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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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geräumt worden war, und der Truck rutschte hinein, als hätte ich überhaupt keine Kontrolle mehr über den Wagen. Ein großes Eisentor stand sperrangelweit offen, die schnörkeligen Flügel weit aufgeschoben und dick vereist. In der Mitte der großen Auffahrt ragte ein Springbrunnen auf, eine Art Muschelform, aus der ein gigantischer Dorn wuchs. An den Haus- und Grenzmauern türmten sich hohe Schneewehen, aber die Auffahrt selbst war frisch geräumt.
    Der Truck ging brav in die Kurve und folgte der Auffahrt. Ich hielt an und seufzte. »Okay. Sehen wir mal …«
    »Ach du Scheiße!« Graves starrte an meiner Nase vorbei aus dem Fahrerseitenfenster. »Ähm, Dru?«
    Mein Nacken protestierte, als ich den Kopf drehte. Plötzlich war jeder Muskel, jeder Knochen, den ich besaß, vollkommen erledigt, und ich musste ganz dringend pinkeln. In einem Schneesturm zu fahren ist ungefähr so, wie einen Schlitten zu ziehen: Man bewegt Muskeln, von denen man vorher gar nicht wusste, dass man sie besitzt.
    Was Graves meinte, war das große schwarze Tor, das sich scheinbar von allein losrüttelte und Schneebrocken von sich warf. Eis knackte. Der Himmel glich einem überdimensionierten Bogen Alufolie, und das Tor schloss sich mit einem dumpfen Scheppern. Gleichzeitig wurde es von einer Windböe geschüttelt, die durch die Eisenschnörkel summte wie durch metallenen Lebkuchen.
    Das ist entweder sehr gut oder sehr schlecht. Ich blickte zu dem Hausausschnitt, den ich sehen konnte. Warmes elektrisches Licht schien hinter allen Fenstern, aber nirgends regten sich Schatten, und es fühlte sich nicht an, als wäre jemand zu Hause.
    Nein, es durfte nicht leer sein!
    »Dru?« Graves hörte sich sehr jung an, worauf mir der Gedanke kam, dass ich mir zwar jemanden herbeisehnte, der älter und erfahrener war, er sich so jemanden aber gewiss doppelt so dringend wünschte. Und ich war alles, was er hatte.
    Ich fühlte eine bleierne Schwere. »Ich schlage vor, dass wir reingehen.« Vorausgesetzt, das ist Christophes Extraktionspunkt. Was sinnvoll scheint, weil es ganz am Stadtrand liegt und so, aber dennoch …
    Mir war mulmig. Extragrausammulmig mit schlecht.
    Noch lief der Motor. Wahrscheinlich hätte ich das Tor mit diesem Geschoss einfach niederwalzen können. Sollte ich den Truck allerdings zu Schrott fahren, wären wir vollends aufgeschmissen.
    Christophe hat diese Adresse genannt. Wieso traust du dich nicht? Ich stellte den Automatikhebel auf »Parken« und sah wieder zu dem Haus. Die Vordertür aus nassem schwarzen Holz war riesig. Die haben hier wahrlich ein Faible für Übergrößen. Ein Hoch auf den mittleren Westen!
    Ich traf eine Entscheidung und griff nach der Feldkiste. »Du bleibst im Wagen! Ich geh rein und seh mich um.«
    »Kommt nicht in Frage! Bist du irre?! « Graves schüttelte den Kopf, als wollte er einen richtig fiesen Gedanken vertreiben. »Lass mich nicht hier draußen!«
    »Hör zu: Wenn ich nicht wieder rauskomme, fährst du mit dem Truck durch das Tor und machst, dass du wegkommst. Ich geh rein und guck nach, ob es sicher ist. Es gibt keinen Grund, weshalb wir beide …« – sterben sollten, wollte ich sagen, weil genau das Dad oft gesagt hatte – »… da hineingehen sollten«, fuhr ich stattdessen fort. »Außerdem muss einer draußen bleiben und den Motor laufen lassen, falls wir schnell verschwinden müssen. Ich habe gelernt, wie man so etwas macht.« Zumindest weiß ich mehr darüber als du. »Und ich mache es!«
    »O Mann!« Graves starrte mich mit extrem grünen Augen an. »Du bist echt lebensmüde!«
    Im Moment bin ich vor allem müde. »Nein, bin ich nicht. Ich will bloß lebend aus dieser Nummer raus, und ich will dich da lebend rausbringen. Also, bleib hier, und lass den Motor laufen! Kannst du fahren?«
    »Soll das ein Witz sein?«, entgegnete er unverhohlen erschrocken. »Ich fahre überall mit dem Bus hin.«
    O ja, unsere Lage wurde beständig vielversprechender! »Keine Sorge! Es ist ganz simpel.« Ich öffnete die graue Kiste und prüfte die Waffe. Das Klicken des Magazins, das ich herausnahm und wieder hineinsteckte, sowie das Sichern wirkten in der Schneestille ungewöhnlich laut, zumal der Wind überraschend verstummte.
    »Ach ja? Und wenn die Tür abgeschlossen ist, Dru?«
    Ich grinste oder zog zumindest die Mundwinkel hoch. »Solche Häuser sind nie abgeschlossen«, erwiderte ich ruhig und entriegelte meine Wagentür.
    Sobald ich draußen war und die Fahrertür wieder zugeschlagen hatte, kam

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