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Strange Love (German Edition)

Strange Love (German Edition)

Titel: Strange Love (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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dieser leise weinte. Nick wusste nicht, ob es die Schmerzen waren, oder die Scham, die ihm die Tränen in die Augen trieben. Er vermutete beides.
    Schließlich half er Daniel wieder aus der Wanne heraus und wickelte ihn in ein großes Handtuch. Er wirkte apathisch, ließ alles mit sich geschehen. Nur seine großen, aufgequollenen Augen verfolgten Nicks Bewegungen.
    »Warum kennst du Chris?«, fragte Daniel, als er bäuchlings auf Nicks Bett lag, während Nick mit einem Desinfektionsmittel die Striemen abtupfte.
    Nick hielt inne. »Er hat viel mit Musikern zu tun, mit Drogen«, antwortete er zögernd. Dann: »Er ist ein Freund von mir.«
    »Scheiß Freunde hast du.«
    Nick lachte. »Ich weiß. Er ist ein Arschloch, aber andererseits kann ich mich auf ihn verlassen, wenn’s mir schlecht geht. Du glaubst gar nicht, wie schwierig es ist, richtige Freunde zu finden. Fucker, die dir bei Schwierigkeiten ins Gesicht treten, die umgeben dich täglich.«
    Nick legte das Desinfektionsmittel an die Seite und schraubte eine Tube mit Salbe auf. »So, jetzt Luft anhalten.«
    Vorsichtig trug er die Salbe auf das zerstörte Gewebe auf. Daniel wimmerte leise, obwohl er versuchte, es zu ertragen.
    »Dein Arsch sieht aus, als wäre jemand mit dem Rasenmäher drübergefahren.«
    Daniel keuchte. »So fühlt er sich auch an. Ich werde nie wieder sitzen können.«
    Als Nick damit fertig war, stieg er vom Bett. »So liegenbleiben.«
    Er verschwand im Wohnzimmer. Seine Hände hatten bereits begonnen zu zittern. Die Naht an seiner Hand pochte wieder schmerzhaft. Er war schon zu lange ohne Stoff. Es war unerträglich.
    Mit zittrigen Fingern zog er ein kleines Päckchen aus einer Schublade im Wohnzimmer und zog sich eine Linie Heroin durch die Nase. Er hatte aufgehört, es zu spritzen. Jeder hatte es sehen können, an den zerstochenen Venen. Aber Nick hatte einen starken Willen, es war ihm nicht einmal besonders schwer gefallen, die Spritzen wegzuwerfen. Viel schwerer war es gewesen, vom Alkohol loszukommen ...
    Einen Moment saß er einfach nur da, ließ den Stoff wirken. Bis er sich wieder ruhiger fühlte, dann kehrte er zu Daniel zurück.
    Daniel drehte sich zu ihm um und starrte ihn an. »Was hast du genommen?«
    »Upper. – Wenn man dich so sieht, kann man ja auch depressiv werden.«
    »Was denn? Prozac?«
    Nick schüttelte den Kopf. Die Droge donnerte durch seinen Körper und verschaffte ihm ein entspanntes Gefühl.
    »Los, leg dich wieder hin. Ich war noch nicht fertig.«
    Daniel legte sich wieder platt auf das Bett. Eine Gänsehaut überzog seine Arme, als Nick sich wieder daran machte, seinen Rücken zu verarzten. Es tat höllisch weh.
    »Mensch, der hat dich so durchgelassen. Das dauert ewig, bis das heilt.«
    »Sehr aufmunternd«, stöhnte Daniel.
    »Ich mag es auch lieber, wenn du vor Lust stöhnst, statt vor Schmerzen ...«
    Daniel zog eine Grimasse.
    »Was ... was ist mit deiner Hand passiert? Ich habe gestern gesehen, wie du von der Bühne musstest ...«
    Nick zögerte. »Keine Ahnung, wahrscheinlich habe ich mich irgendwo geschnitten.«

    Nick stand lange am Telefon und überlegte, aber die einzige Person, die ihm jetzt helfen würde, war vermutlich Cerys. Er wählte ihre Nummer.
    Von seinen Freunden hatte wahrscheinlich keiner Interesse einen Fünfzehnjährigen gesundzupflegen. Nicht jetzt, wo sie die letzten Gigs mit berauschenden Partys abrundeten. Jetzt, wo sie wieder in London waren. – Aber er hatte ein verdammt schlechtes Gewissen.
    »Ja?«
    »Hi, Cerys. Hier ist Nick.«
    Schweigen.
    »Cerys?«
    Sie räusperte sich. »Nick Jeffrey?«
    »Ja.«
    »Entschuldige, aber ich bin ziemlich ... erstaunt. – Schön, dass du anrufst. Ich ... ähm ... ich wäre morgen zum Gig gekommen.«
    »Stör’ ich dich gerade?«, fragte Nick unsicher.
    »Nein. Nein, überhaupt nicht. Ich bin nur irgendwie total schockiert, dass du bei mir anrufst.«
    »Aber warum? Du hast mir doch deine Nummer gegeben.«
    Cerys lachte auf. »Ich habe aber niemals damit gerechnet, dass du anrufst.«
    »Ich ... ich habe eine Frage. Ist vermutlich echt unverschämt. Naja ... Ich – ähm, kannst du vielleicht mal vorbeikommen? Dann kann ich das alles besser erklären.«
    »Ja, ich könnte vorbeikommen. – Wo wohnst du denn?«
    Nick nannte ihr die Adresse. »Du kannst mit der Tube bis Notting Hill fahren. Von da sind’s nur so fünf Minuten zu Fuß.«
    »Okay, in einer halben Stunde bin ich bei dir. Ich ... ich hoffe, es ist nichts Schlimmes oder so.«
    »Nein,

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