Straße des Todes: Thriller (German Edition)
erreichen. Robinson hinterließ ebenfalls eine Nummer, allerdings von einem Washingtoner Anschluss. Dem Zeitstempel der Aufnahme zufolge war die Nachricht sechzehn Minuten vor Kaufmans Besuch in Pikes Geschäft hinterlassen worden.
Als Nächstes rief Pike in Elvis Coles Büro an. Er hatte keine Möglichkeit, Coles private Mailbox abzuhören, kannte aber den Wiedergabecode für den Anrufbeantworter in seinem Büro, wo er auch prompt zwei weitere Nachrichten des ATF vorfand. Die jüngste war gestern Morgen von Agent Kaufman hinterlassen worden, die ältere am Tag zuvor von einer Frau namens Nancie Stendahl, ebenfalls vom ATF. Sie bat Mr. Cole, sie baldmöglichst zurückzurufen und hinterließ eine Nummer in Washington, aber keine weiteren Nachrichten oder Informationen.
Pike notierte sich ihre Kontaktdaten, wie er es auch bei den anderen getan hatte, dann steckte er sein Telefon ein. Cole war für das ATF offenbar so wichtig, dass man es sowohl aus Washington als auch aus L.A. versuchte, und Pike war überzeugt, es hatte mit dem Syrer zu tun, doch er wusste nicht, wie ihm dieses Wissen helfen konnte, Cole zu finden.
Pike dachte an die Übergabehäuser. Zusammen mit dem, in dem die Inder ermordet worden waren, waren es drei. Die Anzahl der Häuser, die dem Syrer zur Verfügung standen, beunruhigte ihn, und auch die Sperrholzplatten waren seltsam. Es leuchtete ihm ein, dass der Syrer Männer losschickte, um DNA und kriminaltechnisch verwertbare Spuren zu beseitigen, aber sich die Zeit zu nehmen, das Sperrholz zu entfernen, kam ihm unnötig riskant vor. Je länger ein Krimineller an einem Tatort blieb, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass er gefasst wurde. Der Syrer war offensichtlich der Meinung, dieses Risiko müsse eingegangen werden. Pike fragte sich, ob das vielleicht damit zusammenhing, wie er an diese Häuser herankam.
Er ließ den Rover an und fuhr Richtung Süden zu dem Haus in Indio.
Zu dieser späten Stunde war die Gegend ruhig und das Haus dunkel. Die Garage mit dem eingedrückten Tor sah nach wie vor aus wie eine klaffende schwarze Höhle. Falls jemand vorbeigekommen war, um den Schaden zu begutachten, hatte er keine Spuren hinterlassen.
Pike rollte langsam am Haus vorbei, weil er wissen wollte, ob es von irgendwem beobachtet wurde, dann parkte er eine Straße weiter und näherte sich dem Grundstück von der Rückseite. Er kontrollierte die benachbarten Häuser, Gärten, Dächer und Fahrzeuge. Als er überzeugt war, dass niemand das Haus überwachte, kehrte er zum Rover zurück, umrundete erneut den Block und parkte vor dem Haus der Hunde-Lady.
Hinter ihren Fenstern brannte Licht, also ging Pike zu ihrer Haustür. Er wusste, dass sie um diese späte Uhrzeit nur widerstrebend die Tür öffnen würde, also nahm er die Sonnenbrille ab, damit er etwas weniger bedrohlich wirkte, und klopfte sich den Schmutz von Jeans und Sweatshirt.
Der große Schäferhund bellte, als Pike halb die Einfahrt hinauf war, und bellte weiter, als die Frau ihn anbrüllte, er solle das Maul halten. Ein ähnliches Verhaltensmuster wie das Tauziehen auf ihrem gemeinsamen Spaziergang.
Pike klingelte, und das Bellen steigerte sich zur Raserei.
»Schnauze! Würdest du bitte deine Schnauze halten! Mein Gott! Was soll ich nur mit dir machen?«
Die Nähe ihrer Stimme verriet ihm, dass sie gerade durch den Spion sah.
»Es ist spät. Was wollen Sie?«
»Mein Name ist Pike. Ich würde Sie gern zu dem Haus nebenan etwas fragen.«
»Was? Mein Gott, kannst du endlich mal das Maul halten, ich kann den Mann nicht verstehen! Tut mir leid, was ist mit dem Haus?«
Pike trat von der Tür zurück und wartete. Ein paar Sekunden später ging die Tür einen Spaltbreit auf, und der Hund bellte noch lauter.
Die Frau linste durch den Spalt. Sie stand vornübergebeugt, weil sie den Hund am Halsband festhielt. Das Auge der Frau war dunkelbraun, das des Hundes goldgelb.
»Ich hab Sie nicht verstanden. Tut mir leid. Sie ist sehr wachsam.«
Pike betrachtete das goldgelbe Auge.
»Sie hat Angst. Sie wird erst Ruhe geben, wenn Sie die Tür öffnen.«
»Ich mache keine Witze. Sie beißt.«
»Das wird sie nicht.«
Die Frau öffnete die Tür weit genug, dass die Schäferhündin ihren Kopf hindurchschieben konnte, aber sie hörte nicht auf zu bellen. Es war ein hübsches Tier mit einer schwarzen Maske, die sich zwischen ihren dunkel goldgelben Augen zu einem goldenen Ton aufhellte. Jetzt blockierte die Frau die Tür mit der Hüfte, damit der
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