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Straße des Todes: Thriller (German Edition)

Straße des Todes: Thriller (German Edition)

Titel: Straße des Todes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Crais
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hatte die Hände auf den Rücken gefesselt, genau wie ich jetzt. Orlato sagte zu Washington und Pinetta, sie sollten ihn für den Syrer hierbehalten.«
    Pike schob die Pistole ins Holster und ging zur Ecke hinüber. Selbst so nah bei der Lampe war das Licht noch schummerig. Er musterte erst Haddad, dann Jon Stone. Der sah aus wie ein blonder Hai, der im Schatten seine Kreise zog.
    »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit, Bruder«, sagte Stone. »Er war nicht hier. Und wenn doch, dann haben sie ihn umgelegt und die Leiche beseitigt.«
    Pike sagte nichts. Er ging auf ein Knie hinab, brachte sich auf Sitzhöhe, falls Cole hier womöglich tatsächlich mit dem Rücken zur Wand gesessen haben sollte, und betrachtete den Raum aus dessen Perspektive. Er sah zur Lampe, und dann fand er die Grille.
    »Elvis.«
    Pike warf sie zu Stone hinüber, der sie auffing und die Stirn runzelte.
    »Der verschissene Jiminy Cricket?«
    Stone warf die Figur zu Pike zurück.
    »Die Mutter des Mädchens hat sie ihm gegeben.«
    »Ich lüge euch nicht an«, sagte Haddad. »Ich seh ihn noch vor mir, genau da, wo du jetzt bist. Sie haben auf den Syrer gewartet.«
    »War er verletzt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Würde der Syrer ihm wehtun?«
    »Keine Ahnung.«
    Stones Stimme kam leise aus den Schatten.
    »Geh mal nach hinten, Mann. Sieh dir an, was sie da gemacht haben.«
    Sie führten Haddad auf die Schlafzimmerseite des Hauses, Jon Stone ging voran.
    Die elf Inder waren in den beiden kleineren Zimmern untergebracht gewesen, fünf in dem einen, sechs in dem anderen. Beide Räume stanken nach Urin, menschlichen Fäkalien und Körpergeruch. Die Wände hatten auf Bodenhöhe dunkle Flecken, als ob dort Körper in die Farbe hineingeschwitzt hätten, und rostfarbene Flecken waren über eine Wand geschmiert. Einzelne Kleidungsstücke und Sandalen lagen hier und da auf dem Boden, aber von Cole fehlte jede Spur.
    Stone wartete in der Tür, während Pike sich umschaute, und trat zurück, um ihn vorbeizulassen.
    »Der Tötungsraum.«
    Das Bad, das die beiden Zimmer verband, war der Raum, in dem sie gestorben waren. Ein Verlängerungskabel, an einem Ende abgeschnitten, um die Drähte blank zu legen, lag zusammengerollt auf dem Boden. Zangen, Lötlampen, Küchenzündhölzer und ein mit Blut verschmierter Kugelhammer lagen auf der Klobrille. Die Folterwerkzeuge. Blutige Handtücher und ein rot getränktes Kopfkissen waren auf dem Boden verteilt.
    Stones Stimme war ganz ruhig.
    »Wir haben so was schon gesehen, Bruder. In Somalia. Ruanda. Dieses Scheißkaff in Honduras.«
    Hier waren die Geiseln gefoltert worden, damit sie für ihre Familien schrien, hier hatten Orlato und Haddad und Ruiz Geld verlangt, damit das Schreien aufhörte. Wenn die Familien die Anrufe nicht mehr annahmen oder kein Geld mehr überwiesen, wurde einer nach dem anderen ins Bad gebracht und getötet. Dann wickelte man sie in dicke Plastikfolie, lud sie in der Garage ins Fahrzeug und fuhr sie in die Wüste hinaus, wo man sie in die Grube warf.
    Pike besah sich all diese Dinge, dann trat er an Stone und Haddad vorbei und ging in das Elternschlafzimmer. Hinter der Tür blieb er stehen. Stone schob Haddad hinter ihm her in den Raum, und Haddad begann sofort zu reden.
    »Sie sind nicht weg.«
    »Wer?«, fragte Stone.
    »Die Männer, die euren Freund bewacht haben. Washington und Pinetta. Orlato und Ruiz und ich, wir haben im Wohnzimmer geschlafen, Washington und Pinetta hier drinnen.«
    Zwei Futons lagen an gegenüberliegenden Wänden auf dem Boden. Ein blauer Nylonmatchbeutel befand sich auf der einen, eine schwarze Sporttasche auf der anderen. Das Display eines Uhrenradios zeigte ihnen die Zeit.
    »Seht ihr? Ihre Klamotten? Ihre Rasierer? Das ist ihr Kram. Sie kommen zurück.«
    Joe Pikes Mundwinkel zuckte. Elvis Cole war hier gewesen, und jetzt war er weg, was bedeutete, dass man ihn fortgeschafft hatte. Tot oder lebendig, jemand hatte ihn abtransportiert, und dieser jemand wusste, wo er jetzt war. Vielleicht die beiden Männer, die wegen ihrer Kleidung zurückkommen würden.
    Pike warf Stone einen Blick zu.
    »Wir kommen der Sache näher.«
    Stone schenkte Haddad das Haifischlächeln und zog ihn auf den Flur hinaus.
    »Du darfst noch fünf Minuten länger leben.«
    Pike umklammerte die Grille, dann steckte er sie ein, während sie sich auf das gefasst machten, was nun geschehen würde.



6.
    Die Nacht knisterte vor Chaos und Lärm: aufheulende Truckmotoren, durchdrehende Reifen, Mündungsblitze

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