Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)
schon ganz warm ums Herz! »Kostbar? Wieso?«
» Djamphire sind immer männlich. Pflanzen sie sich mit menschlichen Frauen fort, bekommen sie nur sehr selten Töchter, und wenn, dann sind diese Töchter Svetocha. Von den Svetocha wiederum sind nur einige fruchtbar. Ihre Söhne sind stark, aber ihre Töchter, die erst recht rar sind, werden noch stärker, denn sie erben immer alle Züge ihrer Mütter.« Er verstummte, neigte seinen Kopf zur Seite und schnupperte aufmerksam. Unweigerlich fragte ich mich, ob er ebenfalls Apfelkuchen roch. »Ich bin gut, ja, und allein durch mein Blut stark. Aber mit der richtigen Ausbildung kannst du pures Gift für Nosferat sein, Dru. Du könntest in der Lage sein, sie zu töten, indem du einfach nur in ihrer Nähe atmest – sobald du vollständige Reife erlangt hast.«
O ja, und dann ziehe ich mir ein Cape und eine Sportleggings an und fliege zum Mond! »Warte mal! Einen Moment bitte, ja? Du willst mir erzählen, ich wäre teils Blutsauger?« Ich schüttelte meinen Kopf so energisch, dass meine Haare flogen. »Welche Märchen hast du sonst noch auf Lager?« Meine Mom war meine Mom. Sie war verdammt noch mal kein Blutsauger! Das weiß ich genau!
»Dir dürfte besser bekannt sein als den meisten anderen, wie wahr manche Märchen sind.« Er blickte sich ruhig in der Küche um. Seine unglaublich blauen Augen wanderten sämtliche Oberflächen ab, als gehörte ihm hier alles. »Könnte ich ein Glas Wasser bekommen? Mit einem Loup-garou durch den Schnee zu tollen macht durstig.«
Du und Wasser trinken! Ich habe deine Reißzähne gesehen, schon vergessen? Ich deutete mit meiner freien Hand, während ich weiter die Waffe auf ihn richtete. »Gläser sind da. Woher weiß ich, dass du bist, was du behauptest?« Oder dass irgendetwas von dem, was du faselst, auch nur der Wahrheit nahe kommt?
Denn das war die eigentliche Frage. Nichts von alledem könnte wahr sein.
Also warum hörte ich ihm überhaupt noch zu?
Er zuckte mit einer Schulter. »Ich bin tagsüber draußen. Du hast neulich Nacht auf mich geschossen, was übrigens weh tat, und ich blute rot, wie du vor nicht einmal zehn Minuten sehen konntest. Ich kann den Unterschied an dir und deinem Haustier oben riechen – plus: Ich habe dir das Leben gerettet. Sind das genug Gründe, oder brauchst du noch mehr?« Er nahm sich ein Glas aus dem Schrank, wobei er sich gänzlich lautlos bewegte, abgesehen von dem leisen Quietschen der Schranktür. »Ich hätte euch beide umbringen können, du bist nämlich lachhaft schlecht trainiert.«
Ich mache das schon mein ganzes Leben. Trotzdem konnte es lohnenswert sein, von ihm zu erfahren, wie er ein paar Dinge anstellte: im Schnee stehen, ohne Fußspuren zu hinterlassen, wäre ein Beispiel. Diesen Trick würde ich gern beherrschen.
Und wenn sein Gefasel über Djamphire stimmte? Ich strengte meinen Grips an, konnte mich jedoch an nichts erinnern außer an die Filme. Sie mochten zwar besser zum Training geeignet sein, als man dachte, aber sie waren bei weitem nicht so ausführlich und gründlich wie gute Bücher.
Was war wirklich mit Mom passiert? Diesen Gedanken verdrängte ich sofort wieder, denn daran wollte ich nicht denken.
Ich wollte gar nicht darüber nachdenken. Es gab zu viel anderes, was ich erst herausfinden musste, ehe ich auch nur anfangen konnte, in diese Richtung zu überlegen.
Wie es sich anhörte, wusste Christophe mehr über die Echtwelt als ich. Seine Nummer hatte in Dads Adressbuch gestanden – wenn auch ohne Markierung, dass es sich um eine sichere Nummer handelte. Dennoch war er ein Kontakt, und verblüffenderweise könnte er tatsächlich nützlich sein.
Ich hasste mich, weil ich das dachte. Ich hasste mich außerdem, weil ich dachte, dass Graves mir nichts nützte, obwohl ich ihm hoch anrechnete, dass er sich bemühte.
Was wollte ich? War der Blauäugige es wert, dass ich ihn im Haus duldete?
Hatte ich eigentlich eine Wahl? Ich besaß die Waffe, schon, nur konnte ich mich des Verdachts nicht erwehren, dass Christophe sie mich vorerst weiter behalten ließ. Und noch ein anderer Verdacht regte sich: Falls er etwas an Graves oder an mir riechen konnte, dürfte ihm der Zombiefleck im Wohnzimmer nicht entgangen sein. Warum sagte er keinen Pieps? Könnte mir das mal einer erklären?
Das Rauschen in meinem Kopf wurde beständig übler. Es überlagerte alle anderen Geräusche, die ich nicht hören wollte, wie das Klopfen am Fenster, das leise Knistern von Flammen auf einem
Weitere Kostenlose Bücher