Straße des Todes: Thriller (German Edition)
Mochte die Frauen. Mochte Karaoke. Die Koreaner standen total auf Noraebang.
»Vielleicht weiß ich was. Ich müsste sehen.«
»Weißt du nun was oder nicht?«
»Vielleicht.«
»Kannst du Arabisch?«
Bamm! Aus heiterem Himmel. Und jetzt lächelte Stone. Es gab viele arabische Dialekte, vom marokkanischen Arabisch, durchsetzt mit Berberworten, die oft nicht mal arabisch klangen, bis zum aristokratischen Arabisch, das von der saudischen Königsfamilie gesprochen wurde und völlig anders war als das, was man auf der Straße zu hören bekam.
»Enta bethahraf aina be naifham kuiais. eish auzanee le olak bel logha arabeia.«
Jon antwortete mit dem Arabisch der Straße, sagte, Pike sei doch bekannt, dass er die Sprache fließend spreche, und wollte wissen, was er für ihn übersetzen solle.
Jon Stone sprach fließend Englisch, Arabisch, Koreanisch, Chinesisch, Spanisch, Russisch und Französisch. Er kam über die Runden in Farsi, Japanisch, Deutsch und drei verschiedenen afrikanischen Dialekten. In der Schule hatte er lediglich Englisch und Französisch gelernt.
»Schreib dir die Adresse auf«, sagte Pike. »Komm her und sieh’s dir selbst an.«
»Ich hab keine Zahl gehört.«
»Komm her.«
»Ich war bis gerade eben weg, Mann – ich bitte dich.«
Pike antwortete nicht, und Stone wusste, dass er wartete.
»Zwanzig von den letzten einundzwanzig. Ich rieche immer noch nach Kamelen.«
»Dich kribbelt’s ja schon wieder in den Fingern.«
Stone starrte auf das fahle Licht im Osten und musste sich eingestehen, dass Pike ihn an der Angel hatte. Achtzehn Stunden zu Hause, und schon wollte er wieder weg.
»Wie sieht’s aus mit Geld?«
»Kein Geld. Es geht um Cole.«
»Der Arsch arbeitet doch für Scheiße. Warum verplemperst du deine Zeit mit diesem Kerl?«
»Wenn du nicht helfen kannst, vergessen wir das Ganze. Wenn ja, schulde ich dir einen Gefallen.«
Jetzt spitzte Stone die Ohren. Pikes Gefallen bedeuteten bares Geld. Er seufzte und stöhnte dramatisch, als sei das allein schon unglaublich schrecklich, aber er hatte sich bereits entschieden.
»Okay. Alles klar. Wo bist du?«
Pike nannte ihm die Adresse.
Stone machte sich nicht die Mühe, sie aufzuschreiben, er würde sie nicht vergessen. Jon Stone vergaß nie etwas, und hatte noch nie etwas vergessen. Er konnte immer noch Passagen aus irgendwelchen Schulbüchern der Junior High auswendig hersagen, ebenso die Bedienungs- und Wartungshandbücher des leichten Maschinengewehrs M249 SAW sowie siebenundzwanzig weiterer Nahkampfwaffensysteme. Außerdem beide Bände von Mastering the Art of French Cooking von Julia Child. Und zwar Wort für Wort. Jedes einzelne Wort eines jeden Dokuments, Buchs oder Zeitungsartikels, den er je gelesen hatte. Die Schule war leicht gewesen. Delta hart. Jon mochte es hart.
»Sei in dreißig Minuten hier.«
Stone legte das Telefon auf seinen Bauch. Weit im Süden senkte sich eine Reihe heller Lichter Richtung LAX, den internationalen Flughafen, hinab. Vor achtzehn Stunden hatte er angeschnallt in einem dieser Lichterhaufen gesessen.
Jon legte beide Hände um seinen Mund und brüllte so laut er konnte.
»LECKT MICH AM ARSCHHHHHHH!«
Weiter unten am Hang antwortete eine andere Stimme.
»Halt verdammt noch mal die Schnauze, Arschloch!«
Jon Stone lachte, nackt vor seinem Haus über einer goldenen Stadt stehend, dann ging er hinein, um sich für den Tag anzukleiden.
21.
Thomas Locano rief mich am nächsten Morgen um sechs Uhr an. So früh, dass in dem Tal hinter meinem Haus immer noch die Nebelschwaden vom Vortag hingen, die langsam erst verblassten. Ich hatte auf der Couch geschlafen.
»Ich hätte nicht erwartet, so schnell von Ihnen zu hören. Ist alles in Ordnung?«
»Entschuldigen Sie bitte die frühe Störung, aber ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich womöglich zeitig anrufe.«
»Ja, Sir, das haben Sie. Ist auch kein Problem.«
»Können wir uns um sieben in Echo Park treffen?«
Ich rollte mich von der Couch und ging zur Küche. Dieser schwarze Kater, der bei mir lebt, wartete neben seiner Schüssel – aber nicht darauf, dass ich ihn fütterte. Er hatte sich selbst etwas mitgebracht. Ein fünfunddreißig Zentimeter langes Stück einer Königsnatter lag auf dem Boden neben dem Napf. Es zuckte immer noch. Vielleicht wollte er mit mir teilen.
»Haben Sie etwas über den Syrer herausfinden können?«, fragte ich.
»Ich habe jemanden gefunden, der ihn kennt. Wir werden ihn gemeinsam aufsuchen, wenn wir uns
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