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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Mond anheulen, Silberkugeln, Lon Chaney, du weißt schon. Nur dass es eigentlich ein bisschen anders abläuft. Sie lassen ab und zu Leute verschwinden, aber meistens fressen sie einen Haufen rohes Fleisch und hauen sich gegenseitig in die Pfanne. Außerdem haben sie eine Fehde mit den Blutsaugern laufen.«
    »Blutsauger?«
    Das willst du nicht einmal wissen! Nicht einmal Dad wollte es wissen. »Ich musste mich vergewissern, dass du dich nicht verwandelst.«
    »Deshalb hast du mich gefesselt und gefragt, ob ich Jungfrau bin? Das kapier ich nicht.« Er schlang sich den Quilt fester um die Schultern. Sein Oberkörper war nackt, natürlich, denn sein T-Shirt war ja hinüber, und sein Mantel war gewiss noch nass.
    Ich sah hinunter und stellte fest, dass er eine meiner Sporthosen trug, die ihm bloß bis halb über die Wade reichte und ziemlich tief auf seiner schmalen Hüfte saß. Ach was, der Junge hatte gar keine Hüfte! »Es ist fast zwölf Stunden her. Wenn du dich bisher noch nicht gewandelt hast, gibt es dafür normalerweise einen Grund, und du bist wahrscheinlich sicher. Ist man noch Jungfrau, wenn man gebissen wird, kann sich einiges von dem Werwolfzeug nicht übertragen. So jedenfalls lautet die Theorie, aber Jungfrauen wandeln sich nicht so leicht.« Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und wartete, dass er sich zurücklehnte, was ein Zeichen wäre, dass er nicht mehr zuhörte. Die Leute wollten nichts von der Echtwelt wissen, und versuchte man, sie ihnen zu erklären, hörten sie ganz schnell nicht mehr hin.
    Graves jedoch rührte sich nicht. Er starrte mich einfach an. Also holte ich tief Luft und redete weiter. »Es hat mit Magie oder so zu tun. Wird man von einem Werwolf gebissen, aber nicht getötet, bleibt eine Art … Prägung, könnte man wohl am ehesten sagen. Wird man als Jungfrau gebissen, ist die Prägung oft unvollständig. Das ist, als wärst du eine verschlossene Tür, und nachdem du dein erstes Mal hinter dir hast, ist diese Tür offen, und einige Sachen können herein, fast wie bei einer Infektion.« Ich blickte auf meine Knie und sprach inzwischen nur weiter, um mich reden zu hören. Vielleicht hatte ich auch Angst, was er sagen würde, sollte ich still sein. »Gratuliere! Du bist für den Rest deines Lebens so gut wie sicher vor Wolfsbissen. Wie … wie bei einer Impfung.« Das war eine ziemlich gute Erklärung, die praktisch alles enthielt, was ich über Werwölfe wusste. Leider nagte sogleich die Stille im Haus an meinen Worten, und mir fiel nichts ein, was ich noch hätte sagen können.
    »Tja, das ist beruhigend.« Er schluckte laut. »Hör zu, Dru, ich …«
    »Ich bin froh, dass du dich nicht verwandelt hast«, unterbrach ich ihn hastig. »Denn ich weiß nicht, was ich dann getan hätte.«
    »Mich erschossen.« Zwei Worte, die vor Wut dampften. Ich schloss die Augen und lehnte mich an die Wand. »Stimmt doch, oder?«
    Ja. Nein! Ich weiß nicht. Ich habe jemand anders erschossen. Meine Hoffnungslosigkeit wurde zu einem Steinbrocken in meinem Brustkorb.
    »Dru?« Als würde ich ihm nicht zuhören!
    »Lass mich!« Ich will keinen Vortrag hören!
    Doch er blieb beharrlich. »Das war alles echt.« Es war keine Frage, sondern er versuchte noch, sich selbst zu überzeugen. »Ich habe einen riesigen brennenden Hund gesehen, der hinter dir her war. Ich habe das Ding gesehen, das mich gebissen hat, und die Wunde verheilt, als wäre ich Wolverine oder so was. Das war alles echt.«
    »Bingo! Der Kandidat hat neunundneunzig Punkte.« Die Waffe war so schwer. Wenn ich sie aus meinen Fingern gleiten und die Treppe hinunterfallen ließ, was dann? Wahrscheinlich würde sie losgehen und jemanden umbringen. Das passte zumindest zu meiner gegenwärtigen Glückssträhne.
    Und Graves stellte die Frage, die alle in Schwierigkeiten brachte, sobald sie sie aussprachen. »Was ist sonst noch echt?«
    Das willst du nicht wissen! »Du würdest es mir nicht glauben, wenn ich es dir sage.« Manche Dinge musst du einfach selbst gesehen haben. Aber du kriegst sie ja gar nicht zu sehen. Du marschierst demnächst aus der Tür und lässt mich allein mit allem klarkommen. Das wäre auf jeden Fall das Beste für dich, schätze ich. Ich fühlte ein Brennen im Hals, das ich sofort hinunterschluckte, ehe es meine Augen erreichte.
    »Lass es drauf ankommen! Ich meine, bisher habe ich dir doch auch alles geglaubt, oder nicht?«
    Der Wind heulte ums Haus. Es war kein solch einsamer Laut wie sonst immer, weil jemand neben mir

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