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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Verlängerungskabel baumelte. »Ein paar Sachen habe ich von oben heruntergelassen. Willkommen in der Casa Graves, Babe!«
    Der Schlafsack lag auf einer Campingliege, und ein klappriges Pressholzregal mit Büchern, einem Discman und einem Stapel CDs stand neben einem Paar Kopfhörer, deren Kabel verdreht war. Von einem Wandposter schielte mir Jimi Hendrix entgegen. Ein anderes Poster mit riesigen Silikonbrüsten, zwischen denen eine eisgekühlte Bud-Light-Flasche klemmte, hing über einer Kaffeemaschine und einer Kochplatte. Darunter waren Geschirr und Pakete mit japanischer Instant-Nudelsuppe aufgestapelt. Schwarze T-Shirts hingen an einem klappbaren Garderobenständer, unter dem einige Jeans ordentlich zusammengelegt lagerten.
    Es erinnerte mich an Dads Zimmer, in dem stets eine militärische Ordnung herrschte, egal, wo wir landeten. In welcher Stadt wir auch waren, in Dads Zimmer konnte ich alles binnen Sekunden finden.
    Dad. Der Kloß in meinem Hals wollte nicht verschwinden. Ich bemerkte, dass Graves mitten im Zimmer neben der Liege stand, die Hände in den Taschen und die Schultern noch weiter nach oben gezogen. Er gab sich übertrieben gleichgültig, doch mir entging nicht, dass seine Augen sich verdunkelten und seine Mundwinkel einen Anflug von Verletztheit signalisierten. Er wartete darauf, dass ich etwas Gemeines sagte.
    Und ich fing an, über diesen Jungen zu staunen.
    »Es ist nett«, brachte ich mühsam heraus. »Gemütlich.« Es war sogar so warm, dass mir Schweiß in die Poritze rann. Ich nahm meine Tasche von der Schulter und kam mir blöd vor, weil ich mir über sein Zuhause Gedanken machte. Meine Handschuhe zog ich aus und steckte sie in die linke Jackentasche, während ich mich bemühte, nicht auf das Brüsteposter zu stieren.
    »Eine Dusche haben wir nicht.« Graves’ Schultern sackten erleichtert ein. Mit zwei raschen Handbewegungen streifte er seine Handschuhe ab und warf sie auf das Bett. Auf der ordentlichen Decke wirkten sie wie unliebsame Störenfriede. »Aber das Bad ist prima, und ich kann notfalls einen Heizlüfter durch das Dach reinziehen. Hier sind wir sicher. Niemand erinnert sich mehr daran, dass es dieses Zimmer noch gibt. Machst du bitte die Tür zu?«
    Ich tat es. Die Angeln waren mit ungeschickt eingedrehten Schrauben am Rahmen befestigt. Sicher hatte er die Tür umgehängt, damit sie nach innen aufging – nachdem er sich durch die Decke heruntergehangelt hatte. Dieser Junge war schlau.
    Ich stellte meine Tasche neben das kleine Regal und fragte mich, ob ich die grüne Army-Jacke ausziehen sollte, als ich das Gewicht in der Tasche fühlte. Ob ich ein frisches Magazin in die Waffe gesteckt hatte, wusste ich nicht mehr.
    Nachlässig, Kleines! Die Munition muss immer überprüft werden. Wieder Dads Stimme. Ich konnte fast das heulende Bellen des Zombies und das Tocktock seiner knochigen Finger auf dem Glas vergessen, das tiefe Stöhnen, das er von sich gegeben hatte, und das atonale Keuchen; den Klang meiner Schreie, der im Krachen der Schüsse unterging.
    Ich erschauderte.
    Graves zog seinen Mantel aus und warf ihn ebenfalls auf die Liege. Der ganze Raum roch nach gesundem Teenager: eine Mischung aus Haar, Testosteron und »Speed Stick« oder »Right Guard« oder ein anderes dieser Deos mit supermaskulinem Namen. »Du kannst deine Jacke ausziehen. Willst du einen Kaffee? Ich habe auch Cola, aber die ist nicht gekühlt. Und ich kann dir Tortilla-Chips anbieten, falls du noch Hunger hast. Oder Nudeln.«
    »Nein danke.« Ich ging zu dem Bücherregal und sah mir die Taschenbücher an. Er mochte Horrorromane, denn hier standen jede Menge Stephen King, Richard Matheson und Dean Koontz. Es war allerdings auch eine Ausgabe von Sun Tsus Die Kunst des Krieges da sowie ein Stapel Bücher über den spanischen Bürgerkrieg und ein dicker zerlesener Band über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Außerdem … mein Gott! Ein ganzes Bord stand mit Liebesromanen voll, unschwer zu erkennen an den rissigen rosa Buchrücken. Sie befanden sich gleich über dem untersten Fach mit Mathematikwälzern.
    Graves wurde zusehends interessanter.
    »Ich lese viel«, erklärte er ein bisschen unsicher hinter mir. »Einen Fernseher bekomme ich hier nicht rein.« Auf sein Schlurfen hin wandte ich mich um und sah, dass er mit zitternden Händen Kaffee machte. »Bist du sicher, dass du keine Cola oder irgendetwas anderes willst?«
    Er war nervös, errötete und kam richtig ins Stottern, was im Grunde

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