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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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während er den rechten Schrank öffnete und den Teller hineinstellte.
    »Hm?« Ich glitt mit den Fingern durch das glitschige Seifenwasser. Vor meinen unkonzentrierten Augen schien es ein Muster zu ergeben. Die Gabe wurde stärker. Gran hatte mir gesagt, dass es passieren könnte, doch leider war sie sehr vage geblieben. Und ich hatte eigentlich nie darüber nachgedacht, was es hieß.
    Der Kloß in meinem Hals war nicht ganz Ekel und nicht ganz Angst. Ich wusste nicht, was das war. Svetocha. Teils Nosferat. Meint er das ernst?
    Tja, das würden wir herausfinden. Komisch, aber allein die Tatsache, dass ich etwas zu tun hatte, gab mir das Gefühl, alles verliefe wieder kontrollierbarer. Nicht gut, denn gut würde es nie mehr, aber kontrollierbar. Besser.
    Gut genug.
    »Bin ich noch menschlich?« Graves nahm den nächsten Teller, nachdem ich ihn abgespült hatte, und wischte ihn sehr intensiv ab. Zugleich röteten sich seine Wangen.
    Bin ich es? »Ja, na klar! Selbstverständlich bist du das!«
    »Hmm, ich weiß nicht. Mir war so, als wenn ich ihn echt umbringen wollte.«
    Nicht nur dir. Ein Schauer lief mir über den Rücken. »Das wundert mich nicht. Wenn er ist, was er behauptet, seid ihr zwei ziemlich verfeindet. Werwölfe können Blutsauger nicht leiden. Sie können gar nichts leiden, was auch nur wie Blutsauger riecht.«
    Das wiederum weckte Graves’ Interesse. »Läuft da so ein richtiger Krieg zwischen denen?«
    »Nicht direkt. Sie sind mehr wie … na ja, wie Sportfreaks und Mathegenies. Oder Hyänen und Löwen. Sie können im selben Umfeld leben, sind aber unterschiedliche Arten und vermischen sich nicht. Und sie behalten sich gegenseitig sehr genau im Auge.« Ich legte eine Pause ein. »Eine Wolfsgruppe könnte einer anderen Wolfsgruppe oder anderen Wesen helfen, die gegen die Blutsauger antreten, und die Blutsauger töten manchmal streunende Werwölfe, egal welcher Art. Es gibt eine Menge Arten, wie Stämme. Auch die Blutsauger sind in Stämmen organisiert. Untereinander verbünden sie sich hin und wieder, aber nie gegen die Werwölfe, so wie die Werwölfe normalerweise nicht auf Blutsauger Jagd machen, es sei denn, sie haben einen von ihnen umgebracht. Das ist quasi eine Abmachung zwischen ihnen. Keine Gruppe hängt mit der anderen herum.« Ich reichte ihm ein tropfendes Glas und war gleichzeitig überrascht. Anscheinend weiß ich doch mehr, als ich dachte. Das ist mal eine angenehme Neuigkeit.
    »Okay.« Er trocknete das Glas höllisch vorsichtig ab und stellte es weg. »Also. Das Haus schützen. Ist das so was wie Hexenkunst?«
    Was weißt du über Hexenkunst? »Eher eine Art Bauernzauber. Meine Großmutter war eine Zahnheilerin und Fluchbeseitigerin im hinterwäldlerischen Osten – eine Kräuterfrau eben. Das H-Wort erwähnt keiner, weil es die Leute reichlich unentspannt macht.« Mancherorts verbrennen sie Hexen bis heute. Sogar hier in den glorreichen Vereinigten Staaten. Da gab es diese eine Stadt …
    »Ja, kann ich mir vorstellen. Also, wie geht das?« Er sah sehr viel interessierter aus, als er mir jemals in der Schule erschienen war. Zudem stellte es Wunder mit ihm an. Sein Gesicht wirkte schmaler, klarer konturiert, weniger kindlich. Vielleicht lag es am Licht, das durch das Küchenfenster fiel, denn auch Christophe hatte in diesem Licht ziemlich gut ausgesehen.
    Gott, was tat ich denn? Ich hatte gerade alles kleingeredet, was Gran mir beibrachte, indem ich es zu Hausmittelchen verniedlichte. Sie hätte einfach nur gesagt: Ein bisschen von diesem, ein bisschen von jenem, und scher dich nicht drum, wie ich es nenne, solange es wirkt. Dazu hätte sie Graves mit diesem durchdringenden Blick angesehen, der schon manchen Erwachsenen zum Wimmern gebracht hatte.
    Niemand hatte Gran eine Hexe genannt, aber es hatte sich auch keiner mit ihr angelegt. Und wenn sie wegen Heilmitteln oder anderem zu ihr gekommen waren, dann stets im Morgengrauen oder mitten in der Nacht. Bezahlt wurde mit Eiern, Pökelfleisch, Kräutern oder Stoffen, aus denen Gran Kleider oder Quilts nähte. Ihre Quilts verkauften sich gut, weil die Leute erzählten, Gran Andersons Decken würden den Blitz vom Haus fernhalten oder Paaren zu Schwangerschaften verhelfen.
    Ich hielt das alles für normal, bis sie mich ins Dorf hinunter zum Schulhaus schickte. Und dann, später, nachdem sie gestorben und Dad gekommen war, um mich abzuholen, fiel mir auf, dass andere es nicht als tödliche Beleidigung empfanden, wenn man auf ihren Schatten

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