wird“, gluckste Heidi.
„Ich muss aber mal.“
„Okay, ich mach uns einen Kaffee und dann
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