Straße des Todes: Thriller (German Edition)
Ich dachte, sie wären in der Küche.«
»Komm jetzt, mach die Schweinerei sauber. Das ganze Haus stinkt nach Pisse. Vergiss das Spülmittel nicht.«
Miguel hatte sich schon wieder abgewendet.
Jack schob das Messer in seine Hose und folgte Miguel zurück in die Hölle.
20.
Um diese Zeit am Morgen, mehr als eine Stunde vor Sonnenaufgang, verfolgte Jon Stone von seinem Haus in den Bergen oberhalb des Sunset Strip aus, wie Los Angeles sich golden verfärbte. Das Meer zu seiner Rechten war nur ein schwarzer Schmierfleck, der mit einem unergründlichen Nachthimmel verschmolz, während der erste Schimmer des neuen Tages über den Horizont sickerte. Schon bald würden die Ostseiten der Wolkenkratzer downtown das Licht einfangen, das bald darauf sein goldenes Feuer an die Hochhäuser des Wilshire Corridor übergeben und schließlich an den Gebäuden entlang des Hollywood Boulevard zu den Zwillingstürmen der Century Plaza Towers in Century City wandern würde.
Jon stand nackt auf der gefliesten Terrasse am Rand seines Pools, hob seine Hände zur Stadt und brüllte aus Leibeskräften.
»LECKT. MICH. AM. ARSCH.«
Dann brüllte er es noch lauter.
»LECKT! MICHHH! AM! ARSCHHHH!«
Jon liebte Los Angeles, er liebte sein Haus, und er liebte es, wenn er zu Hause war. Es war super, zurück zu sein.
Dann senkte er die Arme und sprach leise und mit ruhiger Stimme.
»Wieder mal geschafft, ihr Drecksäcke.«
Jon machte einen Salto vorwärts in seinen Pool, zog sich dabei so weit wie möglich zusammen, um eine schnellere Rotation zu erreichen, schlug auf das kalte Wasser, berührte den Boden des Pools, stieß sich ab und war in einer einzigen Bewegung wieder draußen, stand tropfend auf der Terrasse, no problemo . Es war nur ein kleiner Pool, aber dennoch – Jon hatte die Statur eines Turmspringers, war aber nie unter Wettbewerbsbedingungen gesprungen oder geschwommen. Auf dem College hatte er Football und Baseball gespielt, die ganzen vier Jahre Stabhochsprung gemacht und war Kapitän der Judo- und Fechtmannschaften gewesen. Während des ganzen Studiums arbeitete er nebenbei als Türsteher. Er beherrschte seinen Körper und genoss es, ihn zur Geltung zu bringen.
Er trottete ins Haus, ging zur Bar in seinem Wohnzimmer und wühlte im Kühlschrank nach einer Packung Apfelsaft. Sein Haus war dunkel bis auf die königsblaue LED-Kette unter der Bar und den Barschränken. Stimmungslicht, das sich auf den Stahlpaneelen und der schwarzen Marmorplatte spiegelte. Zuvor hatte Jon die vier schweren Glastüren in die dafür vorgesehene Vertiefung in der Wand geschoben, wodurch der Terrazzoboden innen mit der gefliesten Terrasse draußen zu einer Einheit verschmolz und sich sein Zuhause zum Pool hin und zu der Stadt dahinter öffnete.
Jon hatte das Anwesen gekauft, als die Immobilienpreise zu sinken begannen: ein hundertzehn Quadratmeter großes renovierungsbedürftiges Haus mit zwei Schlafzimmern, auf einem winzigen Grundstück an einer kleinen Seitenstraße des Sunset Plaza Drive. Es hatte einen unglaublichen Ausblick und war von außen überhaupt nicht einsehbar. Jon verfügte zwar über ein gutes Einkommen, doch hatte das Haus seine Möglichkeiten überstiegen, sowohl damals als auch heute, also flossen nahezu seine gesamten Einkünfte in die Renovierung. Deckenhohe gläserne Schiebetüren, Terrazzoböden, Terrasse mit italienischen Fliesen und ein grauer französischer Pool. Die beiden winzigen Schlafzimmer hatte er zu einem großen Zimmer mit verblüffenden Blick auf die Stadt zusammengelegt und zudem eine Badewanne mit Whirlpool, eine extra große Dampfdusche und einen begehbaren, sechs Meter breiten Wandschrank aus Walnussholz angeschafft, der praktisch leer war. Die Casa Stone: Arbeitsflächen aus schwarzem Marmor, deutsche Badezimmerarmaturen, japanische Toiletten und eine absolute Profiküche. Hauselektronik einschließlich Audio, Video, Klima und Alarmanlage auf dem neuesten Stand der Technik. Jon steckte sein gesamtes Geld in das Haus. Es war seine Leidenschaft. Ein noch nicht abgeschlossenes Kunstwerk. Ein Besessensein von einem Haus, in dem er nicht lebte.
Seine Waffen bewahrte er woanders auf.
Die meisten davon.
Jon schnappte sich einen Saftkarton, kehrte dann auf die Terrasse zurück, wo er sich auf eine Chaiselongue fallen ließ, immer noch nass vom Pool. Das Wasser war kalt gewesen, die Luft vor Tagesanbruch sogar noch kälter, doch das machte Jon nichts aus. Er hatte zwanzig der vergangenen einundzwanzig Tage
Weitere Kostenlose Bücher