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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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wahrscheinlich in der Heiratsurkunde nachsehen konnte. Sie müsste in der feuerfesten Kiste sein.
    Wie auch immer: Ich wunderte mich nun, und es war kein angenehmes Wundern. Eher so, als würde eines der Beine weggerissen, auf denen meine Welt ruhte, und ich stand ohnehin schon recht wackelig da.
    Besser gesagt: Es wurden sämtliche Beine des Tisches unter mir weggerissen. Mom. Zack. Gran. Zack. Dad. Zack.
    Wäre dies hier ein Comic gewesen, wäre ich jetzt mit zerknautschter Miene auf einem kippeligen Bein balanciert.
    Es war schon spät. Die Abenddämmerung wurde von bläulichen Schatten eingeläutet, während das vom Schnee reflektierte Licht verblasste. Obwohl ich vom Kaffee aufgekratzt war, brannten meine Augen vor Müdigkeit. Meine Arme und Beine waren schwer, meine Schulter tat weh, und gegen meinen lädierten Rücken hätte ich etwas einnehmen sollen.
    »Hast du Hunger?«, fragte Graves. Kaum wandte ich mich vom Fenster ab, bemerkte ich, dass ich tatsächlich hungrig war. Aber angesichts der Wahl zwischen einem Gang zum Supermarkt und mehr Informationen entschied ich mich für Letztere. Schließlich musste man am Leben sein, um zu essen. Ich konnte morgen noch einkaufen.
    Was mich gleich zum nächsten Problem brachte, dem Geld. Und …
    Es klopfte an der Tür. Eine Abfolge kurzer spöttischer Klopfer.
    Ich zuckte zusammen und schrie leise auf. Graves zuckte ebenfalls, wobei er seinen leeren Kaffeebecher umstieß. Im nächsten Moment flog die Tür auf, und ich bückte mich nach einer Waffe. Mein Bein, das eingeschlafen war, kribbelte wie verrückt. So schnell ich konnte, rollte ich mich zur Seite. Die Waffenkiste direkt an meinem schmerzenden Rücken, entsicherte ich. Das alles geschah, ohne dass ich überhaupt nachdachte. Graves duckte sich verdattert auf seinem Platz. Seine riesigen Augen wanderten zwischen mir und der Tür hin und her. Um ihn herum flirrte die Luft leicht und erstarrte.
    »Nur die Ruhe, Mäuschen!«, rief Christophe durch den Flur. »Ich kann dein Adrenalin bis hier riechen. Jetzt komm, und hilf mir, das hier hereinzutragen! Ich hoffe, ihr habt noch Kaffee übrig.«
    Graves sah mich an. Wir hatten überhaupt nicht gesehen, wie er kam, und dabei hatte ich doch bis eben noch aus dem Fenster geguckt, direkt auf den Vorgarten und die Einfahrt. Verdammt! War er einfach aus dem Nichts erschienen? Am Tag?
    Ja. Ziemlich grotesk. Ich sicherte die Waffe wieder. Wie ich erst jetzt bemerkte, hatte ich die Luft angehalten, also atmete ich langsam aus. Dad wäre mir dafür natürlich an die Gurgel gegangen – die Luft anzuhalten, während man unter Beschuss stand, war eine selten blöde Idee. Man konnte ohnmächtig werden oder auch nur nicht klar denken, weil zu wenig Sauerstoff im Gehirn ankam. Tatsächlich gab es Geschichten von Leuten, die im Kampf umgekippt waren, nachdem sie die Luft angehalten hatten.
    Ich lag auf dem Boden und spürte einen kalten Luftzug, der über den Flur ins Wohnzimmer gekrochen kam. Und auf einmal fühlte ich mich sehr, sehr einsam.
    »Kommt, kommt, meine Kleinen!«, rief Christophe vergnügt. Ich konnte sein Grinsen richtig vor mir sehen. »Kommt nur, und seht, was Dziadek mróz euch mitgebracht hat!«
    Was redet er denn für einen Mist?
    Graves stand auf. »O Mann!«, flüsterte er. Zuerst begriff ich gar nicht, wieso er so komisch seitlich durch die Tür ging, aber dann wurde mir klar, dass er versuchte, nicht in meine Schusslinie zu laufen.
    Klug von ihm.
    »Da bist du ja.« Plastiktüten raschelten. »Fass mal mit an! Ich war unterwegs beim Supermarkt. Es liegt wieder Schnee in der Luft, und nicht wenig.«
    »Wie bist du zur Tür gekommen, ohne dass wir dich gesehen haben?«, fragte Graves. Ich schluckte, legte die Waffe in die Kiste zurück und stemmte mich hoch. Mein Bein kribbelte immer noch, als würden mir lauter Gabelzacken in die Muskeln gepiekst.
    »Ich bin halt ein ganz ein Gerissener.« Christophe schien bester Laune. »Und nun mach schon, Packesel! Schlepp ein paar Sachen mit rein! Wo steckt denn Knięszniszka, unsere Prinzessin?«
    »Dru trinkt noch ihren Kaffee aus«, antwortete Graves, wobei jedes einzelne Wort vor Sarkasmus troff. Die Arme voller Einkaufstüten, stampfte er in Richtung Küche. Ich sah, dass aus einer der Tüten etwas Grünes aufragte. »Wir haben recherchiert.«
    »Ah, sehr schön! Ein bisschen den Horizont erweitert, wie es sich für brave Kinder gehört. Euer Schutzengel ist hocherfreut.« Die Vordertür fiel ins Schloss, und wieder

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