Straße des Todes: Thriller (German Edition)
zwei einzelne Latinos und das Pärchen aus Guatemala. Alle sahen hungrig, müde und ärmlich aus. Ihre schäbige, durchgeschwitzte Kleidung war entweder zu dünn oder zu derb, und ihre Augen drückten Angst aus. Ein paar hielten schlaffe Stoffbeutel an ihren Körper gepresst, deren Inhalt geplündert worden war, als man sie entführt hatte.
Die Asiaten drängten sich in einer Gruppe in die Ecke gegenüber, größtenteils magere junge Frauen und Männer, die mit ausdruckslosen Mienen auf dem Boden hockten. Nur einer saß etwas abseits. Auch er war jung, sah aber nicht aus wie die anderen. Er war muskulös und durchtrainiert, trug anständige Kleidung, und sein schimmerndes Haar war an den Seiten kurz und oben hochgegelt. Seine Augen blickten hart und wütend, und seine Gesichtsmuskeln bewegten sich, während er immer wieder die Zähne zusammenbiss. Er musste Jacks Blick gespürt haben, denn plötzlich sah er ihn an. Jack wandte seinen Blick ab.
»Spricht hier irgendjemand Englisch?«, fragte er.
Der Mann aus Guatemala antwortete.
»Ich sagen bisschen.«
Ein schlankes asiatisches Mädchen hob eine grazile Hand.
»Ich verstehen ein wenig. Mein Sprechen nicht so gut.«
»Woher kommst du?«
»Korea. Ist weit Olympic Boulevard? Wir gehen Olympic Boulevard.«
Ihr Akzent war so stark, dass Jack sie zunächst nicht verstand, dann begriff er, dass sie »Olympic Boulevard« sagte. Inzwischen hatten sich in der Innenstadt zwischen Olympic und Wilshire so viele Koreaner angesiedelt, dass die Gegend nur noch Koreatown genannt wurde. Jack und Krista waren zweimal dort gewesen, einmal um Galbi zu essen, und ein anderes Mal um eine Karaokebar zu besuchen. Keiner von ihnen hatte gesungen, aber das Zusehen allein machte schon Spaß.
Sie wurden unterbrochen, als die Tür aufging und zwei Bewacher eintraten. Der erste war ein kleiner, muskulöser Afroamerikaner. Er sah sich im Raum um, zeigte dann auf den tough aussehenden jungen Koreaner.
»Du. Ja, dich mein ich, komm, steh auf.«
Er sprach perfekt Englisch, aber Jack konnte nicht erkennen, ob der junge Koreaner ihn verstand oder nicht. Der Bewacher gab ein Zeichen, dass er aufstehen solle, also erhob er sich langsam. Dann winkte er ihn heran, also kam er näher. Er schlurfte nicht mit gesenktem Kopf wie die anderen. Er ging aufrecht und mit erhobenem Haupt, begegnete selbstbewusst dem Blick des Bewachers. Der packte ihn am Arm und führte ihn hinaus.
Zwei Minuten später ging die Tür wieder auf, und Jack war ungemein erleichtert, als er Krista sah. Mit den Augen bedeutete sie ihm, gelassen und cool zu bleiben, also ließ er sich nichts anmerken, als sie auf ihn zukam.
Der Bewacher, der sie rausgeführt hatte, kam herein, sah Jack an und winkte ihn zu sich.
»Jack Berman?«
»Ja, genau der.«
Als Jack sich einen Weg zur Tür bahnte, trat Krista ihm mit dem Rücken zum Bewacher für eine Sekunde in den Weg, lange genug, um ihm etwas zuzuflüstern.
»Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe.«
Dann ging sie zur Seite und setzte sich zu den Guatemalteken, während Jack dem Bewacher folgte und sich an das zu erinnern versuchte, was Krista ihm gesagt hatte.
Der Mann führte ihn in den großen Raum neben der Küche, der gegenüber der Haustür lag. Früher einmal war dies das Wohnzimmer gewesen, jetzt sah es nur noch aus wie ein leerer Container, dessen Türen und Fenster mit dicken Sperrholzplatten vernagelt waren. Jack sog Pizzaduft ein und bekam Hunger.
Der Mann zeigte auf eine Stelle auf dem Boden neben der Tür und sagte Jack, er solle sich setzen. Der toughe Jugendliche war mit den beiden Bewachern in der hintersten Ecke zugange, und ein weiterer Bewacher sprach in der gegenüberliegenden Ecke mit einer Latina. Der Koreaner warf Jack einen kurzen Blick zu, dann funkelte er wieder seinen Bewacher wütend an.
»Ich heiße Samuel Rojas. Du kannst mich Sam nennen.«
Jack nickte, sagte aber nichts. Rojas hatte einen Spiralblock und einen Kugelschreiber.
»Da war ein silberner Mustang. War das deiner?«
»Ja. Wo ist er?«
»Du bist US-Staatsbürger?«
»Ja. Was haben Sie mit meinem Auto gemacht?«
»Woher kennst du Krista?«
»Ich kenne sie nicht. Nur ihre Mom. Sie und meine Mom sind befreundet. Was geht hier eigentlich verdammt noch mal ab? Wer sind Sie?«
»Wie heißt deine Mutter und wie lautet ihre Telefonnummer? Wir würden sie gern anrufen.«
»Viel Glück. Sie ist in China.«
Rojas sah ihn skeptisch an.
»Wohnt sie in China?«
»Eine Rundreise. Sie ist
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