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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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sympathisch war.
    »Vielleicht Kaffee«, antwortete ich sehr diplomatisch. »Das hier ist echt cool, Graves. Wie deine eigene kleine Welt.«
    »Keine Lehrer, keine Supersportler.« Er stieß einen schnaubenden Laut aus, der ein Lachen sein wollte. »Komm und setz dich! Du siehst fertig aus.«
    Ich war fertig. Aber das Komische war, dass ich mich sicherer fühlte als letzte Nacht zu Hause. Hier heulte kein Wind vor dem Fenster, und ich musste nicht auf das Schlimmste gefasst sein, denn das war schon geschehen. Allein jemanden bei mir zu haben, mit ihm zu reden, während er Kaffee machte, reichte, dass ich mich besser fühlte.
    Ich hockte mich neben das Bücherregal und schlang die Arme um meine angewinkelten Knie. »Wohnst du hier?«
    Er zuckte mit einer Schulter. »Hier und anderswo. Wo ich gerade will.« Dann ging er mit der Kaffeekanne ins Bad. »Wir können auf dem anderen Weg nach draußen, sobald das Einkaufszentrum geschlossen hat.«
    Ein anderer Weg nach draußen? Kluges Kerlchen! Man muss stets mehr als einen Fluchtweg haben. Ich lehnte die Stirn auf meine Knie und atmete aus. Dass ich die Luft angehalten hatte, wurde mir erst jetzt bewusst. Ein Zittern lief durch meinen Körper, als Graves im Bad mit Wasser planschte. Schließlich kam er wieder heraus, und wenige Minuten später erfüllte Kaffeegeruch die kleine Wohnung. Er erinnerte mich an Dad, der morgens nicht ohne Koffein auskam. Ich machte ihm den Kaffee so, wie er es mir gezeigt hatte, wie er bei den Marines getrunken wurde: stark und bitter genug, um einen Silberlöffel zu verätzen. Wahrscheinlich war ich der einzige Teenager im Umkreis von drei Bundesstaaten, der wusste, wie man Kaffee auf die altmodische Art aufbrühte.
    »Hey.« Graves hockte plötzlich neben mir. Sein Haar fiel ihm ins Gesicht, und er strich es rasch weg. »Alles klar? Tut dir irgendwas weh?«
    Die Frage schien mir absurd, denn mir tat alles weh. Meine sämtlichen Rückenmuskeln waren verspannt, meine Beine schmerzten, meine Schultern fühlten sich wie Bleiriegel an, meine Arme waren schwer – und mein Herz, das von etwas Dunklem, Furchtbarem durchbohrt worden war, tat am allermeisten weh. Meine Hände zitterten. Sogar mein Haar tat mir weh, nun, da ich hier saß und nicht mehr in Bewegung war. Ich machte den Mund auf, um es ihm zu sagen, aber es kam ein trockener abgehackter Schluchzer heraus.
    »Ach du Scheiße!« Er klang wirklich erschrocken und setzte sich neben mich. »Dru? O Mann! Dru?«
    Ich konnte ihm nicht antworten. Schluchzer schüttelten mich, entsetzliche Laute, als würde ich ersticken, weil ich sie nicht zurückhalten konnte. Ich biss die Zähne zusammen, dass es knirschte. Mein Kiefer knackte, und nach einer Weile konnte ich vor lauter Rotz nicht einmal mehr den Kaffee riechen.
    Graves legte einen Arm um mich und schwieg. Er hielt mich einfach fest, während ich heulte, was ich hochanständig von ihm fand. Fast bedauerte ich, dass ich aus der Stadt fliehen und ihn zurücklassen musste.

    Er überließ mir die Liege und den Schlafsack, und ich schlief mit meiner Tasche an meine Brust gedrückt ein. Dads Jacke lag neben mir auf dem Boden. Als ich Stunden später aufwachte, war Graves weg. Er hatte mir mit Kaugummi eine Nachricht an die Tür geklebt.
    Bin in der Schule. Ich bringe dir die Hausaufgaben mit. Darunter stand noch eine Zeile, die so dick durchgestrichen war, dass ich nichts mehr entziffern konnte, und dann: Bleib, so lange du willst. Ich komme wieder.
    Ich wühlte in meiner Tasche, bis ich meine Uhr fand, eine wasserdichte Schweizer Armbanduhr, die Dad mir in New York gekauft hatte, als ich zwölf Jahre alt gewesen war. Er hatte mich etwa einen Monat lang bei August gelassen und war oben an der kanadischen Grenze gewesen, um einiges zu erledigen. Obwohl August im Grunde in Ordnung war und mehr über die Echtwelt wusste, als in den meisten Büchern stand, fühlte man sich in seiner Gesellschaft nicht unbedingt wohl, nicht so wie bei Dad. Außerdem musste ich immer im Haus bleiben, wenn er »bei der Arbeit« war. Ein ganzer Monat in New York, und ich kannte nichts außer einer Straße in Brooklyn.
    Es war kurz nach drei Uhr nachmittags, also hatte ich sehr lange geschlafen. Mein Kopf fühlte sich schwer an, mein Mund eklig trocken, und alle Muskeln sowie mein Rücken taten verflucht weh. Ich hatte mir eindeutig etwas gezerrt, als ich vor dem Zombie floh.
    Dieser Gedanke schmerzte ebenfalls, aber nicht so sehr, wie ich erwartet hatte. Es war eher so, wie

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