Straße des Todes: Thriller (German Edition)
fragte sich, ob sie wohl entsprechende Anweisungen erhalten hatten und wenn ja, von wem.
Er blieb fast eine ganze Stunde allein, bis eine geschäftsmäßig wirkende Frau mit kurzen braunen Haaren hereinkam. Er lächelte, als er sie sah. Sie trug ein zerknittertes schwarzes Kostüm, und Jon fand, sie sah müde aus.
»Wie geht’s Ihnen hier drinnen denn so, Mr. Stone?«
»Bestens, Ma’am. Und wie geht’s Ihnen?«
Jon stand auf, so gut es mit den Handschellen ging, und sie machte ihm ein Zeichen, er solle sich wieder setzen.
»Bitte, setzen Sie sich. Ich hatte schon bessere Tage, allerdings vermute ich, das können Sie von sich auch sagen, nicht wahr?«
»Es gab bessere, es gab schlechtere. Gehört zum Job.«
Sie nahm ihm gegenüber Platz.
»Und was für ein Job könnte das wohl sein?«
Jon schenkte ihr eines seiner strahlendsten Lächeln.
»Ich bin Militärberater und stehe bei der Regierung der Vereinigten Staaten unter Vertrag und mit deren Billigung auch bei gewissen multinationalen Unternehmen.«
Sie erwiderte das Lächeln und hob die Augenbrauen, als wäre er ein Vollidiot.
»Wirklich?«
»Wirklicher geht’s nicht.«
Sie verschränkte die Hände und stellte sich vor. Nancie Stendahl. ATF. Assistant Deputy Director, Washington. Jon war beeindruckt. Offensichtlich war sie für die Pinetta-Festnahme verantwortlich, und hier saß sie nun in diesem Vernehmungszimmer. Allein. Sehr interessant.
Sie räusperte sich und machte es noch interessanter.
»Kennen Sie einen Mann namens Elvis Cole, und haben Sie eine geschäftliche Verbindung zu ihm?«
Das erwischte Jon eiskalt, dennoch antwortete er ohne Zögern.
»Kommt mir irgendwie bekannt vor. Ein Sänger?«
»Ich versuche ihn zu finden.«
»Wünschte, ich könnte Ihnen helfen.«
»Mr. Haddad sagt, dass Sie ebenfalls nach ihm suchen.«
»Ich kenne keinen Mr. Haddad.«
»Kennen Sie einen Mann namens Joe Pike?«
Jon schenkte ihr das Lächeln, mit dem er wie ein patrouillierender Tigerhai aussah.
»Ich würde gern meinen Anwalt dabeihaben, bevor wir uns weiter unterhalten. Ich habe die Detectives bereits gebeten, ihn zu verständigen, aber sie haben mir nur eine rüpelhafte Antwort gegeben.«
Zum ersten Mal spannte sich jetzt ihr Gesicht verärgert an.
»Sie haben ihnen eine Washingtoner Nummer genannt und ihnen gesagt, sie sollen den stellvertretenden Direktor der National Security Agency anrufen.«
»Ja, Ma’am. Er wird Ihren Anruf entgegennehmen, wenn Sie ihm meinen Namen nennen. Der Junge hat mich auf Kurzwahltaste.«
Sie ging nicht weiter darauf ein, was Jon noch mehr beeindruckte. Diese ganze »Ich-hab-ein-Recht-auf-einen-Anwalt«-Geschichte ließ sie völlig kalt.
»Mr. Haddad behauptet, Sie und Mr. Pike hätten einen Mann namens Dennis Orlato sowie einen kolumbianischen Staatsbürger mit dem Namen Pedro Ruiz nicht weit von hier in der Wüste ermordet.«
Jon ließ sein Haigrinsen noch breiter werden.
»Klingt ziemlich weit hergeholt. Hat die Abfrage meiner Fingerabdrücke irgendwas ergeben?«
Jons Fingerabdrücke waren bei seiner Festnahme digital eingescannt und automatisch an das Justizministerium übermittelt worden, um das Vorstrafenregister abzufragen und die Identität zu überprüfen. Jon wusste, was in seiner Akte stand, und wartete nun auf ihre Reaktion.
»Ja. Sie sind nicht vorbestraft und haben eine interessante Militärakte.«
»Sagten Sie ›interessant‹?«
»Ja. Leer bis auf den Hinweis, man möge für weitere Einzelheiten das Verteidigungsministerium kontaktieren.«
»Hm, tja. Das machen sie manchmal. Bei Leuten mit besonderen Aufgaben, wenn Sie verstehen, was ich meine?«
Jon hob die Augenbrauen und lächelte wieder.
»Ich kenne die Gründe, Mr. Stone. Mr. Haddad behauptet weiter, Mr. Pike habe Orlato aus kürzester Entfernung in den Kopf geschossen.«
»Wieder so eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte. Haben Sie seine grünen Zähne gesehen? Ein Drogensüchtiger.«
»Wo ist Mr. Pike jetzt?«
»Keine Ahnung.«
»Mr. Haddad sagt, Mr. Pike sei zusammen mit Ihnen in dem Jeep gewesen und nur wenige Sekunden vor Ihrer Festnahme geflüchtet.«
»Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Wenn Sie eine Lüge glauben, glauben Sie auch alle anderen.«
Sie sah auf ihre verschränkten Finger, und nun begriff Jon, dass sie sie verschränkt hatte, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Sie schaute wieder auf und leckte sich über die Lippen.
»Das ist keine Lüge. Eine Frau namens Nita Morales hat Mr. Cole
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