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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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die Luft an«, sagte Caleb. »Aber wie er das mit der Zunge macht, das haut mich echt um.«
    »Heilige Scheiße«, sagte Matt und machte sich aus dem Staub.
    »Lasst’s euch gesagt sein«, sagte Caleb, »der Junge wird langsam zimperlich.«
    Doc achtete nicht auf ihn, sondern beugte sich vor und schaute sich Nates Gesicht an. Eine Ameise krabbelte über das linke Auge. Doc schnippte sie beiseite. Er packte den Kopf des Toten und drehte ihn herum.
    »Genick gebrochen, was?«, sagte Caleb.
    »Volltreffer«, sagte Doc. Er betrachtete den Bluterguss an Nates Hals und die tiefe gezackte Wunde direkt darunter.
    »Wahrscheinlich hat ihn der Hund so zugerichtet«, sagte Mertz.
    »Stimmt«, sagte Caleb. »Und dann hat der alte Foster dem Hund das Maul ins Gehirn gedroschen, ihn zusammengeknüllt und in den Müllkübel geschmissen, ist hinterhergehopst und dabei auf den Kopf gefallen und hat sich das Genick gebrochen.«
    »Na ja«, sagte Mertz. »Der Hund könnte ihn gebissen haben.«
    »Haltet mal den Mund, alle beide«, sagte Doc. »Ich hör ja meine eigenen Gedanken nicht mehr. Der Hund hat ihn vielleicht gebissen, als er schon tot war.«
    »Aber wer hat ihm das Genick gebrochen?«, sagte Mertz.
    »Könnte irgendein großer, kräftiger Mann gewesen sein«, sagte Doc. »Aber es bräuchte einen wirklich großen, kräftigen Mann, den stärksten, den ich je gesehen habe, um das zu tun, was er da mit diesem Hundekadaver gemacht hat. Wer das schafft, schafft’s auch, Foster das Genick zu brechen.«
    »Hab mal ’nen großen Nigger gesehn, der mit bloßen Händen geboxt hat, der hätte das fertiggebracht«, sagte Caleb. »Ohne große Mühe.«
    »Der wohnt nicht zufällig hier in der Gegend?«, sagte Doc.
    Caleb lächelte. »In Kansas City.«
    »Und da hab ich gedacht, wir könnten Matt die Arbeit abnehmen. Tu mir einen Gefallen, Caleb, und mach ’nen Spaziergang. Du stinkst hier alles voll.«
    Caleb grinste wieder und lüftete seinen Hut zu einem spöttischen Gruß. »Ganz wie Sie wünschen, Doc, und ich werde gewiss an Sie denken.«
    »Beim Beten hoffentlich«, sagte Doc.
    Als Caleb weg war, sagte Mertz: »Passen Sie auf, dass Sie sich’s nicht mit Caleb verscherzen. Der ist nachtragend, und er vergisst nie was.«
    »Zum Teufel mit Caleb.«
    Doc betrachtete weiter das Genick des Toten. »Was mich irritiert, ist die Reißwunde«, sagte er. »Ein Verrückter könnte so was wohl fertig bringen.«
    »Ein Mensch?«
    »Haben Sie schon mal einen Menschen mit Tollwut gesehen, Mertz?«
    »Nein.«
    »Wirklich übel. Greift das Gehirn an. Irgendwann kann man kein Licht mehr ertragen und ist die ganze Zeit durstig. Dann wird man bissig wie ein Hund. Und so stark wie zehn Männer zusammen.«
    »Sie meinen, dass Nate von einem Menschen mit Tollwut gebissen wurde?«
    »Das hab ich nicht gesagt ... Nur sieht es eben nicht nach einem Hundebiss aus. Aber wenn ich ehrlich bin, sieht es genauso wenig nach einem Menschenbiss aus. Ich denke nur laut, das ist alles.«
    »Wenn es kein Tier war und auch kein Mensch, was bleibt dann übrig?«
    Doc grinste. »Pflanzen mit Reißzähnen.«
    »Tja, ich glaube, der Hund war’s«, sagte Mertz.
    »Und wie Caleb gesagt hat – wer hat dann den Hund zusammengeknüllt und in den Müll geschmissen, nachdem Nate tot war? Ein Mann, der weiß, wie man so was anstellt, oder einer mit Riesenkräften, könnte erst den Hund und dann Nate getötet haben. Er könnte Nate am Kopf gepackt, ihm das Genick gebrochen und ihn dann gebissen haben. Vor allem, wenn er die Tollwut hat und wahnsinnig geworden ist.«
    »Glauben Sie das wirklich?«
    »Ich denke nur laut. Im Totenschein schreibe ich Genickbruch, Blutverlust, Todesursache unbekannt.«
    Doc setzte seinen Hut auf und ging hinaus.
    Acht
    David tat, was der Reverend ihm sagte. Er nahm ein paar kurze Stöckchen und verteilte sie auf der anderen Seite des Postkutschenwegs so am Waldrand, dass sie etwa fünf Zentimeter tief in der Erde steckten und einige Zentimeter mehr aus der Erde rausragten. Der Reverend stand jenseits des Weges mit dem Rücken zum Wald, und von dort war es eine ganz schöne Entfernung für einen Revolverschuss – besonders auf so kleine und dünne Ziele.
    Als David damit fertig war, stapfte er zurück zum Reverend, der den Revolver lässig in der Hand hielt. Er stellte sich neben den Reverend und schaute zur anderen Seite des Weges. Er brauchte einen Moment, um die Stöckchen auszumachen.
    »Können Sie die überhaupt sehen?«, sagte David.
    »So alt

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