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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Faust, an der das Fleisch bis zu den Knochen abgekaut war – von etwas, das ich mir gar nicht vorstellen, an das ich nicht einmal denken wollte –, und boxte sie durch die Scheiben.

Kapitel 5
    I ch hätte ewig dagestanden und benommen vor Angst auf das Ding gestarrt, das einmal mein Vater gewesen war und sich gegen die Hintertür warf, wäre das Telefon nicht gewesen. Inmitten des Krachens von splitterndem Holz klingelte es schrill, und dieser kreischende Ton riss mich aus meiner Schreckens-Trance. Ich schrie, schrill, mädchenhaft ängstlich, und ließ das Messer fallen. Das Klimpern, mit dem es auf dem Linoleum landete, ging in dem ächzenden Knarren der Hintertür unter, durch die der Zombie sich kämpfte, der mich immer noch ansah. Das machten Zombies: Wenn irgendetwas ihre Aufmerksamkeit erregte, stürzten sie sich blind darauf und gaben nicht eher Ruhe, als bis sie es in Stücke gefleddert hatten.
    Außer derjenige, der den Zombie geschaffen hatte, gab ihm ein Ziel. Dann achteten sie auf so gut wie gar nichts, verkrochen sich in die finstersten Ecken, um nicht aufzufallen, und arbeiteten sich eisern zu ihrer Beute vor. Zombies waren nicht besonders helle, aber entschlossen. Verdammt entschlossen.
    Und ich musste es wissen, denn ich hatte Dad schon einige von ihnen umbringen sehen. Zombies waren wie Kakerlaken: Man sah sie erst, wenn schon viel zu viele von ihnen da waren, und sie klammerten sich energisch an den Schein von Leben, der ihnen durch eine üble Vergiftung oder schwarze Magie verliehen worden war.
    Ich stolperte in den Flur zurück und rannte in Richtung Wohnzimmer. Jeder Schritt dauerte ewig. Meine Stiefel rutschten auf dem Teppich, ich stieß mich an einem weiteren Karton und schrie noch einmal, als ich um die Ecke ins Wohnzimmer sprang. Im selben Moment gab der Zombie ein seltsames Bellen von sich. Sie sprachen nicht, die Wiederbelebten. Stattdessen stießen sie pfeifende Stöhnlaute aus wie eine Kuh, die entsetzliche Schmerzen hat. Im Grunde bliesen sie bloß Luft durch ihre todesstarren Stimmbänder. Hörte man dieses Geräusch, war es für gewöhnlich das Letzte, was man überhaupt hörte, denn Zombies waren unheimlich flink, sobald ihr nächster Snack in Sicht war.
    Womit wir bei noch so einer typischen Eigenschaft von ihnen wären. Man konnte einem toten Körper eine Abform von Leben einhauchen, keine Frage, doch was immer man da hineinpackte, am Ende war es immer hungrig.
    Die Neunmillimeter klemmte in einem Halter mit Klettverschluss unter der Armlehne von Dads Campingstuhl. Ich stürzte und krabbelte hin, viel zu sehr in Eile, um mich wieder aufzurappeln, zumal meine Füße sich ohnehin verknoteten, als ich schlurfende Schritte und das Knirschen von Glas hörte. Der Zombie stampfte in den Flur, wo ein grausiges Poltern ertönte – er musste über einen Karton gestolpert sein.
    Meine Finger fühlten sich groß wie Würste und ungelenk an. Zitternd riss ich das kalte Metall der Waffe aus dem Halter, so dass der Klettverschluss ratschte, und kippte den Stuhl beiseite. Dann rollte ich mich auf den Rücken. In meinem Kopf hörte ich Dads Stimme.
    Ganz ruhig, Kleines! Richte das Ding nie auf etwas, das du nicht töten willst! Behandle eine Waffe stets so, als wäre sie geladen!
    Ich hoffte inständig, dass sie geladen war, was wahrscheinlich auch zutraf. Dad bewahrte keine ungeladene Waffe an seinem Campingstuhl auf. Ich schoss, seit ich neun Jahre alt gewesen war. Sogar Gran hatte eine Waffe in ihrem Haus aufbewahrt, und ich wusste, wie man mit solchen Dingern umging. Deshalb fungierte ich ja als Dads Assistentin. Mir war bekannt, wie man Waffen richtig handhabte – und falsch. Der Zombie torkelte um die Ecke, fixierte mich mit seinen schrecklich fauligen Augen, die inzwischen blau glühten. Weit hinten in den Pupillen funkelte es rot, und ich roch ihn.
    Zombies stanken schlimmer als alles, was man sich vorstellen konnte, sofern man bisher noch nichts von der dunklen Seite der Welt gejagt hatte. Es war ein satter gasartiger Gestank, wie faule Eier mit Gammelfleisch, auf dem sich Maden tummelten. Man denke an überfahrene Tiere, verrottende Nahrungsmittel und Körpergeruch in einem, gemischt mit Erbrochenem.
    Ich schrie, doch es kam bloß ein Pfeifen heraus, weil mein Hals wie zugepfropft war. Dann zielte ich und drückte ab.
    Klick.
    Ach du Schande!
    Die Waffe war noch gesichert. Das Ding sprang mit einem atonalen, rollenden Bellen auf mich zu …
    … und fiel hin.
    Entsichre schon,

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