Straße des Todes: Thriller (German Edition)
in einer Höhe von über dreieinhalbtausend Metern im afghanischen Hindukusch verbracht, nicht weit entfernt vom Khaiber-Pass dicht an der pakistanischen Grenze. Es war erheblich kälter gewesen als in seinem wunderschönen Haus hoch über dem Sunset Strip. Von hier konnte er das Whisky auf dem Strip sehen. Ebenso die großen roten, blauen und grünen Gebäude des Pacific Design Center an der Melrose Avenue, wo er den größten Teil seiner Möbel gekauft hatte; bar bezahlt.
Jon Stone war ein professioneller Sicherheitsdienstleister – ein PMC, ein Professional Military Contractor oder auch schlicht und einfach: ein Söldner. Heutzutage verdiente er sein Geld zumeist damit, dass er andere Profis gegen eine Gebühr von fünfzehn Prozent weitervermittelte, auch wenn er gelegentlich noch selbst Spezialkommandos leitete und für gewisse Firmen und Regierungen arbeitete, namentlich für die guten alten Vereinigten Staaten von Amerika.
Stone besaß die entsprechenden Qualifikationen, und wie bei vielen Elitesoldaten waren seine Referenzen erstaunlich. Er hatte die Princeton University mit Hilfe eines Stipendiums der National Merit Scholarship Corporation besucht und dort Geschichte und Philosophie studiert, obwohl er die meiste Zeit mit Biertrinken und Sport verbrachte. Das Studium selbst war für ihn mehr eine Nebensache, dennoch schloss er mit einem Prädikatsexamen ab, woraufhin er sich bei der United States Army verpflichtete. Verstand sich von selbst. Sein besonderes Interesse in Geschichte hatte den großen Kriegen und Generälen gegolten und den gewaltigen Land- und Seefeldzügen, die Weltgeschichte schrieben und einige wenige Männer zu wahrer Größe wachsen ließen.
Gott VERDAMMT, aber Jon liebte diesen Kram!
OCS. Airborne, Ranger, Special Forces, Delta. Die Delta Force war heiß, alles andere ziemlich einfach gewesen. Extrem schnelle Angriffstechniken. Arbeiten mit Explosivstoffen. Geiselrettung. Für Jon ein Klacks. Er liebte es, Soldat zu sein, genoss die Gesellschaft gleichgesinnter Männer, liebte den Lärm und die Fertigkeiten und die irrwitzig waghalsigen Abenteuer, die unbedeutenderen Männern Angst einjagten.
Unbedeutenderen.
Männern.
Jon musste grinsen, selbst jetzt noch, während er über seine Stadt blickte.
Dreizehn Jahre im Einsatz, davon die letzten vier bei der Delta, und dann hatte Jon sich selbstständig gemacht. Zeit, etwas anderes zu sehen und zu tun. Ein bisschen Abwechslung ins Leben bringen. Jon war sechsmal verheiratet gewesen. Längerfristige Bindungen rangierten nicht sehr weit oben auf seiner Liste. Er liebte es, eine Mission, eine Aufgabe zu haben und diese Sache zu erledigen, und wenn er dabei den einen oder anderen Arschtritt austeilen und auch noch ein paar Mäuse verdienen konnte, umso besser. Wenn es brenzlig wurde und sein Puls so richtig auf Touren kam, dann war das allemal besser, als Arterienverkalkung zu bekommen.
Jetzt, achtzehn Stunden nachdem er aus der Maschine aus Afghanistan gestiegen war und auf seiner Terrasse lag, während die Stadt unter ihm funkelte und seine lahmarschigen Nachbarn noch pennten, überlegte Jon schon wieder, was wohl als Nächstes kam.
Sein Telefon vibrierte. Ein weit entferntes Summen auf den Fliesen unter der Chaiselongue.
Stone warf einen Blick auf das Display, erkannte Pikes Nummer und nahm das Gespräch sofort an. Er hatte Joe Pike in der Vergangenheit bereits das eine oder andere Mal gebucht, und er hatte auch schon mit ihm zusammengearbeitet. Jon konnte ihn für zweitausend pro Tag haben, zwanzig Riesen Minimum, im Voraus und garantiert. Spezialeinsätze, da gab’s nach oben keine Grenze. Und Pike war sehr, sehr speziell.
»Lass uns Geld verdienen, Bruder. Ich rieche Bares.«
Pikes leise Stimme drang an sein Ohr.
»Du sprichst Koreanisch, oder?«
»Juh nun han gook mal ul mae woo jal hap ni da, moo aht ul al go ship eu sae yo?«
Womit Jon sagte, er spreche perfekt Koreanisch, und fragte, was Pike wissen wolle.
»Wie steht’s mit dem koreanischen organisierten Verbrechen?«
Jon hatte einige Zeit sowohl in Süd- als auch in Nordkorea verbracht und konnte Hangul lesen, die moderne koreanische Buchstabenschrift. Doch da die Frage so völlig aus heiterem Himmel kam, wurde er misstrauisch.
»Kommt drauf an. Hier oder in Korea?«
»Ich observiere gerade ein Lokal am Olympic. Die Leute, an denen ich dran bin, könnten zum organisierten Verbrechen gehören.«
Stone versuchte, unverbindlich zu klingen. Er kannte Koreatown gut.
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