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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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sowie meinem dröhnenden Herzklopfen unter.
    Graves schüttelte sich das stumpfschwarz gefärbte Haar aus den Augen. In diesem Licht waren sie mehr grün als braun, eingebettet in sehr schwach ausgeprägte Mongolenfalten. Schon für den gleichmäßigen Karamellton seiner Haut wollte man ihn hassen. »Hey.« Das Grinsen schwand, ja, es lief ihm geradezu aus dem Gesicht. Heute hatte er ein Kiss-T-Shirt an und den üblichen schwarzen Mantel, und als er seine langen Hände auf den Tisch legte, sah ich, dass er fingerlose schwarze Handschuhe trug. Das umgedrehte Kreuz blinzelte mir von seiner Silberkette aus zu, und mir wurde wieder schlecht, grundlos. »Alles okay mit dir?«
    Fast hätte ich gelacht. Mit mir war nichts okay. Nicht einmal annähernd. Weiter entfernt von Okay ging es gar nicht mehr. Ich sah wieder in meinen Kaffeebecher hinunter.
    »O Mann, was ist passiert?« Er lehnte sich vor und stützte beide Ellbogen auf den Tisch. Beinahe wäre ich zusammengezuckt.
    Komm mir nicht zu nahe! Ich habe gerade meinen Dad erschossen!
    »Hey, Dru. Hey!« Er schnippte mit seinen langen braunen Fingern. »Hallo? Hier bin ich! Was ist passiert?«
    O Gott! Ich kämpfte gegen den Kloß in meinem Hals, und er ließ sich tatsächlich tiefer zwingen. Ich schluckte zweimal, bis meine Stimme wieder da war, schwach und wässrig, aber immer noch meine. »Verzieh dich!«
    Er zog die Brauen hoch. Erst jetzt bemerkte ich, dass er sich das Haar hinter die Ohren gestrichen hatte, und jetzt sah er sehr jung aus, als er mich anguckte. Sein Mund wurde schmaler, und ich dachte schon, er würde tatsächlich aufstehen und weggehen.
    Dann lehnte er sich auf dem Stuhl zurück, arrangierte seine langen Glieder, so gut er konnte, und nahm seinen Becher. Nachdem er einen großen Schluck von dem getrunken hatte, was darin sein mochte, wurden seine Augen noch grünlicher golden. Sie fingen das Neonlicht ein und glühten mich förmlich an.
    Graves hockte da, als hätte er alle Zeit der Welt.
    Schließlich hob ich meinen Becher an. Es schien mir das Richtige. Das Gebräu war eiskalt, schmeckte aber allemal besser als der Rest Zombiegestank in meinem Mund. Ich trank, stellte den Becher wieder ab und verzog das Gesicht. Genau genommen zog mein Gesicht sich von selbst zusammen, und beinahe hätte ich den kalten nach Asche schmeckenden Kaffee quer über den Tisch gespuckt.
    Graves rührte sich nicht.
    Ich lauschte der ruhigen Dosenmusik und versuchte, den Song zu erkennen, was aussichtslos war. Irgendeine Pophymne, entstellt von den Kommerzgöttern. Die Worte gerannen in meiner Brust. Ich konnte niemandem erzählen, was passiert war.
    Wer würde mir schon glauben? Deshalb ist es ja die Echtwelt, die Nachtwelt und nicht die normale. Die Leute wollten es gar nicht wissen – und die Dinger, die Leute fraßen, Fell hatten oder die Zukunft voraussagen konnten, wollten nicht, dass die Leute es wussten. Eine ideale Beziehung quasi, inklusive der Lügen.
    Druck baute sich in meinem Hals auf. Irgendetwas musste ich sagen. Ich beugte mich vor und stützte meinerseits die Ellbogen auf den Tisch. »Ich kann heute Abend nicht nach Hause.« Meine Stimme drohte zu kippen.
    Seine Brauen zogen sich zusammen – sie waren ohnehin fast zusammengewachsen. Vermutlich hatte ihn noch nie jemand festgehalten und die Raupe auf seiner Stirn in eine anständige Form gezupft. Sein Ohrring zwinkerte mir zu.
    Graves trank wieder aus seinem Becher, wobei die Brauenraupe wackelte. Dann schob er den Becher von sich. Seine Fingerknöchel waren rissig. Ich schätzte, seiner Meinung nach hielten Mädchen auch nichts von Handlotion.
    »Okay«, sagte er ruhig. »Weißt du, wo du hinkannst?«
    Ich blinzelte zu ihm auf. O nein, nur das nicht! Versuch nicht, meine Probleme zu lösen! Du hast ja keinen Schimmer! »Ich finde schon was.« Das entsprach der Wahrheit. Selbst wenn ich zu dem Haus zurückmusste. Bei diesem Gedanken lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Könnte jemand die Cops gerufen haben? Nein, die hätten mich im Bad erwischt. Aber es schneite. Vielleicht kamen die Streifenwagen bei dem Schnee nicht bis zu unserem Haus durch. Andererseits stellte der Schnee komische Sachen mit Geräuschen an, und unser Haus war so weit von allen anderen weg.
    Das Hamsterrad in meinem Kopf drehte sich wieder, während ich mich bemühte, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten – und abermals frontal gegen eine Wand rasselte.
    Du steckst das richtig gut weg, Dru. Eben hast du

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