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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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breiten pelzigen Rücken oder das entsetzliche Heulen des Werwolfs mit dem gestreiften Kopf. Mir wurde das alles ein bisschen zu viel.
    Im Grunde war ich ganz und gar diesem Jungen ausgeliefert, was immer er vorhaben mochte. Hatte ich mich nicht erst heute Morgen mit der Tatsache abgefunden, dass er mich töten würde?
    »Also, was hast du vor?«, fragte Christophe, als hätte er meine Gedanken gelesen. Die Pausen zwischen seinen Worten waren komisch. Sie klangen wie ein sehr merkwürdiger amerikanischer Akzent. Andererseits hatte ich schon so gut wie alle Dialekte kreuz und quer auf dem Kontinent gehört, und dieser erinnerte mich an keinen von ihnen. »Irgendjemandem musst du vertrauen, Dru.«
    Ich denke, ich vertraue Graves, obwohl er mir mit seinem Geknurre und Herumgespringe eine Scheißangst macht. Und ich denke, dass du lügst, was meine Mutter betrifft.
    Aber wieso sprach er sie überhaupt an? Dad hatte nie über sie geredet, nicht einmal mit August. Er hatte sie einfach nie erwähnt. Woher konnte dann dieser Junge etwas über sie wissen?
    Ich hatte andere Sorgen. Okay, ich würde sagen, ich vertraue dir nicht, ehe ich nicht weiß, warum du mir unbedingt helfen willst.
    Allerdings musste ich zugeben, dass es tröstlich war. Er war immerhin ein Profi, der sich um den gestreiften Wolf gekümmert und ihn verscheucht hatte und der offensichtlich sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte. Jemanden auf meiner Seite zu wissen, der erfahrener war und sich besser auskannte als ich, war nichts, was ich leichtfertig abtun durfte.
    Hatte ich mir nicht genau das gewünscht? Und nun stand er hier in meiner Küche, duftete nach Apple-Pie und sah mich mit einer ernsten Direktheit an, die ihn noch niedlicher machte. Der Bluterguss auf seiner einen Gesichtshälfte war nicht größer geworden. Darunter sah er verteufelt gut aus. Nicht auf diese Art gutaussehend, wie es die typischen Sportfreaks waren, oder auf diese schmerzlich schöne Art, die einem verriet, dass ein Junge viel zu sehr mit seinem königlichen Aussehen beschäftigt ist, um sich für andere zu interessieren.
    Nein, sein Gesicht war schlicht gelungen. Alle Proportionen stimmten, wie die Künstlerin in mir feststellte, ausgenommen das strenge Kinn und dieser Schatten in seinen Augen. Letzterer bedeutete wohl, dass er mehr wusste, als er sagte.
    Geht es hier etwa ums Aussehen, Dru? Krieg dich ein! Das Rauschen in meinem Kopf verebbte, und ich räusperte mich. »Na gut.« Nachdem ich die Waffe gesichert hatte, legte ich sie beiseite. »Was schlägst du vor?«
    »So ist es brav!« Er grinste. Es war dasselbe Raubtiergrinsen wie vorhin, aber das Lächeln in seinen kalten Augen war echt. Sein Haar war teils blutverschmiert, und er tropfte auf den Küchenboden, doch dieses Lächeln entschädigte für manches. »Zuerst einmal, Miss Dru, sehen wir uns an, was du an Waffen bieten kannst, und ich hole ein paar von meinen. Danach, noch vor der Dunkelheit, schützen wir das Haus neu. Es ist durchaus möglich, dass wir heute Nacht Besuch bekommen.«

    »Mir gefällt das nicht«, flüsterte Graves. Alles in allem nahm er die Sache ziemlich ruhig auf. Er berührte die Keksdose und strich mit einem Finger über den Kuhbauch. Sowie er jedoch meinen fragenden Blick bemerkte, zog er seine Hand wieder zurück.
    Ich klappte den Geschirrspüler zu und drehte an dem Knopf, um die Maschine anzustellen. Mein Haar trocknete zu einer unbezähmbaren Krause, aber ich fühlte mich um Klassen menschlicher, nachdem ich heiß geduscht und etwas Anständiges gegessen hatte. »Mir auch nicht. Trotzdem kennt er sich mit vielem besser aus als ich – zum Beispiel auch, was dich angeht.« Ich ertappte mich dabei, dass ich ebenfalls flüsterte, obwohl Christophe weg war. Er wollte »ein paar Sachen holen. Ich bin vor Einbruch der Dunkelheit zurück.«
    »Ich dachte, du kennst dich aus.« Graves hob den leeren Pizzakarton hoch. Ich hatte mich für den Lieferdienst entschieden, denn die Straße war frei, und wir hatten so ziemlich sämtliche Vorräte im Haus vernichtet. Die Supermärkte hatten wieder geöffnet. Falls es morgen keinen neuen Schnee gab, konnte ich einkaufen gehen.
    Es war, als hätte ich Dad wieder bei mir im Haus. Nur eben nicht so ganz. Dad würde vor dem Kabelfernsehen hocken oder mich über Taktiken ausfragen. Graves hingegen folgte mir einfach auf Schritt und Tritt und machte jedes Mal einen Satz, wenn es irgendwo knackte oder knarrte.
    »Ich kenne mich auch aus, nur weiß er mehr

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