Strange Love (German Edition)
fühlte er sich so unwohl? Und warum – verdammt – war Torian einfach verschwunden?
Er ist kein Mensch . Dieses Gefühl pochte in seinem Körper, schmerzhaft, als wolle es ihn zerreißen.
Nick schüttelte den Kopf, um sich aus seiner Erstarrung zu lösen. Und wandte sich schließlich um, um zu den anderen zurückzukehren.
Eine feine Angst breitete sich in seinem Innern aus, wie ein Spinnennetz. Inständig hoffte er, dass Torian nicht mehr auftauchte.
3. Kapitel
Nick schlenderte hinter Chris her, in dessen Studio. Er war noch nicht oft hier gewesen, wahrscheinlich, weil Chris’ Welt ihn abschreckte. Er mochte keine Photographen. Chris hielt die wertvolle Kamera locker in einer Hand. Er trug eine dunkle Jeans und ein viel zu weites Hemd, das locker über der Hose hing.
»Komm ruhig näher«, sagte er. »Wir sind gleich fertig.«
Nick betrat den hell ausgestrahlten großen Raum, in dem lediglich einige Sitzmöbel waren. Einige nackte Schaufenster-Puppen standen herum, ein paar waren mit Lack- und Lederdessous behängt. Nick stand nicht auf so was, aber er wusste von Chris, dass man mit solchen Fetisch-Sachen ganz gut verdienen konnte.
Chris war gerade mitten in einem Photo-Shooting, wie Nick überrascht feststellte.
Mit einem zwiespältigen Gefühl starrte er auf den bizarr gefesselten Körper. – Bis er erkannte, dass es Daniel war.
Chris stand dicht vor dem Jungen und machte Fotos, einer seiner Assistenten veränderte die Beleuchtung.
Nick schüttelte die Erstarrung ab und schoss auf Chris zu. Mit Schwung riss er ihn zu Boden und gab ihm mit der linken Hand eine schallende Ohrfeige.
Dann zischte er: »Mach den Jungen los! Mach sofort den Jungen da los!«
Verwirrt und verärgert sah Chris ihn an. »Was soll das? Bist du wahnsinnig geworden?«
»Du bist wohl verrückt geworden! Der Junge ist minderjährig – du ... perverse Sau! Mach ihn sofort los, oder ich bring dich um!«
Chris schubste Nick von sich herunter. »Der merkt doch sowieso nichts mehr.«
»Chris.« Nick starrte ihn an. Aus seinen dunklen Augen sprühte der Zorn. Wie konnte Chris nur so etwas tun?
Chris gab seinem Assistenten einen verärgerten Wink, und dieser begann, Daniel loszubinden. Nick sah sofort, dass der Junge nicht mehr stehen konnte.
Wahrscheinlich war er total voll oder auf einem Trip.
»Er brauchte Geld, Nick, und ich habe ihm einen Job angeboten. Ist das vielleicht kein Job, hier?«
Nick starrte ihn an. »Das ist hoffentlich nicht dein Ernst. Ich denke nämlich, dass es KEIN Job für einen 15jährigen ist! – Verdammte Scheiße, du und deine perversen Bilder!« fuhr er ihn an.
Chris zuckte mit den Schultern.
Nick sah, wie Daniel losgebunden wurde. Er sackte einfach auf dem Boden zusammen. Leblos, wie es schien. Blut tropfte aus zahllosen Striemen von seinem mageren Rücken.
»Du bist so ein Arschloch«, sagte Nick. »Er muss zu einem Arzt.«
»Quatsch, unsere Instrumente sind sauber.« Chris grinste. »Das verheilt auch so.«
Daniel gab ein würgendes Geräusch von sich.
»Hoffentlich kotzt er mir nicht das Studio voll«, sagte Chris säuerlich.
Nick starrte ihn an. »ICH kotze gleich. Das kann ich dir wohl sagen. – Los, ruf mir ’n Taxi.«
»Willst du ihn etwa mitnehmen?«, fragte Chris und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Aber bevor er etwas Anzügliches denken konnte, knurrte Nick: »Ja, hierlassen werde ich ihn auf keinen Fall.« Er trat näher an Daniel heran.
»Hat er keine Klamotten angehabt?«
Doch in diesem Moment kam Chris’ Assistent und ließ sie – ohne eine Miene zu verziehen – neben Daniel auf den Boden fallen. Nick kniete sich neben den Jungen nieder.
»Daniel?«
Die Verletzungen sahen fürchterlich aus, Nick musste sich sehr beherrschen, um Chris nicht an den Kragen zu gehen. Wie konnte er nur so etwas tun? – Und so etwas hatte er auch mit ihm – Nick – vorgehabt. Nicht auszudenken!
Daniel öffnete die Augen halb und versuchte Nick zu fixieren.
»Daniel? Kannst du dich anziehen?« Nick berührte ihn sanft an der Schulter.
Sein Atem war langsam, so, als müsse sein Herz kämpfen. Er hatte keine Kraft zu antworten, doch er sah Nick an.
Nick sah, dass Daniel ihn erkannte. Na, wenigstens etwas, dachte er. Er zog Daniel an den Armen in eine sitzende Position.
»Bleib so sitzen, sonst kann ich dir nicht helfen.«
Mit einer Hand angelte er nach einem T-Shirt und zog es dem Jungen über den Kopf. Auch den Pullover. Er hatte Mühe, ihn anzuziehen, da seine eigene Hand noch
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