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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Ich war echt was ganz Besonderes. Ich und Anna. Gab es noch mehr? Hätte sein können. Na, vielleicht war ich doch nicht so außergewöhnlich.
    Mir wurde darüber hinaus klar, dass die Werwölfe sich wohl als meine beste Überlebenschance erwiesen. Im Grunde hätten sie mir am wenigsten den Tod wünschen dürfen, nicht? Ihnen konnte ich egal sein, außer, sie arbeiteten auch für Sergej.
    Das vermochte ich nicht mit Sicherheit zu sagen. Was wiederum bedeutete, dass die Werwölfe doch keine so sichere Überlebenschance darstellten.
    Ich konnte unmöglich aus der Schola entkommen. Vorläufig nicht.
    Graves war mehr und mehr mit den anderen zusammen, und was sollte ich tun? Hinter den Werwölfen hertrotten, bis sie Mitleid mit mir bekamen? Und was, wenn manche von ihnen einen Grund hatten – welcher das auch sein mochte –, mich zu hassen?
    Traute ich mich, auch bloß herauszufinden, wie ich mich zum Bootshaus schleichen könnte?
    Wieder einmal saß ich in der Geschichtsstunde an dem einen Ende der Couch. Die Türen waren ausgewechselt und die Korridore notdürftig renoviert worden, aber man konnte immer noch die weißen Vertiefungen in der Holzverkleidung sehen, und die Teppichflicken passten denkbar schlecht zu dem alten Belag. Sie waren das einzig Neue in der ganzen Schule. Die renovierten Teile stanken nach Formaldehyd. Ich zog die Knie an, stützte meinen Block auf ihnen ab und kritzelte gedankenverloren vor mich hin. Lange enge Bogengänge und Steinmauern. Ich schattierte jeden einzelnen Stein, das Gras, das sich zwischen den Bodenplatten hindurchdrängte, und arbeitete jedes Detail aus, alles gruppiert um einen großen weißen Kreis in der Mitte des Blatts.
    Graves saß neben mir, und der Junge namens Shanks – dunkle Emo-Frisur, seitlich über die Stirn gekämmt und halb in den schokobraunen Augen hängend, hagere Handgelenke, die aus den langen Ärmeln ragten, Engineerboots und ein schiefes Lächeln – lehnte sich auf der anderen Seite von Graves vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Irving saß mit angewinkelten Beinen auf dem Boden. Ansonsten hielten alle möglichst großen Abstand zu mir. Sogar Dibs benahm sich im Klassenraum, als würde er mich nicht kennen.
    Ich ertappte Graves und diesen Shanks, wie sie Blicke tauschten, für gewöhnlich jedes Mal, wenn Irving den Mund aufmachte.
    Im Moment leierte Blondie, der Lehrer, etwas über die Grundregeln des Zusammenlebens von Djamphiren und Werwölfen herunter. Ich schattierte noch einen Stein.
    » Djamphire werden in Taktik ausgebildet, Werwölfe in Logistik. Auf diese Weise werden ihre jeweiligen Stärken optimal genutzt. Den Wölfen fehlt die Sensibilität der Djamphire, nahende Nosferatu beizeiten zu spüren, und den Djamphiren fehlt die besondere Begabung zur Kooperation, die bei Wölfen naturgegeben ist. Jeder bildet eine Hälfte der Gleichung, und erst als wir begannen zu kooperieren, konnten wir uns Territorien erobern und sichern.«
    »Was war vorher?«, fragte Graves.
    Blondies Zähne lugten unter seiner Oberlippe hervor. Sie waren sehr weiß, auch wenn sonst nichts von seiner Gabe zu erkennen war. »Vorher? Da starben wir. Wir standen kurz vor der Ausrottung, und gegen die Wölfe wurde Krieg geführt, wann immer einem Nosferat danach war. Diejenigen, die nicht gefangen genommen wurden, brachten sie um, oder sie lebten einzig dank der Gnade der Blutprinzen weiter. Wie die Gebrochenen.«
    Hier merkte ich auf. Gebrochen nach seinem Willen, flüsterte Christophe in meinem Kopf.
    Ich blickte von meinem Block auf. »Gebrochene? Was heißt das?«
    Sofort kam ich mir blöd vor. Eine solche Frage in einem Raum voller Werwölfe zu stellen, war wohl kaum das Klügste, was ich tun konnte. Sie reagierten womöglich, nun ja, beleidigt.
    Oh ja, und ob! Ein Raunen ging durch den Raum. Shanks zog die Schultern ein und lehnte sich auf der Couch zurück.
    »Möchte jemand das beantworten?« Blondie drehte sich einmal im Kreis, um alle anzusehen. »Nein? Nun, dann tue ich es. Einen Menschen oder sogar einen Djamphir zu brechen, ist einfach. Schlafentzug, zeitweiliger Proteinmangel, fortwährende Beeinflussung – man nennt es Gehirnwäsche, und die ist sehr leicht. Es bei einem Werwolf oder einem Gestaltwandler wie Mr. Graves hier zu bewerkstelligen, ist ungleich schwieriger, weil sie sich sowohl physischer als auch psychischer Einflussnahme widersetzen.«
    »Sie sind stur«, brummte Irving leise, und wieder hob ein Raunen im Raum an. Hörte man nicht allzu

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