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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Mann, Geduld ist eine Tugend! Langsam, es ist ja für dich!«
    Aus dem Rucksack tauchte eine kleine Papiertüte auf, die nach Fleisch und Fritten roch. Derweil schälte ich Graves aus seinem Mantel und sah mich nach einem Haken oder anderem um, wo ich ihn aufhängen konnte, als er den Rucksack fallen ließ, sich das nasse T-Shirt über den Kopf zog und sich abermals schüttelte, so dass Eisklumpen und Wasser auf mich spritzten.
    »Was hast du gemacht – dich im Schnee gewälzt? Mann!« Ich rettete die Essenstüte. »Woher hast du das?«
    »Von einem Laden in der Marshall Street, der durchgehend aufhat. Ich habe da mal einen Sommer gejobbt. Die machen gutes Zeug. Iss! Warte nicht auf mich! Willst du Kaffee?«
    Er ging zum Bad, und ich bemerkte, dass seine Schulterblätter wie zerbrechliche Flügel aus der kupferbraunen Haut ragten. Die Kälte hatte seinen Rücken gerötet. Jetzt knöpfte er sich die Hose auf. Er hatte hübsche Muskeln, ein bisschen dünn, aber entwickelt. Die passten auch nicht zu seinem Babygesicht.
    Ich spürte, wie mir die Röte vom Hals in die Wangen stieg, und sah hastig weg. Sobald ich einen Bügel gefunden hatte, hängte ich seinen Mantel zum Abtropfen auf.
    Mit einem Handtuch um die Hüften kam er aus dem Bad. Das Haar rubbelte er sich mit einem zweiten Handtuch trocken. Ich schaute in die Tüte und stellte fest, dass sie drei Steak-Käse-Sandwiches und drei Portionen Pommes frites enthielt. Sie dufteten köstlich. »Wow! Was schulde ich dir?«
    Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. »Das erste Mal ist gratis. Iss schon! Wahrscheinlich hattest du den ganzen Tag noch nichts, stimmt’s? Ausnahmsweise haben sie sogar den Unterricht ausfallen lassen. Bletch war saurer als ein Sportfreak nach einem Tritt in die Eier. Ich habe Stunden gebraucht, um in die Marshall zu kommen, und noch mal Stunden …« Er brach mitten im Satz ab und sah mich an, wobei er eine Hälfte seiner Raupenbraue hochzog. »Hau rein jetzt! Ich hab das Zeug schließlich nicht für nichts und wieder nichts rangeschleppt.«
    Zumindest sah er inzwischen nicht mehr wie ein halbgeschmolzener Eisshake aus. »Mein Gott, kannst du dir was anziehen?« Dad lief oft mit freiem Oberkörper herum, und ich hielt mich ganz und gar nicht für prüde, aber dennoch.
    »Ich dachte, du wolltest mich aus den Klamotten raushaben.« Er schnaubte sein sarkastisches Lachen, das halb wie ein Bellen, halb wie Schmerzgejaule klang. »Iss!«
    »Ernsthaft, was schulde ich dir?« Und wie kommst du eigentlich an Geld? Interessiert mich das? Es drängten sich alle möglichen Fragen auf, wenn ein Teenager in einem Einkaufszentrum lebte, doch ich war nicht sicher, ob ich die Antworten kennen wollte. Seine Probleme waren eben … seine. Ich hatte auch ohne sie genug um die Ohren.
    »Wie ich schon sagte: Das erste Mal ist gratis.« Zu meinem Erstaunen zwinkerte er mir zu. Heute waren seine Augen mehr braun als grün. Dann nahm er ein T-Shirt, streifte es sich über den Kopf und griff sich eine Handvoll andere Sachen, während ich zu Boden sah, weil beständig mehr von dieser seltsamen Hitze in meine Wangen stieg wie Regenwasser, das einen Fußabdruck ausfüllte.
    »Du hast mir bereits einmal Essen spendiert, schon vergessen?«
    »Aber ich habe dir noch nie ein Marshall-Street-Special gekauft. Ich wusste nicht einmal, ob du noch hier bist, aber dann dachte ich, du schläfst vielleicht noch. Als ich heute Morgen ging, warst du jedenfalls total weggetreten.« Er hockte sich in einem Iron-Maiden-Shirt und einer trockenen Jeans neben mich. Das Handtuch flog mit einem Klatscher zu der Reisetasche mit seiner Schmutzwäsche, und er nahm sich eines der Sandwiches. »Hoffentlich sind sie noch warm.«
    Meine Jacke lag auf dem Boden, dicht bei ihm. Sie wirkte harmlos, nur wusste ich, was sich in der Tasche befand. Was würde er sagen, wenn er ahnte, dass ich meine Waffe gezogen hatte, als er kam?
    Wer war er eigentlich? »Warum tust du das?«
    Seine Schultern wippten auf und ab. Er biss in sein Sandwich und schloss die Augen. Der Fußboden war hart und kalt, und ich fragte mich, wo Graves letzte Nacht geschlafen hatte. Daran hatte ich bisher keinen Gedanken verschwendet.
    Sein Haar hing ihm in feuchten Strähnen über die Augen, während er kaute und achselzuckend antwortete: »Mrfle.«
    Was zum Henker sollte das heißen? Ich beschloss, es aufzugeben. Immerhin hatte er mich hier heruntergebracht, und ich war wohl die Letzte, die sich über die abnormen Lebensumstände

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