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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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vorbei, der im Traum murmelte, und den Flur entlang, sorgsam die knarrenden Dielen meidend. Die Treppenstufen glitten unter meinen Füßen hindurch, bis ich ein Schatten in der Diele wurde. Blaues Fernseherlicht flackerte über die Wand. Als ich an der Wohnzimmertür vorbeiging, sah ich Christophe in Dads Campingstuhl sitzen, ein Gewehr – wahrscheinlich das von vorhin – auf seinen Knien und den Kopf vorgebeugt. Er war wohl eingenickt und saß vor einem Schwarzweißfilm, von dem ich sicher war, dass ich ihn kannte. Der ganz leise Ton wurde von einem statischen Knistern und Knacken überlagert.
    Da stimmt etwas nicht. Es dürfte keine statischen Geräusche geben. Wir haben einen Kabelanschluss. Für diesen Gedanken brauchte ich lange, denn mein Kopf war wie wattiert.
    Teppich, die Kartonstapel im Flur, ein Einschussloch, das von blauem Fernseherlicht angestrahlt wurde. Das alles sah so unsagbar traurig und still aus; Überbleibsel aus einem früheren Leben.
    Die Vordertür schimmerte. Dünne Fäden in hellem, fröhlichem Sommerhimmelblau umrahmten sie und malten ein wirres Muster auf die Türfläche, das an Stammestattoos erinnerte. Fasziniert beobachtete ich, wie sie ähnlich Öl auf Wasser verliefen. Nun war alles totenstill, die ganze Welt in Watte gepackt.
    Ich bewegte mich vorwärts, Schritt für Schritt, allerdings schwebten meine nackten Füße einige Zentimeter über dem billigen Teppichboden. Deshalb war jede Bewegung fließend, seltsam gleitend, so wie in Comic-Zeichnungen, in denen jemandem Butter unter die Füße geschmiert worden war. Die Tür wurde größer und größer. Auf einem Rollband näherte ich mich ihr, und automatisch kam meine Hand nach oben, um die Schlösser zu berühren. Die beiden Sicherheitsriegel lösten sich lautlos. Dann umfing ich den Knauf.
    Tu’s nicht, Dru! Geh nicht da raus!
    Ich hatte gar nicht vor, irgendwohin zu gehen, oder? Orangengeschmack rann in Rinnsalen über meine Zunge, frisch, nicht wächsern, und ein dumpfer Schmerz drang durch meinen Kopf, als bohrte sich ein dünnes Metallrohr in meinen Schädel. Der Türknauf zischte und perlte wie Wasser auf einer heißen Grillplatte, und die blauen Linien zogen sich wirbelnd zusammen.
    Leise öffnete sich die Tür, schwang weit auf. Blaue Vorhänge trennten sich gerade genug, um mich hindurchzulassen. Vorsichtig trat ich hinaus, immer noch schwebend. Komisch, aber es schien nicht mehr kalt zu sein. Die Veranda war kahl, ein Geländerstück herausgebrochen. Tote Pflanzen in Plastiktöpfen waren von einer dünnen Reifschicht bedeckt, und am Ende der Veranda hingen Eiszapfen neben dem Regenrohr: wässrige Schwerter, die erbebten, als mein Blick über sie hinwegwehte.
    Die Holzstufen rauschten unter mir vorbei. Es schneite wieder große dicke Flocken. Sie fielen in Mustern, die zu betrachten ich keine Zeit hatte. Auch sie sahen wie die Stammestattoos auf der Tür eben aus, Bäche gefrorener Sterne. In mir hatte ein Summen angehoben, als wäre ein Stecker in meinen Bauchnabel gesteckt worden. Fast konnte man die Energielinie sehen. Sie zog sich über die Schneehubbel im Vorgarten hin, deren Konturen von den frischen Flocken weichgezeichnet wurden.
    Wohin gehe ich?
    Über mir gab es eine Geräuschexplosion, ein hektisches Flügelschlagen, und im nächsten Moment glitt Grans Eule an mir vorbei, der das unheimliche Schneelicht matte Flecken ins Gefieder sprenkelte. Sie kreiste über mir, malte mit ihren Flügelspitzen eine kleine Acht in die Luft und schwebte langsamer die Straße hinunter.
    Gleichzeitig straffte sich die Schnur an meinem Bauch und zog mich energischer vorwärts. Ich lehnte meinen Oberkörper leicht zurück und stemmte die Fersen nach unten, als würde ich Wasserski fahren. Die Bewegung fühlte sich seltsam an, wenn auch nicht eigenartiger als die Tatsache, dass mein Haar sich nicht regte und mir nicht der leiseste Windhauch über das Gesicht wehte.
    Ich bin das Mädchen in der Blase, wow! Ein verträumtes Kichern stieg mir in die Kehle, wo es sofort wieder erstarb. Die Welt um mich herum verwirbelte wie Farbe auf einer rotierenden Papierscheibe. Dunkelheit und Schneereflexionen verschwammen miteinander, und die Eule flog abermals einen Bogen, so dass das Augenmuster auf den Flügelunterseiten für einen Moment durch mich hindurchsah. Sie kam tiefer, dann streifte sie meinen Kopf. Ich spürte ihre Berührung auf meinen Wangen und meiner Stirn, und mein Haar wehte auf, bevor alles wieder erstarrte.
    Es war

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