Straße des Todes: Thriller (German Edition)
eine dumpfe Übelkeit, als sie begriff, dass das ganze Haus ein Gefängnis war, und mit einem Mal kam es ihr in der Küche heißer vor, obwohl die Klimaanlage auf vollen Touren lief.
Als sie saßen, schlug Rojas einen Spiralblock auf. Das Deckblatt zierte ein auf den Hinterläufen stehendes Einhorn.
»Wie heißt du?«
»Krista Morales.«
»Woher kommst du, Krista?«
»Aus Hermosillo. Das ist in Sonora.«
»Es ist sehr schön dort. Ich wollte schon immer mal hin. Ich komme aus Torreón in Coahuila. Da ist es nicht so schön.«
Während sie sprachen, machte Rojas sich Notizen auf seinem Spiralblock. Er hatte ein beruhigendes Lächeln und eine freundliche Stimme.
Krista hörte im Nebenzimmer eine asiatisch sprechende Stimme sowie die frustrierte Unterhaltung zweier Bewacher auf Spanisch. Keiner von ihnen sprach die fremde Sprache, daher konnten sie sich nicht mit dem Gefangenen verständigen.
»Hast du Familie unten in Hermosillo?«
»Nein, ich bin die Letzte. Die Tante, bei der ich gelebt habe, die ist gestorben.«
»Das tut mir leid zu hören. Kommst du deshalb in den Norden?«
»Ja. Zu Hause habe ich nichts mehr zu erwarten.«
»Hast du Familie im Norden? Oder einen Job?«
»Meine Mutter.«
Rojas lächelte, und Krista wusste, dass sie die richtige Antwort gegeben hatte. Sie hatte verzweifelt versucht, sich alles in Erinnerung zu rufen, was sie über die Arbeitsweise von bajadores wusste und was die Leute aus Guatemala ihr erzählt hatten.
»Aaah, das ist sehr gut für dich. Eine Mutter in deinem neuen Zuhause. Wo lebt sie?«
»Los Angeles. Ein Ort namens Eagle Rock.«
»Gut. Erwartet sie dich?«
»Ja. Sie hat den Sohn einer Freundin geschickt, um mich abzuholen.«
Jetzt legte Rojas seinen Kopf auf die Seite.
»Was für ein Freund ist das?«
»Der Sohn ihrer Freundin, Jack Berman. Der Anglo-Junge in meiner Begleitung. Er hat am Flugzeug auf uns gewartet, als Sie uns entführt haben.«
Rojas leckte sich über den Mund und sah zum Wohnzimmer hinüber, bevor er fortfuhr.
»Dieser Junge, ist er auch hier?«
»Ja. In dem Zimmer.«
Rojas ging zur Tür und winkte jemandem im Wohnzimmer zu. Einen Moment später trat ein dunkelhäutiger Mann mit langen Haaren und winzigen pechschwarzen Augen zu ihm. Der Mann starrte Krista an, während Rojas ihm etwas ins Ohr flüsterte. Sie unterhielten sich ruhig, dann ging der Mann wieder fort, und Rojas kam zurück, um ihre Unterhaltung fortzusetzen.
»Hat sie einen guten Job, deine Mutter?«
»Sie ist Haushälterin.«
»Das ist eine gute, anständige Arbeit. Hast du sonst noch Angehörige? Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen?«
»Nein. Nur meine Mutter.«
Rojas kritzelte schnell.
»Wie ist ihr Name und ihre Telefonnummer?«
»Warum wollen Sie das alles wissen?«
»Sie wird für unsere Unkosten aufkommen müssen, bevor wir dich abliefern. Bedauerlich, aber wenn sie bezahlt hat, lassen wir dich nach Hause gehen.«
»Sie ist Haushälterin.«
»Eine gute und anständige Arbeit, also hat sie wahrscheinlich Ersparnisse und vielleicht sogar einen großzügigen Arbeitgeber. Du wirst sie anrufen. Nicht jetzt sofort, aber später.«
Krista gab ihm den Namen und die Mobilfunknummer ihrer Mutter. Während Rojas diese Dinge in seinen Aufzeichnungen festhielt, kamen zwei Männer durch den Hauswirtschaftsraum herein – auf demselben Weg, auf dem Krista und die anderen ins Haus gebracht worden waren. Der erste Mann war groß und dunkelhäutig, hatte eingefallene Wangen und ein Habichtsgesicht. Krista dachte zunächst, er sei ein sehr braun gebrannter Anglo, merkte dann aber, dass er Araber war. Der andere war ein kleiner, stämmiger Latino mit breiten Schultern und dickem Bauch. Der große Mann blickte zu ihr herab, beachtete sie jedoch nicht weiter. Er trug eine enge Designerjeans und ein Strickhemd, das seine überentwickelten Arme und Schultern betonte. Das lange schwarze Haar hatte er sich zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Ein weiterer Blick auf sie, dann durchquerte er mit großen Schritten die Küche und ging zum Eingang, wo er nach jemandem namens Vasco rief. Sofort tauchte der Mann mit den winzigen Augen auf und lächelte breit, als er den Neuankömmling begrüßte. Krista sah, dass seine Zähne zerklüftet und an manchen Stellen abgebrochen waren, als hätte er viele Kämpfe hinter sich und das Gebiss nie richten lassen. Die beiden Männer verschwanden aus dem Eingangsbereich.
Der korpulente Mann wandte sich an Rojas und stieß ihn mit der Fußspitze
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