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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Rita über ihre eigenen Beine. Sie hatte viel Geld mit diesen Beinen verdient, bis sie die drei Shows jede Nacht im Cesar’s nicht mehr durchgehalten hatte. Aber auch danach hatte sie mit ihren Beinen viel Geld verdient, hatte den Spielern aus aller Welt ihre Drinks an die Spieltische gebracht. Die hatten zwar keinen Blick an ihre Beine verschwendet, aber waren ziemlich großzügig, wenn sie gewonnen hatten.
    Das Brautpaar vor ihr hatte sich endlich sortiert. Aha, Deutschland. Und ziemlich aufgeregt. Rita drehte sich zu ihrem Computer um und gab die Namen ein. Dabei streifte ihr Blick noch mal die alte Frau mit dem Minirock. Über dem Rock trug sie einen gewagten Pullover mit Tigermuster, farblich passend zu ihren rotgetönten halblangen Haaren. Auch Rita hatte sich früher die Haare rot getönt, aber irgendwann hatte auch das nicht mehr gereicht, um im Casino als Cashier-Girl durchzugehen. Sie reichte den beiden Deutschen einen Vordruck, auf dem in Deutsch geschrieben stand, wie man mit der Heiratslizenz, die sie gerade abholten, in Las Vegas heiraten kann.
    „Next!“, dabei lächelte sie Tigerlilly, wie sie die alte Dame in Gedanken nannte, zu. Tigerlilly blinzelte scheu unter ihrem langen Pony, das gnädig über ihre Stirn fiel, ihrem hoffnungsvollen Bräutigam zu. Achtundachtzig, entschied Rita mit einem Blick auf Tigerlillies Eroberung. Na ja, das passt. Sie war gespannt auf Tigerlilly‘s Pass.
    Ein schwarzes Paar aus Georgia bombardierte Rita mit Fragen. „Nein, ihr braucht nicht in eine Kirche zu gehen, ihr könnt Euch auch drüben im Rathaus ohne Voranmeldung trauen lassen. Dauert zehn Minuten, Kinder, zwanzig Dollar.“ Die hatten es aber eilig. Amüsiert griff Rita zum Stempel. Bums. „Next“. Tigerlilly stand noch immer an dem langen Holzbrett an der Stirnseite des Raumes. Aber wo war ihr Lover? Der Strom neuer Heiratslustiger riss einfach nicht ab. Rita schaute auf die große Digitaluhr gegenüber dem Fenster. Noch vier Stunden bis sie endlich in ihren alten Chevy steigen und sich bei Frank’s Nest einen Drink und einen Burger genehmigen konnte. Ein dunkelhäutiges Paar, das mit sechs kleinen Kindern gekommen war, machte ziemlichen Krach. Rita ermahnte die Kinder in fließendem Spanisch, das sie von ihrem sechsten Ehemann, diesem nichtsnutzigen Kubaner gelernt hatte.
    Wo war Tigerlilly‘s Verehrer? Die alte Dame stand auf ihren sechs Zentimeter-Absätzen verlegen in der Ecke und ließ alle neu dazukommenden Paare durch, damit sie sich vor ihr in der Schlange anstellen konnten. Rita zwinkerte Tigerlilly aufmunternd zu. Ob der Alte es sich wohl anders überlegt hatte? Das nächste Paar roch wie Frank’s Nest morgens um sechs. Himmel, die hatten wohl schon vorgefeiert. Der Bräutigam konnte kaum noch stehen, aber er setzte entschlossen seine Unterschrift auf das Formular. „Danke schön, gnädige Frau“, lallte er im breitesten Südstaatenakzent, den Rita jemals gehört hatte.
    Inzwischen waren auch die anderen Paare auf die einsame Tigerlilly aufmerksam geworden. Ein mittelalterliches weißes Paar flüsterte sich bereits Kommentare zu. Rita drückte Tigerlilly alle Daumen. Am liebsten hätte sie quer durch den Saal gerufen: „Mach’ Dir keine Sorgen, die Aufregung ist ihm auf die Blase geschlagen“. Aber der Mann war wirklich ziemlich lange weg. Vielleicht doch der Darm? In dem Alter musste man mit allem rechnen. Tigerlilly versuchte Haltung zu bewahren. Rita konnte sich genau vorstellen, was sich hinter diesem Jungmädchen-Pony abspielte. Damals, bei ihrer dritten Hochzeit – oder war es die vierte – wollte der Kerl auch nur mal schnell auf die Toilette. Zwölf Jahre später hatte Rita ihren Bräutigam auf einer Greyhoundstation in Los Angeles wiedergetroffen. Und dem Herrn gedankt, dass dieser Kelch an ihr vorbeigegangen war. Immerhin verdankte sie dem Flüchtigen Rudy, ihren Zweitältesten. Auch wenn Rudy im Moment wenig Freude bereitete, da er im National Rehabilitations-Center in der Wüste von Nevada als Küchenhelfer die Blechnäpfe füllte.
    Tigerlilly war inzwischen das angespannte Lächeln vergangen. Sie wühlte angelegentlich in ihrer Handtasche. „Next“. Rita konnte sich kaum noch konzentrieren. Sie merkte, dass sich auf ihrer rotgeblümten Bluse große Schweiflecken unter den Achseln gebildet hatten. Da endlich ging die Tür auf und der Vermisste schlich herein. Rita sah das erleichterte Lächeln von Tigerlilly und ihr wurde ganz warm ums Herz. Die alte Braut nahm ihren

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