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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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ein wie ein Boxer. Außerdem machte ich meine Katas. Sie taten weh, doch das war ich gewöhnt, also arbeitete ich mich durch die Bewegungen, obwohl meine geschundenen Muskeln vehement protestierten.
    Das Tai-Chi half ein bisschen. Kontrolliertes Atmen zu ruhigen Bewegungen – den Mond vom Meeresgrund schöpfen, die einfache Peitsche, spiele die Laute klärten das Chaos in meinem Schädel. Dies waren die einzigen Momente, in denen ich mich nicht innerlich zerfleischte. Sobald ich jedoch innehielt und lauschte, wie sich das kaputte Garagentor unter den Windstößen bog und ächzte, waren alle Probleme schlagartig wieder zurück.
    Wenigstens konnte ich beim Workout manchmal Dads Stimme hören, was besser als nichts war. Die Gewichtbänke in der Ecke rührte ich allerdings nicht an. Dad hatte die Gewichte immer billig auf Garagenflohmärkten gekauft, weil es blödsinnig war, sie quer über den Kontinent zu kutschieren. Die Bank selbst hatten wir aus der vorletzten Stadt mitgebracht; sie würde ich mit als Erstes ausmustern, wenn ich packte und verschwand.
    Leider dachte ich immerzu, Dad würde in die Garage gestapft kommen, eine Begrüßung knurren und erwarten, dass ich ein oder zwei Runden gegen ihn kämpfte.
    Dass der Truck bei diesem Wetter irgendwo draußen stand, bereitete mir Sorgen. Noch mehr Sorgen machte mir, dass ich den verfluchten Wagen finden musste, um aus der Stadt zu kommen. Und am allermeisten Sorgen bereitete mir, was das gewesen sein mochte, das Dad in einen Zombie verwandelt hatte.
    Die Wolken hatten sich mittlerweile leergeschneit, und laut Wettervorhersage sollte es die nächsten paar Tage klares Frostwetter geben. Die Schule würde wieder aufmachen, was ein Glück war, denn Graves erwischte ebenfalls der Stubenkoller. Ihm reichte es, Dads Klamotten zu tragen, die ihm alle viel zu weit waren. Ich wusch seine Jeans, und er ließ sich sogar dazu herab, mein langärmeliges Disco-Duck-T-Shirt anzuziehen. Wir sahen Kabelfernsehen, bis ich sämtliche Werbe-Jingles mitsummen konnte. Auf alte Billig-Science-Fiction-Filme konnten wir uns einigen, aber Graves weigerte sich, die richtigen Horrorfilme zu sehen.
    Ich nahm es ihm nicht übel. Also blieben wir hauptsächlich bei Zeichentrick.
    Am vierten Tag, kurz bevor der frostige Morgen graute, wurde ich von Graves geweckt, der nur in seiner Unterhose über mich gebeugt stand und mich mit einer feuchtkalten Hand schüttelte. »Da ist jemand an der Tür!«, flüsterte er, worauf ich so schnell hochschoss, dass wir fast mit unseren Schädeln aneinanderkrachten.
    »Wer ist das?« Ich griff mir einen Pulli und wühlte mich hinein, als ich unten das Klopfen hörte – vielmehr ein dumpfes Pochen, denn der Schnee wattierte nach wie vor alle Geräusche. Das hatte er in meinem traumlosen Schlaf nicht geschafft.
    Oder hatte ich geträumt? Ich wusste es nicht mehr.
    Als ich die Treppe halb hinuntergegangen war, hörte das Klopfen auf. Graves stolperte hektisch flüsternd hinter mir her, bis ich mich umdrehte und ihm mit einem Blick und dem Finger auf meinen Lippen bedeutete, still zu sein. Er erstarrte mit offenem Mund und kratzte sich rechts am Rippenbogen.
    Drei weitere Klopfer, jeder sehr deutlich. Ich blieb wie versteinert stehen; meine Haut wurde eiskalt und kribbelig, so dass sich sämtliche kleinen Härchen aufstellten, als wollten sie weit weg von mir.
    Dieses Gefühl kannte ich. Gran nannte es summende Gänsehaut. Dad nannte es Prickeln.
    Ich nannte es: Da ist was Scheußliches hinter der Tür.
    Und ich hatte keine Waffe bei mir.
    Ganz hinten an meinem Gaumen, an jener besonderen Stelle, die gewöhnliche Leute gar nicht besitzen, schmeckte ich alten Schlamm und Rost mit einer metallischen Note. Dad hatte gesagt, er könnte es mir verlässlich an meiner Miene ansehen, wann ich das Prickeln kriegte, und das musste stimmen, denn jetzt wurde Graves kreidebleich. Seine Nasenflügel wie auch sein Haar bebten, so sehr zitterte er – wie ein Hund, der sich nicht entscheiden konnte, ob er vor Angst den Schwanz einkneifen oder lospinkeln sollte.
    Ich bemerkte, wie sich etwas auf der Türoberfläche bewegte – blaue Wellenlinien, die man nur aus dem Augenwinkel sah. Der Schmerzstich, der mir durch den Kopf fuhr, erwischte mich völlig unvorbereitet, und ich atmete vor Schreck zischend aus.
    Ein rascher Blick zum Wohnzimmer bremste mich. Die Jalousien waren offen, weil ich sie gestern Abend nicht zugeklappt hatte. Keine Deckung. In meinem Zimmer lagen Waffen. Ich

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