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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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verdammten Eisbären komisch gewirkt.
    Ich neigte den Kopf in den Nacken und sah in die Unendlichkeit hinauf. Schnee wirbelte aus dem Halbdunkel, jede Flocke größer als ein Vierteldollar und sehr nass. Sie hafteten an meinem Haar, das sowieso noch nass von der Dusche war. Dads Pulli war mir viel zu groß, und ich hatte die Ärmel heruntergezogen, so dass sie meine Hände verhüllten, mit denen ich den dicken Stoff immerfort knautschte und wieder losließ. Ich musste tief durchatmen, um meine Hände zu entkrampfen, ehe ich wieder ins Haus zurücktrottete.
    Drei Ladungen Wäsche hatte ich schon gewaschen und die Küche geputzt. Die Heizung lief auf vollen Touren, so dass es drinnen angenehm warm war. Nun war ich dabei, die Kartons im Wohnzimmer zu sortieren, ein paar auszupacken und Sachen aufzustellen. Den Munitionsvorrat hatte ich schon durchgesehen und die Magazine nach Waffenarten sortiert. Dad müsste bald die Gewehre ölen, wie er es einmal im Monat um diese Zeit herum tat. Die Ausrüstung instand zu halten war absolut notwendig, vor allem wenn man es mit Dingen zu tun hatte, die durchaus in der Lage sein konnten, an komplizierten Apparaten oder elektronischem Gerät herumzupfuschen. Deshalb besaß Dad auch kein Handy, weil die wie Magneten auf Poltergeister und anderes wirkten.
    Daran wollte ich nicht denken.
    Mein Magen knurrte, und ich fühlte mich merkwürdig, als wäre mein Kopf angefüllt mit lauter Rauschen. Im Laufe des Nachmittags hatte ich vier Gläser Leitungswasser getrunken, sie zwischendurch hinuntergestürzt, was auch half – bloß nicht gegen den tosenden Tornado zwischen meinen Ohren.
    Schneemattes Licht fiel durch die Fenster herein, weil ich die Jalousien hochgezogen hatte. Ich konnte auf den Vorgarten und ein Stück verschneite Straße sehen. Einige Autos hatten sich nachmittags durch den Schnee gearbeitet. Keines geriet ins Schlingern, denn sie alle hatten Schneeketten an ihren Reifen, die rasselten, wenn sie in ihre Einfahrten bogen.
    Und keines war Dads gewesen. Ich hatte jedes Mal nachgesehen, wenn ich das klappernde Knirschen von Schneeketten oder ein Motorengeräusch hörte. Alle waren vorbeigetuckert, zu ihren beheizten Garagen, ohne unser einsames Haus am Ende der Straße zu beachten. Dad hatte es ausgesucht, weil es solide war, aber auch, weil es abseits von den anderen stand, was im Mittelwesten rarer war, als man glaubte, denn sie müssen ja diese ganze Prärieweite aussperren.
    Ich hockte auf den Knien und steckte die letzten Magazine in die Schachtel zurück, als ich etwas in der Küche klopfen hörte.
    Tock-tock. Tock-tock. Tocktocktock.
    Mir wurde kalt, und auf meinen Armen bildete sich eine kräftige Gänsehaut. Als ich den Kopf hob, fiel mir mein Haar in die Augen. Ausnahmsweise kräuselte es sich heute nicht über die Maßen. Wer hätte das gedacht? An dem Tag, an dem ich gar nicht erst in die Schule ging, sah mein Haar anständig aus!
    Was zur Hölle ist das? Das war nicht die Glasfliegentür zur umbauten Veranda, die klapperte, denn das Geräusch kannte ich.
    Die Gänsehaut ging nicht weg, vielmehr fühlte sie sich wie kleine Eishubbel unter meiner Haut an.
    Tock. Tock. Gummiüberzogene Schlagzeugsticks mussten sich so anhören, wenn sie gegen eine Fensterscheibe trommelten. Mein Mund war ganz trocken geworden und meine Finger taub. Dann schmeckte ich auf einmal Orangen und Salz im Mund, woran ich erkannte, dass etwas Übles passieren würde. Gran nannte es »Arrah«, und ich fand erst relativ spät heraus, dass sie damit »Aura« meinte. Ähnlich wie vor einer Migräne oder bei dieser Lichthülle, von der Gran immer sagte, dass man sie um Leute sah, wenn man hinreichend von der Gabe besaß.
    Bei mir waren es immer Orangen und Salz – aber keine echten Orangen, mehr wie Wachsorangen, bei denen das Aroma eingespritzt wurde. Besser kann ich es nicht erklären.
    Oh, verdammt! Verdammt!
    Das Seltsamste war, dass ich vollkommen ruhig wurde. Das Licht trübte sich ein. Obwohl der Schnee das Licht der Straßenlaternen reflektierte, wurde es dunkler. In der Dämmerung rechnete ich damit, dass es unheimlich wurde, deshalb war ich um diese Zeit naturgemäß anfällig für Frösteln und Gänsehaut.
    Als ich aufstand, wurden meine Beine hölzern und zitterten wie bei einem Erdbeben. Dann hob ich Dads Ersatzjagdmesser oben aus dem halb ausgepackten Karton. Das Wohnzimmer sah aus, als hätte hier eine Bombe eingeschlagen, und mir wurde klar, dass ich bei jedem Karton mit dem

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