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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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fangen wir noch mal von vorn an.“
    Als er aus dem Bad kam, hatte Heidi sich Jeans und T-Shirt übergestreift.
    „So jetzt zeige ich Dir mal, wie man das macht. Ich tue jetzt so, als ob Du mich angerufen hast, okay? Michael nickte stumm. Heidi ging vor ihre Wohnungstür und zog sie hinter sich zu.
    Michael lächelte in sich hinein. Hatte er doch gleich gewusst, dass die auf die Anfängernummer stand. Jetzt musste er sich aber mächtig beeilen, seine Anrufbeantworter von „Henry“ und „Oliver“, die er im Bad abgehört hatte, quollen über.
    „Warum muss ich eigentlich alles selbst machen“, dachte Heidi als sie klingelte.

Die Prärieauster

    Ob Oliver nun von dem Geräusch der Kaffeemühle oder von dem Duft frisch gebrühten Kaffees geweckt wurde, vermochte er später nicht mehr zu sagen. Er öffnete ein Auge und blinzelte in das Blau seines Kopfkissens. Schnell schloss er es wieder und gab sich dem Gefühl absoluter Geborgenheit hin. Und so tröpfelte die Frage dann auch nur langsam in sein Bewusstsein, das sich noch gegen das Erwachen sträubte: „WAS WAR DAS?“ Mit dem linken Arm tastete er auf dem Nachttisch nach seiner Rolex. Neun Uhr vier, Donnerstag, achtzehnter Januar. Er ließ sich in die nachtblaue Seide zurückfallen. Seine Augen gewöhnten sich mühsam an das durch die Jalousien nur dürftig zurückgehaltene Tageslicht. Donnerstag. Kein Studiotermin, kein TV-Termin, nicht mal ein Termin beim Friseur. Und vor allem keine Czerny, die putzte nur montags und freitags. Woher also zum Teufel der Kaffeegeruch?
    Mit einem Ruck setzte sich Oliver auf. Ein stechender Schmerz im Kopf ließ ihn allerdings sofort wieder zurücksinken. Die vierte Flasche Wein war zu viel gewesen. Seine Zunge fühlte sich an wie ein vollgerotztes Tempotuch. Tony, sein Manager, hatte die unwiderstehliche Eigenschaft, immer noch eine Runde zu bestellen, wenn er schon längst bezahlt hatte. Oliver drehte seinen Kopf nach rechts. Die andere Bettseite war benutzt. Daher der Kaffeeduft. Er lauschte auf die Geräusche aus der Küche. Da machte jemand Frühstück. Ihm war nicht nach Frühstück. Und schon gar nicht nach einer unbekannten Frau. Wo hatte er sie nur aufgegabelt? Er war doch gleich nach der Paris Bar mit dem Taxi nach Hause gefahren. Oder nicht? Schnell lüftete er die Bettdecke. Das Seidenlaken zeigte sich zerknautscht aber unbefleckt. Jetzt ist es soweit, dachte er, Korsakow-Syndrom!
    Entschlossen warf er die Bettdecke von sich und brachte sich in eine sitzende Position. Sein Magen rebellierte. Er erhob sich und schlurfte zur Brüstung der Empore. Blond, natürlich, dachte er, als er dieses Wesen in seiner Küche werkeln sah. Der Tisch war bereits gedeckt und der Duft frisch gebratenen Specks reizte seine Magennerven.
    „Gute Morgen, Liebling, hast Du gut geschlafen“, tönte es von unten.
    „Ich geh’ erst mal duschen“, gab er resigniert zurück. Wie hieß sie bloß? Er konnte sich weder daran erinnern, irgendjemanden abgeschleppt zu haben und schon gar nicht an einen Namen. Verstohlen fuhr er mit einer Hand in die Schlafanzughose. Da klebte nichts. Er schnupperte an seiner Hand – sie roch unverdächtig. Das wurde langsam peinlich. Er sah die Bild-Zeitungsschlagzeile bereits vor sich: „Oliver König im Bett ein Versager. Meine Nacht mit Deutschlands erfolgreichstem Schlagersänger“.
    Also brachte er sich erst mal im Bad in Sicherheit und erschrak.
    Da standen neben seiner Armani-Kosmetik Töpfchen und Tiegelchen, Flaschen und – ein fremde Zahnbürste.
    „Die spinnt wohl“, murmelte Oliver. Der Tag, an dem eine Geliebte bei ihm auch nur eine Creme deponierte, war immer ihr letzter. Da war Oliver eisern. Diese Dame hatte sogar ihren Bademantel aufgehängt!
    „Also wirklich, jetzt reichts!“ Schnell stieg Oliver in die Dusche und ließ lauwarmes Wasser über seinen Schädel rinnen. Wütend griff er nach seinem Handtuch. Beim Zähneputzen übte er in Gedanken den Rausschmiss. „Es war nett, Dich kennen gelernt zu haben, aber ich muss jetzt arbeiten.“
    Als er die Küche betrat, wühlte die Lady im Kühlschrank.
    „Deine Prärieauster ist fertig“, sagte sie, drehte sich lächelnd um und reichte ihm das Glas. Woher wusste sie von seiner Geheimwaffe gegen Kater?
    Ihre graugrünen Augen und das kleine Näschen erinnerten Oliver an die Perserkatze seiner Oma. Er stürzte die Prärieauster in einem Zug runter und betrachtete den gedeckten Tisch. Woher wusste die Ische, dass er zum Frühstück am liebsten

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