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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Felix, der sich über ihn gebeugt hatte.
    Oliver öffnete ein Auge und blickte in das Blau seines Teppichbodens. Schnell schloss er es wieder und gab sich dem Gefühl der Schwerelosigkeit hin. Und so tröpfelte die Erkenntnis auch nur langsam in sein Bewusstsein, dass sich noch gegen die Wirklichkeit sträubte: VERSTECKTE KAMERA!

Adam & Eve

    Ein Jodler erklang von der Spitze des Berges, weckte die Kühe auf den Almen und der Wind trug ihn auch in das Tal unten am See, wo er zwischen den massigen Felsen brach. Mutter Wastlhuber hörte ihn, diesen Jodler, genauso wie das halbe Dorf. Sie blinzelte auf das Kruzifix gegenüber, das im Mondlicht glänzte. „Lieber Herrgott“, betete Mutter Wastlhuber, „gib, dass mein Everl noch lange im Paradies leben kann.“ Der Herrgott hörte es wohl und wenn Mutter Wastlhuber nicht durch und durch katholisch gewesen wäre, hätte sie schwören können, dass Jesus am Kreuze ihr zuzwinkerte. Everl, das drittjüngste der Wastlhuber-Kinder blinzelte ebenfalls ins Mondlicht, das ihre kleine Schlafkammer oben auf der Bergstation erhellte. Adam war gut heimgekommen, auf die nächst höhere Bergstation. Sie glaubte noch seinen Geruch in den rotkarierten Kissen zu schnuppern und rollte sich zusammen für einen kurzen, erholsamen Schlaf.
    „Muuuhhh, muuuhhhh“. Everl schreckte hoch. Ein Blick auf die Schatten, die die aufgehende Sonne auf die weißgekalkte Wand in ihrer Schlafkammer zauberte, sagte ihr, dass es bereits nach fünf sein musste. Die Kühe wurden unruhig, sie wollten gemolken werden. „Ruhig, ruhig, Renzi, i kimm gleich“, rief sie durch das Fenster. Sie sprang aus den Federn, zog sich ein langes T-Shirt über und öffnete die Tür der Berghütte. Tief sog sie die Luft ein, die nach Fichten und Enzian, nach Primeln, Kräutern und frischem Gras duftete, auf dem der Morgentau sich sammelte. Hinter den immer noch schneebedeckten Bergspitzen ging die Sonne auf und tauchte den wolkenlosen Himmel in Rosarot. Everl tapste barfuß zu ihrem Brunnen und ließ das klare Bergwasser über Gesicht und Arme rinnen. Dann schnappte sie sich die Milchkannen und schleppte sie in den Stall, in dem ihre acht Kühe bereits ungeduldig nach ihr riefen. Everl begrüßte jede einzelne mit Namen und zog mit ihrem Melkschemel von Euter zu Euter. Als Everl endlich alle Kühe abgemolken hatte, brachte sie die Milchkannen in die hinter dem Stall liegende Käserei und öffnete ihren acht Mitbewohnern die Stalltür, damit auch sie den herrlichen Morgen auf der Alm genießen konnten.
    Everl schüttete die Milch in die Zentrifuge, prüfte den Reifegrad der trocknenden Käselaiber und trug einen Laib in ihre Küche, von der aus sie die Touristen beköstigte, die jeden Tag für eine Jause bei ihr Halt machten. Ein Liedchen trällernd kochte sich Everl einen Tee aus selbstgesammelten Kräutern, schnitt sich eine Scheibe des gestern gebackenen Brotes runter und bestrich sie dick mit Butter und Käse. Sie ließ sich auf die Bank aus Fichtenstämmen fallen und freute sich kauend an dem morgendlichen Lied der erwachenden Alm. Ein Erdmännchen lugte fasziniert über einen kleinen Felsbrocken, die Glocken des Fleckviehs mischten sich mit dem Gesang der Vögel und dem Zirpen der Insekten zu einem einzigartigen Chor.
    Von Mai bis Oktober lebte sie hier oben, und das seit nun schon fünf Sommern. Im Winter kehrte sie zurück ins Dorf, das drittälteste der zehn Wastelhuberkinder, um auf dem Hof des Vaters zu helfen. Der Adam war ihr Freund, so lange sie denken konnte. Von November bis April arbeitete Adam in der Salzfabrik und wenn sie sich trafen im Dorf, dann war immer die Familie dabei. Heute Nacht hatte er sie gefragt, ob sie ihn heiraten wolle. „Der Vater wird es nicht erlauben“, gab Everl zu bedenken. Denn Adam war der Sohn seines ärgsten Feindes. Es gab viele Geschichten im Dorf, warum das so war, aber Everl glaubte keine.
    Pünktlich um neun kamen die ersten Gäste. „Mein Gott, welch’ ein Aufzug“, dachte Everl, als eine Gruppe von 20 Leuten mit Sack und Pack bei ihr eintraf. Sie brachte Bier, ihren berühmten Kräutertee, Brot, Butter und ihren selbstgemachten Käse. Aber die Gruppe war anders als die anderen Bergwanderer, das sah Everl sofort. Ein langhaariger Mann mit Pferdeschwanz, Lederweste und zerschlissenen Jeans nahm das Everl beiseite. „Wir drehen einen Film und brauchen noch ein paar Szenen auf der Alm. Dürfen wir bei ihnen filmen.“ „Ja mei“, rief das Everl, und dann komm’ ich

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