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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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wenn er in der richtigen Stimmung war.
    Graves verschluckte sich. »Du hast eine AK-47?«
    Und einen Flammenwerfer, aber der ist im Truck. »Bloß für Notfälle.« Ich entdeckte einen Papierfetzen weiter hinten zwischen den Seiten, auf dem eine Nummer aus unserem Vorwahlbereich stand. Sonst nichts – kein Name, kein Kreuz, das bedeutete, ich könnte die Nummer gefahrlos anrufen, gar nichts.
    Super! Wer würde hierhergeflogen kommen, nur damit ich mich besser fühlte? Zudem müsste ich erklären, was mit Dad passiert war. Jedenfalls soweit ich es wusste, und das war nicht gerade viel. Aber immerhin.
    Mein Magen drohte, den Käsetoast wieder nach oben zu schieben. Es war meine Schuld, denn ich hatte Dad nichts von der Eule gesagt. »Mein Gott!«, flüsterte ich und starrte auf die Nummer. Sie stand auf der Rückseite eines Bons aus dem Laden für Okkultes in Miami. Dort hatte Dad eine Obsidianscherbe gefunden, die sich gut gegen Chupacabras einsetzen ließ. Er hatte sie mit FedEx an Juan-Raoul de la Hoya-Smith in Tijuana geschickt.
    In der Gegend um Tijuana waren die Ziegenblutsauger eine wahre Pest. Juan-Raoul meinte, es läge an der Hitze und den Tamales.
    Über zwei Stunden hatte Dad noch nach Ladenschluss mit der Besitzerin zusammengehockt, während ich mich im Laden umsah und beständig hungriger geworden war. Als er endlich wieder aufgetaucht war, hatte er ganz blass und ernst ausgesehen. An jenem Abend hatte er sich in unserem Hotelzimmer betrunken und war gar nicht ins Bett gegangen. Ich hatte mir etwas beim Zimmerservice bestellt und Zeichentrickserien geguckt, bis ich einschlief.
    Nun fragte ich mich, ob Dad diese Telefonnummer in dem Laden bekommen hatte und ob sie sicher war. Ein Kreuz hieß »sicher«, ein durchgestrichener Kreis »nur im absoluten Notfall«, und gar kein Zeichen konnte alles Mögliche bedeuten.
    Zweifellos war es Dads Handschrift. Niemand sonst kam an das Notizbuch heran, und er schrieb die Neun immer in einer Linie von unten nach oben. Aber wessen Nummer war das?
    Ich musste es von einer Telefonzelle aus versuchen. Es war die einzige Nummer in dieser Gegend, aber sie war nicht mit einem Zeichen versehen. Komisch, denn es passte nicht zu Dad, solche Dinge zu vergessen.
    Nein, es passte überhaupt nicht zu ihm. Aber seit wir in dem Laden gewesen waren, in dem Mokassinschlangen an ihre Terrarienscheiben klopften, war Dad irgendwie verändert gewesen. Ich blickte zum Wohnzimmerfenster auf. Der Schneesturm gab ein keuchendes Kichern von sich, als wollte er mich verhöhnen.
    »Dru? Alles okay?« Plötzlich stand Graves neben mir. Vor lauter Aus-dem-Fenster-Starren hatte ich gar nicht mitbekommen, dass er sich bewegte.
    Spintisieren, hatte Gran es genannt. So wie: Spintisier hier nicht herum, wir haben zu tun, Dru! Geh die Ziegen melken und Eier suchen, und wenn du fertig bist, bringe ich dir bei, wie man ein Pendel benutzt. Das wird bestimmt lustig, was?
    Und das alles hatte in ihrem Appalachenakzent so breit und zäh wie Sirup geklungen. Ich könnte das Pendel jetzt herausholen, aber es würde nichts bringen, weil ich viel zu sehr hoffte. Manchmal erzählten einem Pendel oder Tarotkarten einfach, was man hören wollte, nicht die Wahrheit. Gran hatte immer gesagt, man müsste in sich selbst hineinschauen, statt nach »Krücken« zu greifen, aber die Krücken waren praktisch, wenn einem die Zeit fehlte, sich in Trance zu versetzen oder auf einen Traum oder ein Omen zu warten.
    »Mir geht es gut.« Ich schüttelte die Gedanken ab und schrieb die Nummer auf ein schlichtes, anonymes Stück Papier, das ich in meine Tasche steckte. Die Quittung war ein Beweisstück, und wir vermieden es, Spuren zu hinterlassen, also schob ich den anderen Zettel in das Buch zurück und legte es wieder in die feuerfeste Kiste. Dann blickte ich mich im Zimmer um. Vorerst gab es nichts mehr zu tun, denn wir waren eingeschneit, und ich überlegte, wie ich das Gespräch von mir ablenken könnte. »Bei diesem Wetter kannst du nicht weg.«
    »Ich dachte sowieso, dass ich erst einmal bei dir bleibe – wo du doch so aufregend bist.« Er ließ seine Brauen hüpfen, was unter dem langen Pony kaum zu sehen war. Dann rieb er sich vorsichtig die Schulter, wo inzwischen die rosa Abdrücke verblassten. Die Narbe würde weiß und sternförmig mit kleinen Dellen sein, wo die Zähne die Haut durchbohrt hatten. »Außerdem kann ich im Moment nicht ins Einkaufszentrum zurück … oder irgendwoanders hin.«
    Die schnelle Heilung war

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