Straße des Todes: Thriller (German Edition)
ein Schnippchen geschlagen haben? Ich war sieben. Das ist etwas, das man hinter sich lassen will. Diese Dinge sind nicht Teil meines Lebens.«
Ich erzählte ihr von den Dingen, die ich in dem Strauch gefunden hatte, inklusive der handschriftlichen Notiz.
»Mary Sue glaubt, es bedeutet Quaere Coyote Sanchez – Frag einen Kojoten namens Sanchez.«
»Was fragen?«
»Das weiß ich nicht. Vielleicht hat es gar nichts damit zu tun, wo sie jetzt ist oder warum sie verschwunden ist, aber wenn sie Sanchez etwas fragen wollte, dann würde ich das gerne auch tun.«
»Der Anwalt, bei dem ich war, kennt sich mit solchen Dingen aus.«
»Der Anwalt, bei dem Sie waren, um Ihren Status zu ändern?«
»Ja. Er ist auf Einwanderung spezialisiert, und er ist in diesen Dingen sehr verständnisvoll. Er vertritt illegale Einwanderer, wenn sie verhaftet werden. Ich habe seine Nummer.«
»Okay.«
»Thomas Locano. Er war sehr nett. Hier …«
Sie gab mir eine Nummer mit einer Vorwahl aus Pasadena. Ich bat sie, ihn anzurufen. Da er zu dem Zeitpunkt ihr Anwalt war, musste sie ihm erlauben, mir Informationen zu geben.
»Mr. Cole? Ich rufe auch gern die Polizei an, falls Sie das für besser halten.«
»Ich arbeite noch keine fünf Stunden an der Sache. Warten wir doch mal ab, was sich ergibt.«
»Ich würde alles für sie geben, Mr. Cole. Ohne zögern. Ich möchte, dass Sie das wissen.«
»Das weiß ich, aber so weit wird es nicht kommen. Bei nichts von dem, was jetzt passiert, geht es um Ihre Person. Es geht darum, Krista zu finden und sie wieder nach Hause zu bringen. Die Polizei wird nicht nach Ihrem Status fragen, es ist ihnen egal.«
»Sind Sie sicher?«
Draußen bog ein roter Jeep Cherokee auf den Parkplatz ein und hielt neben meinem Wagen. Der Fahrer stieg nicht aus. Er wartete, ohne sich zu rühren. Die dunkle Sonnenbrille stur geradeaus gerichtet, unbeweglich wie eine Statue.
Ich sah auf die Uhr.
»Ja. Ich bin sicher. Deshalb bin ich ja auch der beste Detektiv der Welt.«
»Versuchen Sie, mich zum Lachen zu bringen?«
»Yes.«
»Es hat nicht funktioniert.«
»Ich weiß. Aber den Versuch war es wert.«
Ich steckte mein Telefon ein und ging hinaus zu dem Jeep. Der Mann hinterm Steuer sah mich an, als ich auf der Beifahrerseite einstieg, sagte aber nichts. Konversation war nicht seine Stärke.
Pike, Joseph, kein zweiter Vorname, erlernte die Kunst der Spurensuche in seiner Jugend, die er am Rand einer Holzfällerstadt verbrachte, und verfeinerte eben diese Fertigkeit später, als er zuerst als Marine im aktiven Kampfeinsatz, später als Polizeibeamter des LAPD und dann als privater Militärberater in Afrika, Mittelamerika und dem Nahen Osten Jagd auf Menschen machte. Wenn ich bei der Suche nach Vermissten gut war, dann war Pike besser. Außerdem war er mein Partner in der Detektei, die wir gemeinsam gekauft hatten, und mein Freund war er noch viel länger.
»Danke, dass du gekommen bist.«
Er neigte einmal kurz den Kopf. Eine Autofahrt von zwei Stunden, und er war einfach so, ohne nach dem Grund zu fragen, gekommen.
Jetzt erzählte ich ihm von Krista Morales, ihrem Freitagabend an der Absturzstelle und davon, was ich dort gefunden hatte. Ich gab ihm die 9-mm-Messinghülsen und die abgefeuerte Schrotpatrone.
»Das habe ich gefunden. Trehorn sagt, die Leute ballern da draußen rum, also hat es vielleicht nichts zu bedeuten.«
Pike schnupperte an dem Metall, als könnte der Geruch ihm einen Hinweis geben, dann gab er sie zurück. Vielleicht konnte er ja ihre Fährte aufnehmen.
»Ich habe Trehorns Reifenspur mit einem E markiert. Der größere Truck ist ein Quad. Ich möchte deine Meinung dazu hören, was da passiert sein könnte.«
Pike nickte wieder.
»Soll ich dich rausfahren?«
Er schüttelte den Kopf. Ich hatte ihm bereits die GPS-Daten von meinem iPhone aus gesimst.
»Soll Trehorn dich begleiten?«
»Komme allein klar.«
»Okay. Ich werde diesen Anwalt aufsuchen. Lass mich wissen, wenn du etwas findest.«
Es war zwei nach halb zwei, als ich Pike an diesem Nachmittag in der Wüste verließ und zu Thomas Locano fuhr.
10.
Thomas Locano hatte eine nette Kanzlei im Obergeschoss eines zweistöckigen Gebäudes oberhalb der Mission Street in South Pasadena. Es war ein älteres Gebäude mit roten Dachziegeln, verputzten Wänden und schweren Holztüren. Wie das Haus wirkte auch Locano, ein Mann von Anfang sechzig, freundlich. Zwei jüngere Partner beschäftigte er in seiner Kanzlei, und seine Assistentin
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