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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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beängstigend, weshalb ich ihn sofort wieder verdrängte.
    Ich stapfte zum Bett zurück und wühlte wieder in meiner Tasche. Hier unten herrschte Totenstille. Falls ich Lärm machte, würde niemand draußen erkennen, woher die Geräusche kamen, nicht wahr? Wer benutzte überhaupt die Papppresse?
    Mein Skizzenblock war an den Rändern geknickt, weil er die ganze Zeit in der Tasche gelegen hatte. Ich blätterte zu einem freien Blatt, auf das ich eine Notiz für Graves schreiben konnte.
    Meine Beine gaben nach, und ich sank auf den Betonboden, dass meine Zähne klapperten, als mein Hintern unsanft aufschlug.
    Da war die Iris, an der ich gearbeitet hatte, hübsch schattiert. Dann die unterschiedlichen Formen, die Wandschranktür und mein Nachttisch. Der Wäschehaufen. Auf der nächsten Seite hatte sich der Stift ins Papier gedrückt, hatte grob reibend gigantische Schattenklötze ausgemalt. Ich entsann mich nicht, das gezeichnet zu haben, aber ich wusste, dass es von mir stammen musste. Von wem sonst?
    Es war die Rückseite eines Lagerhauses oder eines anderen großen Gebäudes, das an einem noch größeren lehnte, in dem die Fenster zerbrochen waren. Davor befand sich ein heruntergetretener Maschendrahtzaun, und vor dem Zaun etwas Vertrautes – ein Truck von der Form einer hockenden Katze.
    Unser Truck. Den würde ich jederzeit und überall wiedererkennen. Mein Mund wurde noch trockener, und ich schmeckte Kupfer. Gleichzeitig pochte mein Herzschlag in meinem Hals und dröhnte in meinen Ohren.
    Ich erinnere mich nicht, das gezeichnet zu haben. Ich bin eingeschlafen, nachdem ich den Wäschehaufen skizziert hatte, das weiß ich genau!
    Aber ich hatte geträumt, oder nicht? Einen bösen Traum von … was? Dad und einer Tür. Und etwas hinter der Tür. Je länger ich auf das Gebäude hinter unserem Truck schaute, umso sicherer war ich, dass dort drinnen Entsetzliches passiert war, das damit endete, dass Dad in ein menschenfressendes torkelndes Monster verwandelt wurde.
    Der Stift war in meiner Hand zerbrochen, denn beim Aufwachen hatten sich die zackigen Bruchkanten in meine Haut gebohrt. Offensichtlich war die Zeichnung sehr rasch angefertigt worden, unter Verwendung einiger Tricks, die ich im Laufe der Jahre gelernt hatte. Es war lächerlich, unmöglich. Gran wäre stolz auf mich gewesen, weil ich ein neues Talent bewies, wohingegen es mich alles andere als froh stimmte.
    Ich sah noch wie gebannt auf die kräftigen dicken Striche, als mich ein schabendes Geräusch aus der Wand aufschreckte. Sofort warf ich mich neben das Bett, schnappte mir im Rollen meine Jacke und griff nach der Waffe, wie Dad es mich gelehrt hatte. Erst runter, dann das Feuer erwidern! Dich zur Zielscheibe zu machen, während du zurückschießt, ist eine schlechte Idee, Kleines.
    Die Tür flog bereits nach innen auf, als ich endlich zur Vernunft kam. Wer sonst wusste, dass ich hier unten war?
    Graves preschte herein und schüttelte seinen Kopf. Er war triefend nass und schlotterte. Wasser tropfte ihm aus dem Haar und dem Saum seines langen schwarzen Mantels. Seine Lippen waren fast blau, seine Nase leuchtend rot und laufend, und seine Wangen sahen schmutzig gelb aus. »Sch …scheißk …kalt da draußen«, stotterte er und sah mich blinzelnd an, während er die Tür schloss. Ein schwarzer Rucksack hing ihm nass von einer knochigen Schulter. »Und es schneit wieder. Es war echt ein Akt, hierher zurückzukommen! Ich hab dir was mitgebracht.«
    Ich kam mir blöde vor, weil ich auf dem Boden lag, aber er schien es gar nicht zu bemerken. Er verriegelte die Tür, stampfte mit den Füßen auf und schüttelte sich wie ein Golden Retriever, der aus einem eisigen See gestiegen war. Wasser sprühte in alle Richtungen.
    Rasch sicherte ich wieder und nahm den Finger vom Abzug, ehe ich mich aufrappelte. Die Waffe ließ ich in der Jackentasche. »Es schneit wieder?«
    »Und ob! Du glaubst nicht, durch was für Schneemassen ich mich ins Zentrum zurückkämpfen musste. Hier.« Er fasste in seinen Rucksack und schüttelte sich noch mehr Wasser aus dem Haar. An den dunklen Strähnen klebten Eisbrocken. Graves war bis auf die Haut durchnässt!
    »Gott!« Ich ging zu ihm und wollte ihm den Rucksack abnehmen. »Zieh den nassen Mantel aus! Deine Lippen sind ganz blau. Du musst schleunigst trockene Sachen anziehen!«
    »Sie will mir schon an die Wäsche«, sprach er gen Decke, ohne den Rucksack herzugeben. »Du klingst total nach Südstaaten, wenn du – warte doch mal!

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